10. April 1970 Paul McCartney trennt sich von den Beatles
Statt zu viert sind sie plötzlich nur noch zu dritt, als Paul McCartney am 10. April 1970 die Beatles verlässt. Schuld – so meinen viele – war natürlich mal wieder eine Frau. Autor: Markus Mähner
10. April
Mittwoch, 10. April 2019
Autor(in): Markus Mähner
Sprecher(in): Johannes Hitzelberger
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Eigentlich sollte es ein neuer Start werden. Doch der Januar 1969 war der Anfang vom Ende. Der Monat, in dem sich die vier berühmtesten Pilzköpfe der Welt im Studio einschlossen um Songs für ein neues Album zu jammen, zu komponieren, aufzunehmen, zeigte, wie sehr es bei den Beatles wirklich kriselte. Pauls Idee war es gewesen: Die letzten Alben entwickelten sich immer bombastischer, orchestraler, psychedelischer. Nun sollten die Fab Four sich einfach mal wieder auf ihre Ursprünge besinnen. Nur sie allein im Studio und ein wenig musizieren - dabei gute, klare Beatmusik mit eingängigen Melodien erfinden.
Stelle zu vergeben
So leicht war es aber dann eben doch nicht. Zum einen waren sie nicht allein: Yoko Ono wich nicht von John´s Seite – bis dahin ein No-Go im Beatles-Studio! Und: Ein Filmteam war unentwegt dabei um später einen "Let it be"-Film daraus zu schneiden. Noch heute offenbaren die unzähligen Stunden Rohmaterial, wie es um die Bandchemie stand. Schrecklicher Höhepunkt war zweifelsohne als George Harrison, von Paul wegen seines Gitarrenspiels angeschnauzt und von John nicht ernst genommen, das Studio verlies. Was John zu der lapidaren Bemerkung hinriss, wenn er sobald nicht mehr erscheine, könne man ja seine Gitarre verkaufen und Eric Clapton fragen, ob er die leer gewordene Stelle nicht füllen wolle.
Das George´s Weggang die verbleibenden Fab Three nicht so kalt lies, wie diese Geschichte glauben macht, beweist der Jam, den sie daraufhin zu Gehör brachten. Nie waren die Beatles näher am Free Jazz und der Noise Musik wie hier! Yoko Ono, die kurzerhand das Singen respektive Kreischen, Stöhnen, Wimmern, Fiepen übernahm, trug einen Löwenanteil dazu bei.
Get Back Yoko
Überhaupt: Yoko Ono! DAS Hassobjekt schlechthin für unzählige selbsternannte Beatles-Exegeten (die ja ohne Ausnahme gleichzeitig auch noch eingefleischte Fans sind!).
Yoko Ono, die angeblich mit ihren abgefahrenen, schrägen Kunstaktionen John den Kopf verdreht hätte und letztendlich die größte, beste, einzigartigste Beatband der Welt zerstört hätte!
Der Beweis – so die Beatles-Philologen – wie sehr Yoko den Keil zwischen die vier netten Jungs aus Liverpool geschlagen hätte, sei ja der Song "Get Back". Nicht nur der letzte Song auf dem letzten Album der Beatles – eben jenem "Let it Be", das in jenem unheilvollen Januar 1969 entstand – sondern auch der letzte Song, den die Beatles live gespielt haben. Berühmt und oft nachgemacht und von einem Filmteam perfekt in Szene gesetzt: Auf dem Dach der Apple-Studios: Noch während Paul "Get back to where you once belonged" – "geh doch dahin wo du herkommst" – singt, räumt schon die Polizei das Geschehen auf dem Dach und fordert auf, die Verstärker auszumachen. Dass Paul statt "Get Back Jojo" eigentlich "Get Back Yoko" sänge, ist genauso Legende, wie die, dass Paul McCartney zu diesem Zeitpunkt eigentlich bereits seit drei Jahren tot sei und durch ein Double ersetzt wurde. Doch das ist eine ganz andere Geschichte. Einzig klar ist, dass das letzte Album der Beatles erst ein gutes Jahr später erschien. Da hatte bereits John den anderen erklärt, er wolle nicht mehr weitermachen und Paul hatte am 10. April 1970 in einer Pressemitteilung zu seinem ersten Solo-Album geschrieben, er verlasse die Beatles. Am gleichen Abend erschien das letzte öffentliche Statement der Fab Four: Die Welt drehe sich, der Frühling stehe vor der Tür und Leeds spiele morgen gegen Chelsea. Und solang dass so sei, gäbe es keinen Grund zu verzagen.
Genau SO muss man gehen!