Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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12. Januar 1922 Jacob Fahrni meldet Balkenmäher zum Patent an

Ein Balkenmäher ist eine Mähmaschine zum Mähen von Gras oder dünnem Gehölz. Angeblich benutzen ihn schon die alten Gallier. Aber mit Motor? Wer hat den erfunden? Natürlich die Schweizer - genau gesagt: Jacob Fahrni. Seitdem gibt es Lärmwettstreit am Zaun statt Gartenvogelkonzert. Autor: Thomas Grasberger

Stand: 12.01.2023 | Archiv

12.01.1922: Jacob Fahrni meldet Balkenmäher zum Patent an

12 Januar

Donnerstag, 12. Januar 2023

Autor(in): Thomas Grasberger

Sprecher(in): Ilse Neubauer

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Lang ist die Liste nützlicher Erfindungen des Menschen. Noch länger allenfalls die der unnützen. Bei der Letztgenannten steht ganz oben - noch vor der Pizzaschere, dem Diätwasser und der benzinbetriebenen Taschenlampe - unser guter alter Laubbläser. Ein Gerät, das auf der Sinnlosigkeits-Skala von Vielen eine glatte Zehn bekommt. Was vermutlich daran liegt, dass der Laubbläser hauptsächlich der Erzeugung von Höllen-Lärm dient. Und nebenbei noch der Staub-Verteilung von hier nach dort, beziehungsweise von dort nach hier. Die oft mit Stolz beworbene Blasgeschwindigkeit von bis zu 400 km/h weist darauf hin, dass es sich bei diesem Arbeitssimulator um ein Männerspielzeug handeln muss: Viel Lärm um nichts!

Gartenkonzert

Man könnte also durchaus auf den Vergleich kommen, der Laubbläser sei der Blinddarm unter den menschlichen Erfindungen. Womit man dem Blinddarm aber höchst unrecht täte, denn der hat sehr wohl eine Funktion. Dank seiner Existenz überleben nützliche Bakterien im menschlichen Gedärm, was für die Immunabwehr von hohem Nutzen ist. Anders der Laubbläser. Mit 110 Dezibel lauter als manch ein Presslufthammer, emittiert und massakriert er, was das Zeug hält. Am Ende sind alle nützlichen Kleinstlebewesen mausetot, und nur die schädlichen Abgase und der Dreck fliegen noch munter in der Luft herum. Was jetzt nicht so toll ist, fürs Immunsystem!

Doch nicht alles, was brummt und rattert, muss sinnlos sein und der Umwelt schaden. Der Rasenmäher etwa ... Okay, ist jetzt vielleicht kein so gutes Beispiel. Aber immerhin macht sich der Rasenmäher um die non-verbale Kommunikation zwischen Nachbarn verdient.
Man muss nur mal den Samstagnachmittag in einem Wohnviertel mit hohem Gartenanteil zubringen. 14 Uhr 48: Herr Huber wirft wortlos den Akku-Mäher an! 14 Uhr 56: Nachbar Meier kontert mit seinem alten Benziner. 15 Uhr 10: Familie Müller setzt den selbststeuernden Mähroboter aufs englische Grün. 15 Uhr 12: Jetzt thront auch der alte Schmitt auf seinem Rasentraktor! Das Ensemble ist somit komplett, das Gartenkonzert kann beginnen. Und die unausgesprochene Botschaft hinter der ganzen Aktion: Was der Nachbar kann, kann ich schon lang!

Wer hat’s erfunden?

Wo aber bleiben die nützlichen Erfindungen in diesem Kalenderblatt? Moment, da haben wir eine: 12. Januar 1922 - Jacob Fahrni meldet einen motorisierten Balkenmäher zum Patent an. Wer jetzt meint, das sei ja auch wieder nur so ein sinnlos lärmendes Teil, der täuscht sich. So etwas würde uns ein Schweizer nie antun. Schweizer erfinden bekanntlich nur nützliche Dinge. Okay, mancher wird jetzt fragen: Und was ist mit Glyphosat oder Instant-Kaffee? Nun ja, das sind andere Geschichten. Aber die Mähmaschine von Jacob Fahrni, die hat sich wirklich bewährt. Motorgetrieben und handgeführt, mit einem Balken, an dem die Schneidevorrichtung angebracht ist - so lässt sich die Wiese bequem mähen! Kein Schuften mehr in unwegsamem Gelände! Kein gefährlicher Senseneinsatz am Steilhang! Bauernsohn Fahrni wusste, wie sehr seine Erfindung die Arbeit erleichterte. Sein Motormäher ging 1926 serienmäßig in Produktion und erlebte bald eine rasante Verbreitung. Und mehr noch: Er schneidet nicht nur Gras, sondern schont auch die Kleinstlebewesen. Na, wenn das mal keine nützliche Erfindung war.

Merci vielmals, Herr Fahrni!


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