2. März 1933 "King Kong" hat Weltpremiere
Er war nur ein bisschen Blech, Gummi und Hasenfell und brachte es doch zum Superstar der Popkultur: Am 2. März 1933 feierte King Kong, der Riesenaffe aus einer anderen Welt, seine Weltpremiere im Kino. Autor: Daniel Shah
02. März
Dienstag, 02. März 2021
Autor(in): Daniel Shah
Sprecher(in): Ilse Neubauer
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
War das zu schön um wahr zu sein? Ein Angebot für die weibliche Hauptrolle an der Seite des höchstgewachsenen, dunkelhaarigsten und männlichsten Hauptdarstellers von ganz Hollywood! In ihren Träumen sah sich Fay Wray schon in den Armen von Clarke Gable liegen… Doch dann fiel sie aus allen Wolken. Das Bild, das ihr Regisseur Merian Cooper in die Hand drückte, zeigte nicht den Schönling mit dem markanten Schnauzer, sondern einen schwarzen Riesenaffen auf der Spitze des Empire State Building - mit einer blonden Frau in der Pranke. Fay Wray konnte nicht ahnen, dass aus dem Riesenaffen eine der großen Popikonen des 20. Jahrhunderts werden sollte - und aus ihr selbst das berühmteste Kidnapping-Opfer der Kinogeschichte.
Amoklauf in der Zivilisation
Am 2. März 1933 feierte der Film „King Kong“ in New York seine Weltpremiere. Es war die Geburtstunde des Monster-Films mit seinem typischen Leitmotiv: Eine riesige Kreatur aus einer anderen Welt läuft Amok in der Zivilisation. Phantastisch! Das Publikum war hingerissen. Als bahnbrechend galten vor allem die ausgefeilten Spezialeffekte. Den Part von King Kong übernahm in den meisten Filmszenen ein Affenmodell, gerade mal einen halben Meter groß; ein bisschen Aluminium, Gummi, Latex und Hasenfell, fertig war das ganze Monster. Die amerikanische Presse überschlug sich zum Kinostart in wilden Spekulationen darüber, wie die unglaublichen Effekte wohl erreicht worden waren: Das Time-Magazine behauptete sogar, King Kong sei in Wirklichkeit ein 15 Meter großer Roboter, gesteuert von nicht weniger als sechs Technikern!
In Deutschland beäugten die Bewahrer der Hochkultur das Drama um den Riesenaffen eher skeptisch: Eine Berliner Zeitung bezeichnete den Film als „kindisch, läppisch, kurz gesagt: amerikanisch.“ Und schlimmer noch: Zunächst hatten Vertreter des Reichsgesundheitsamts sogar ein Verbot erwirkt. Eine Frau vom germanischen Typ in der Hand eines Affen!
Eine Provokation des deutschen Rasseninstinkts sei das, und damit eine Gefährdung der Volksgesundheit… Immerhin: Der Film wurde schließlich doch gezeigt, wenn auch in zensierter Form und ohne Jugendfreigabe.
Unschlagbar liebenswert
Doch die Karriere King Kongs war durch den germanischen Affenzirkus nicht zu stoppen. Im 20. Jahrhundert wurde er ein Superstar und die Inspiration für unzählige Comics, Zeichentrickfilme, Magazin-Cover, Karikaturen und Werbespots. Er wurde kopiert und parodiert, zitiert und imitiert. King Kong - einmal boshaftes Monster, dann wieder tragischer Antiheld!
Zuletzt kehrte King Kong im Jahr 2005 auf die Leinwand zurück, neuverfilmt für unglaubliche 200 Millionen Dollar vom Neuseeländer Peter Jackson. Ein Erfolg an den Kinokassen; aber trotzdem will es der ganzen Computertechnik einfach nicht gelingen, dieselbe Magie zu erzeugen, wie es damals der Special-Effects-Pionier Willis O’Brien mit seinen einfachen Hasenfell-Tricks schaffte. Der King Kong von 2005 mag noch so realistisch aussehen - so liebenswert wie sein Großvater ist er nicht. Und als höchstgewachsenen, dunkelhaarigsten und männlichsten Hauptdarsteller von ganz Hollywood würde ihn wahrscheinlich auch niemand mehr bezeichnen.