Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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2. Juli 1998 J.K. Rowling veröffentlicht zweiten Band von "Harry Potter"

Heute ist er der wohl berühmteste Zauberschüler weltweit. Am Anfang glaubte niemand recht an ihn und seine Geschichte, außer seiner Autorin: Harry Potter wurde ihr Meisterwerk.

Stand: 02.07.2018 | Archiv

02.07.1998: J.K. Rowling veröffentlicht zweiten Band von "Harry Potter"

02 Juli

Montag, 02. Juli 2018

Autor(in): Johannes Roßteuscher

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Susi Weichselbaumer

Eine junge Frau, 25, Engländerin, rötliche Haare, im Zug von Manchester nach London. Sie schaut aus dem Fenster, denkt an nichts. Plötzlich schießt ihr eine Idee in den Kopf, eine Eingebung aus heiterem Himmel. Das Bild eines mageren, schwarzhaarigen Jungen mit Brille. Keine Eltern mehr, besonders begabt, unterdrückt, auserwählt ...

"Schaust mächtig aus wie Dein Vater. Aber die Augen hast Du von Deiner Mom"

Die junge Frau ist aufgeregt wie noch nie zuvor. In ihrer Handtasche sucht sie einen Stift. Sie findet nichts, nicht einmal einen Eyeliner. Der Zug hat vier Stunden Verspätung und in dieser Zeit stürzt eine ganze Geschichte auf die junge Frau herein. Eine Geschichte? Ein Epos. Sieben Teile, eine ganze, andere, verzauberte Welt.

"Bahnsteig was?" - "Neun dreiviertel"

Alles magisch…

Zuhause beginnt die Frau sofort, die Geschichte aufzuschreiben. Wie frisch verliebt fühlt sie sich. In ihre Ideen und ihre Hauptfigur mit der Neigung, allen zu helfen und dabei fast alle Regeln zu übertreten. "Soso", sagte Professor Snape schneidend.

Drei Jahre später. Die junge Frau lebt jetzt in der schottischen Hauptstadt Edinburgh; mittlerweile geschieden, alleinerziehend, bekommt Sozialhilfe. Täglich schiebt sie ihre einjährige Tochter im Kinderwagen durch die mittelalterliche Stadt. Wenn das Mädchen einschläft, schlüpft sie in eines der Cafés und schreibt weiter an ihrer Geschichte. Alleine vom ersten Kapitel verfasst sie nach eigener Aussage 15 Varianten.

"Viel Glück Harry", murmelte Dumbledore, machte auf dem Absatz kehrt und war verschwunden.

Endlich!!!

Nochmal zwei Jahre später, August 1996, ein Freitagnachmittag. Die mittlerweile 31-jährige bekommt einen Anruf von ihrem Literaturagenten. Er hatte ihr Manuskript gut gefunden und angenommen, ihr aber kaum Hoffnung gemacht.  Jetzt: "Joanne, Dein Buch wird gedruckt." 

"Es war – nach der Geburt meiner Tochter – der schönste Tag in meinem Leben", wird sie später erzählen.

"Ich bin was? " - "Du bist n Zauberer, Harry", sagte Hagrid."Und ich würd sagen, n' verdammt guter."

Der renommierte Bloomsbury-Verlag will ihre Geschichte drucken. Je nach Quelle haben vorher acht, neun oder zwölf andere Verlage abgesagt. Auf den Rat ihres Verlags arbeitet die Frau weiter als Lehrerin – beginnt aber sofort mit dem zweiten Band. Wieder überwiegend im Café, wieder mit der Hand. Am 2. Juli 1998 kommt "Harry Potter and the Chamber of Secrets" von Joanne K. Rowling in Großbritannien in die Buchgeschäfte.

Als kurz darauf ein großer Verlag in den USA anbeißt, kommt die erste Welle der Pottermania in Schwung. Erstmals in der Geschichte sind die drei ersten Plätze der Bestsellerliste der New York Times von Büchern eines Autors belegt: Harry Potter, Band 1 bis 3.

"Fantastisch! Das ist ja wie Zauberei!", sagte Gilderoy Lockhardt.

Harry beginnt, die Welt zu verändern. Kinder, die nie zuvor freiwillig ein Buch gelesen haben, stürmen um Mitternacht die Buchhandlungen, um den neuesten Band zu kaufen, LKWs mit Buchauslieferungen werden gestohlen; der ganzen Branche geht es besser, wenn eine neue Folge herauskommt. "Er wird berühmt werden. Jedes Kind in unserer Welt wird seinen Namen kennen." Albus Dumbledore, der weise Schulleiter von Hogwarts, hat es schon im ersten Kapitel gewusst.


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