15. August 1534 Ignatius von Loyola gründet Jesuitenorden
Zunächst war der Papst misstrauisch, als Ignatius von Loyola mit seinen heißblütigen Reden auftrat. Doch bald erwies sich der 1534 gegründete Jesuiten-Orden als Speerspitze der Gegenreformation. Neben Armut, Ehelosigkeit und Gehorsamverpflichten sich die Ordensangehörigen zu besonderem Gehorsam gegenüber dem Papst. Autorin: Brigitte Kohn
15. August
Dienstag, 15. August 2023
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Frank Halbach
Vor Wilhelm Buschs spitzer Feder war nichts sicher, auch die Geistlichkeit nicht:
"Pater Luzi aber schleichet
heimlich lauschend um das Haus.
Ein pechschwarzes Ei der Rache
Brütet seine Seele aus."
Pater Filucius ist ein Jesuit. Im nächsten Bild kann man ihn dabei beobachten, wie er jemand Gift in die Suppe träufelt.
Armut, Keuschheit, Hierarchie
Die Gesellschaft Jesu hatte Macht. Ihre Mitglieder waren führend in Bildung und Wissenschaft, wirkten als Erzieher und Seelsorger an den Fürstenhöfen Europas, erkundeten als Missionare die entferntesten Winkel der Erde. Das brachte ihnen Bewunderung ein - und Feindschaft.
Dabei hatte alles ganz klein angefangen. Am 15. August 1534 gelobte der baskische Adelige Ignatius von Loyola, Student in Paris, zusammen mit sechs Studiengefährten in einer Kapelle auf dem Montmartre Armut und Keuschheit. Aber bis Papst Paul III. der Ordensgründung 1540 den offiziellen Segen gab, gingen noch sechs unruhige Jahre ins Land. Die Kurie war misstrauisch. Denn erstens war Ignatius wegen seiner heißblütigen Predigten schon mehrfach ins Visier der Inquisition geraten. Und zweitens bestand er mit seltener Dickschädeligkeit auf allerhand Extrawünschen: keine Ordenstracht für die Gemeinschaft, kein gemeinsames Chorgebet, keine Bußübungen. Stattdessen eine straffe hierarchische Struktur, strikter Gehorsam, Brüder mit exzellenter Bildung und der flammenden Bereitschaft, in allen Gegenden der Erde unterwegs zu sein. Ignatius lehrte, dass Gott überall und in allen Dingen zu finden sei, nicht nur im Gebet. Und dass Seelsorge das Wichtigste ist.
Die Einsicht kam spät. Daraus hat er nie einen Hehl gemacht. Als junger Mann, so lesen wir in seiner Autobiografie, "war er dem Glückspiel sehr zugetan und ausschweifend im Umgang mit Frauen, streitsüchtig und begierig, sein Schwert zu gebrauchen". Bis ihm eine Kanonenkugel im Kampf gegen die Franzosen 1521, da war er dreißig Jahre alt, die Beine zerschmetterte. Kaum waren die rettenden Operationen überstanden und die grauenhaften Schmerzen erträglich, verlangte er nach seinem üblichen Lesestoff: galante Ritterromane. Die Burg hatte aber nur fromme Schriften über das Leben Christi und der Heiligen auf Lager. Besser als nichts, mag Ignatius sich gedacht haben und vertiefte sich darin – mit wachsender Leidenschaft. In einem langen, krisengeschüttelten seelischen Umwälzungsprozess wurde aus dem Offizier und Lebemann ein Soldat Christi.
Speerspitze der Gegenreformation
Und der gab seiner Kirche den Orden, den sie dringend brauchte. Zermürbt von inneren Missständen und den Angriffen der Reformatoren, rang sie um Erneuerung. Die Jesuiten wurden schnell zur flexiblen, effizienten Stoßtruppe des Papstes und zur Speerspitze der Gegenreformation. Mit seinen wirkungsmächtigen Exerzitien schuf Ignatius ein modernes Instrument der Gewissenserforschung und Kontemplation.
Ignatius wurde 1540 zum Generaloberen gewählt und muss in Arbeit fast ertrunken sein. Der Orden wuchs schnell. Ignatius schrieb unablässig Briefe, 6815 sind erhalten. Noch auf dem Sterbebett im Juli 1556 diktierte er und versäumte es so, rechtzeitig nach dem Priester für die Letzte Ölung zu schicken. Die Ehre der Altäre war ihm trotzdem sicher: 1622 wurde er heiliggesprochen.