8. August 1709 Jesuitenpater Bartolomeu de Gusmão stellt Luftschiff vor
Es war der Prototyp eines Luftschiffs, und Jesuitenpater Bartolomeu Lourenço de Gusmão brannte für seine Heißluftballonidee - und leider taten das auch bald die Vorhänge im Königspalast. Doch Gusmãos Heißluftballon war nicht der erste in der Menschheitsgeschichte - und sollte schon gar nicht der letzte sein. Autorin: Isabella Arcucci
08. August
Dienstag, 08. August 2023
Autor(in): Isabella Arcucci
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Redaktion: Frank Halbach
Es war absoluter Wahnsinn! Familie Wetzel und Familie Strelzyk mit allen vier Kindern in diesem kleinen Ballon. 8 Personen! Und keiner hatte Ahnung vom Ballonfliegen. Auch die Männer nicht, die das Ding gebaut hatten. Aber es war zu spät für Bedenken, sie flogen bereits. Das Leben da unten in der DDR war für sie unerträglich geworden. Der Ballon sollte die beiden Familien gen Westen bringen, in die Freiheit. Wenn sie vorher nicht abgeschossen würden ...
Ein Mann Gottes träumt vom Fliegen
Vogelgleich Richtung Freiheit fliegen, das war schon immer ein Traum der Menschheit. Die Brüder Montgolfier gelten mit ihrer Konstruktion eines passagiertauglichen Heißluftballons als die Pioniere der Luftfahrt. Auch wenn sie mit ihrer These daneben lagen. Die beiden glaubten, dass intensive Rauchentwicklung den Ballon zum Fliegen bringt, dabei ist es einfach die heiße Luft, die für Auftrieb sorgt.
Und die ersten Ballonbauer waren die Montgolfiers auch nicht. Der brasilianische Jesuitenpater Bartolomeu Lourenço de Gusmão hatte bereits Jahrzehnte zuvor ein Heißluftballonmodell in Miniaturgröße gebaut, das von einer kleinen Feuerquelle angetrieben wurde. Gusmão zählte erst 23 Lenze und hatte immer irgendwelche Ideen. Vieles war Schmarrn. Aber der Ballon flog wirklich, wenn auch erstmal in die Vorhänge des königlichen Palastes zu Lissabon, die sofort in Flammen aufgingen.
Am 8. August 1709 glückte es dann endlich: der kleine Ballon flog, zwar kurz, aber sehr elegant. König Johann der V. von Portugal war hingerissen und verpasste Gusmão das erste Luftschiffpatent. Zu Unrecht. Heute wird vermutet, dass bereits die Inka bemannte Ballons gen Himmel schickten.
Und der Brasilianer Gusmão hatte sich die Technik für sein Modell vermutlich von südamerikanischen Indigenas abgeschaut, die bei religiösen Festen kleine Rauchballons aufsteigen ließen. Himmelslaternen nennen die Chinesen solche Mini-Ballons. Papiertüten, die mittels einer Feuerquelle beim traditionellen Laternenfest in die Luft steigen. Entzückend? Mitnichten.
Dem Lauf der Sonne folgend
In China nutzte man solche Ballons schon vor 2000 Jahren zu militärischen Kommunikationszwecken. Kein Wunder also, dass die US-Sicherheitsbehörden nicht entzückt waren, als im Februar 2023 plötzlich ein riesiger Ballon im amerikanischen Luftraum auftauchte und militärisch relevantes Gebiet abflog. Spionageballons kamen bereits im 1. Weltkrieg zum Einsatz. Der Vorteil gegenüber Satelliten ist, dass sie schlechter vom Radar erfasst werden, tiefer und langsamer fliegen und so bessere Bildaufnahmen machen können. Die US-Behörden schossen den unbemannten Ballon ab. Gemeinheit! empörte man sich in China. Das sei doch nur ein harmloser Wetterballon gewesen. Eine Erklärung, welche die Amerikaner kannten. Während des kalten Krieges hatten sie selbst Ballons über die UDSSR geschickt, natürlich nur um zu gucken, ob dort auch die Sonne scheint.
Die Familien Wetzel und Strelzyk jedoch, flogen im Jahr 1978 in ihrem Ballon, ohne Abschuss, sicher der Sonne hinterher - von Ost nach West. Bis sie in einem Waldstück bei Hof etwas unsanft, aber nur leicht verletzt, in der Freiheit landeten.