16. Januar 1962 Die Dreharbeiten zu "James Bond- 007 jagt Dr. No" beginnen
James Bond, Geheimagent im Dienst der Königin von England, hat inzwischen sogar seine Monarchin überlebt. Hauptdarsteller Sean Connery hat ihn zum modernen Mythos und zur großen Herausforderung für jeden Schauspieler nach ihm gemacht. 1962 wurde die erste Folge abgedreht. Autorin: Brigitte Kohn
16. Januar
Montag, 16. Januar 2023
Autor(in): Brigitte Kohn
Sprecher(in): Caroline Ebner
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Susi Weichselbaumer
Königin Elisabeth II. hatte einen typisch britischen Humor. Anlässlich der Olympischen Spiele 2012 in London spielte sie sogar höchstpersönlich in einem Werbefilm mit. Man sieht darin James Bond alias Daniel Craig zum Buckingham Palast eilen, um sie zu einem Hubschrauberflug abzuholen. Über dem Olympiastadion stürzen sich beide mit dem Fallschirm in die Tiefe, und gleich darauf erscheint die Königin ganz gelassen in den Rängen der Eröffnungsfeier und nimmt den Jubel ihrer Untertanen entgegen. Der Sprung ist natürlich gedoubelt, die Eröffnungsfeier ist echt.
Her Majesty und Nummer 1
Bond, James Bond im Geheimdienst Ihrer Majestät, ist eine Kunstfigur und dennoch Elisabeths wichtigster Untertan: symbolischer Sohn und Satellit der großen Matriarchin, die in den Filmen unsichtbar und unterschwellig immer präsent ist. Die Dreharbeiten zur ersten Folge mit dem Titel "James Bond - 007 jagt Dr. No" beginnen am 16. Januar 1962, zu einer Zeit, als das British Empire längst an Einfluss verloren hat. Zwischen den neuen Weltmächten herrscht Kalter Krieg, und James Bond erinnert die Welt an die Tatsache, dass Großbritannien immerhin noch einen tüchtigen Geheimdienst und eine schöne junge Königin hat.
M und Q und 007
Hauptdarsteller der ersten Staffel ist ein schottischer Arbeitersohn aus Edinburgh namens Sean Connery. Er macht die Figur zur kulturellen Ikone.
All seine Nachfolger müssen sich damit abfinden, dass sie nicht so sind wie er, nicht Connerys dunkle Samtaugen, nicht sein strahlendes Lächeln haben, nicht dieselbe lässige Art zu gehen, Wodka-Martinis, geschüttelt, nicht gerührt, zu kippen, von der Lizenz zu töten Gebrauch zu machen und durchschnittlich drei Frauen pro Folge zu verführen. James Bond ist ein Genussmensch, hat aber selten Zeit und ist immer auf dem Sprung, um fürchterliche Bösewichte daran zu hindern, die westliche Zivilisation, die ganze Welt und, schlimmer noch, seine Königin ins Verderben zu stürzen.
Bonds Gespielinnen sind aber auch nicht harmlos. In der ersten Folge steigt das Urbild aller Bond-Girls wie Venus aus den Meeresfluten: Honey Ryder alias Ursula Andress mit erotisch aufgeladenen Riesenmuscheln in den Händen und einem Jagdmesser an der Hüfte. Sie hat mal eine Vergewaltigung erlebt und den Täter mit einer Giftspinne umgebracht, ihm eine Woche lang kaltblütig beim Sterben zugesehen. Da muss auch ein James Bond auf der Hut sein und sich erst mal als zuverlässiger Beschützer bewähren, bevor sie ihm in die Arme sinkt.
Im Zeitalter der politischen Korrektheit ist der Mythos auf den Prüfstand geraten. Feministinnen und Rassismuskritiker können ziemlich streng sein. Sollte ein James Bond nicht langsam auch mal schwarz sein dürfen oder weiblich oder beides? Und wie wird Überlebenskünstler Bond den Tod seiner Königin verkraften? Ein König ist ja auch ganz nett, aber halt nicht ganz das Gleiche.