Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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24. Dezember 1818 In der Christmette wird erstmals "Stille Nacht" gesungen

Eine Weihnachtsgeschichte, deren Ergebnis mittlerweile längst Bestandteil aller folgenden Weihnachten geworden ist: Die Entstehung von "Stille Nacht, heilige Nacht". Autorin: Anja Mösing

Stand: 24.12.2018 | Archiv

24.12.1818: In der Christmette wird erstmals "Stille Nacht" gesungen

24 Dezember

Montag, 24. Dezember 2018

Autor(in): Anja Mösing

Sprecher(in): Johannes Hitzelberger

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Was für eine Geschichte! Wie gemacht für Weihnachten!

Und ihr dramatischer Höhepunkt liegt auch noch genau auf Heiligabend.

Was will man mehr?

Außerdem kommt alles schon "in echt" drin vor, was sonst für eine gute Weihnachtsgeschichte erst zusammen fantasiert werden muss: Freundschaft, Armut, Leidenschaft, die Heilige Nacht, im Hintergrund: schneebedeckte Berge und ein Lied, das wirklich jeder mitsingen kann.

Schließlich dreht sich die Geschichte um das bekannteste Lied der Welt. Und: es gibt ein Happy End. Irgendwie.

Eine Weihnachtsgeschichte

Schon die Kindheit der beiden Helden in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts ist filmreif und ein paar Rückblenden wert: Der eine wächst in der Stadt auf, im Arbeitermilieu Salzburgs: Joseph Mohr. Er ist das vierte uneheliche Kind einer Strickerin, sein Vater ein fahnenflüchtiger Soldat. Josephs musikalisches Talent muss schon als Kind auffällig gewesen sein, denn der Salzburger Domvikar unterstütze ihn finanziell. Dadurch konnte Mohr eine Klosterschule besuchen, musizieren, Theologie studieren und bekam mit 23 Jahren die Priesterweihe, dann bald eine Stelle rund 20 Kilometer nördlich von Salzburg.

Hier, im kleinen Oberndorf, das damals oft von der Salzach überschwemmt wurde, spielt die Haupthandlung dieser Weihnachtsgeschichte. Den Menschen ging es nicht gut. Sie verarmten mehr und mehr, denn die Salzschifffahrt wurde seit einer neuen Grenzziehung zwischen Österreich und Bayern auf der anderen Seite der Salzach, im bayerischen Laufen abgewickelt.

In der Oberndorfer Schifferkirche St. Nikola bessert Franz Xaver Gruber als Organist und Kantor sein Gehalt auf. Eigentlich ist er im Nachbarort Schullehrer, einer mit Leib und Seele. Er war als Sohn armer Leinenweber im österreichischen Innviertel aufgewachsen. Auch sein musikalisches Talent wurde früh erkannt und gefördert. Gruber ist nur fünf Jahre älter als Joseph Mohr.

Ein Welthit

Die beiden jungen, engagierten Männer Gruber und Mohr treffen sich oft.

Auch am 24. Dezember 1818. Da gibt der Priester seinem Freund Gruber einen Text, den er schon zwei Jahre zuvor geschrieben hat. Bis zum Abend soll Gruber ihm eine passende Melodie dazu komponieren. Eine für zwei Solostimmen, Chorgesang, und nicht  für Orgel-, sondern für Gitarren-Begleitung! Mohr liebte Gesang zur Gitarre.

Klingt nach einem verdammt knappen Auftrag. Aber für einen leidenschaftlichen Musiker wie Gruber kein Problem! Bis zum Abend hat der Kantor die Melodie fertig und übt das neue Lied auch gleich mit dem Kirchenchor und Mohr ein.

Als Priester Mohr dann nachts, in der Schifferkirche, am Ende der Christmette, seine Gitarre nimmt und für die Gemeinde zusammen mit dem Chor und dem Kantor zum ersten Mal "Stille Nacht, heilige Nacht" vorträgt, gefällt es allen sehr!

Die Freunde haben ein Lied in die Welt gesetzt, das eine große Karriere vor sich hatte.

Bis heute wurde es in 170 Sprachen übersetzt und gehört seit langem weltweit zu Weihnachten wie der Stall von Bethlehem. Und – natürlich wurde die Entstehungsgeschichte schon mehrfach verfilmt: sie ist eben wie gemacht für Weihnachten.


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