26. August 1865 Queen Victoria weiht auf dem Coburger Marktplatz das Prinz-Albert-Denkmal ein
Nach Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, der als Ehemann von Queen Victoria Einfluss auf die britische Monarchie des 19. Jahrhunderts übte, ist angeblich ein Intimpiercing benannt. Bewiesen ist das nicht, doch es gibt historische Anhaltspunkte, die dafür sprechen. Autor: Jakob Mainz
26. August
Freitag, 26. August 2022
Autor(in): Jakob Mainz
Sprecher(in): Hans-Jürgen Stockerl
Illustration: Tobias Kubald
Redaktion: Frank Halbach
Der deutsche Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha hatte entscheidenden Einfluss auf die britische Monarchie des 19. Jahrhunderts. Denn er war über zwanzig Jahre mit der Queen verheiratet, prägte das viktorianische Zeitalter, jenes Zeitalter also, das wir uns gemeinhin als besonders prüde vorstellen: Damen in bis zum Kinn zugeknöpften Kleidern, Herren, die beim Anblick eines weiblichen Fußknöchels in Ohnmacht fallen, hohes Moralempfinden und verklemmte Sexualität. Queen Victoria selbst jedoch, so heißt es, liebte den Sex. Folgenreich. Sie gebar neun Kinder. Und dann wäre da ja auch noch das anzügliche Schmuckstück, das angeblich auf Prinz Albert zurückzuführen ist ...
Große Liebe
Aber der Reihe nach. Die Hochzeit zwischen Queen Victoria und Prinz Albert im Jahr 1840 war zwar arrangiert. Trotzdem: die Liebe zwischen den beiden war, so die Überlieferung, echt und innig. Und umso größer die Trauer, als Prinz Albert im Alter von lediglich 42 Jahren verstarb. Queen Victoria ging als sittenstrenge Witwe von Windsor in die Geschichtsbücher ein. Sie trug bis an ihr Lebensende schwarze Trauerkleidung. Freiwillig in die Öffentlichkeit trat sie nur noch, um Denkmäler einzuweihen.
So auch am 26. August 1865 in Coburg. Höchstpersönlich erschien an diesem Sommertag die Queen auf dem Coburger Marktplatz. Zahlreiche Mitglieder der Königsfamilie und Hochadel aus dem Herzogtum hatten sich an diesem Sommertag auf dem Coburger Marktplatz versammelt. Schützendonner und Jubelrufe aus der Bevölkerung ertönten. Als die Hüllen endlich fallen gelassen wurden, stand er da: ein prächtiger Prinz! Albert 318 cm hoch, Syenit aus dem Fichtelgebirge, im Ornat des Hosenbandordens.
Gekommen, um zu bleiben
Prinz-Albert-Denkmäler gibt es natürlich nicht nur in Coburg. In London steht gegenüber der Royal Albert Hall das Albert Memorial, in Gambia kauft man auf dem Prince-Albert-Market ein und selbst in der Antarktis gedenkt man beim Anblick der Prince-Albert-Mountains des schönen Deutschen.
Und dann wäre da ja auch noch das angesprochene Schmuckstück. Jener berühmte Prinz-Albert-Ring, kurz: PA. Ein Intimpiercing, das durch die Harnröhre gestochen wird, um dann die Unterseite der Penisspitze zu schmücken. Es geht zurück auf Prinz Albert, der seiner Zeit seine Vorhaut mit einem Ring am eigenen Hosenbund befestigt haben soll.
Nur ein Gerücht? In die Welt gesetzt, um Piercing-Art salonfähig zu machen? Vielleicht. Vielleicht aber ist was dran an der Geschichte. Es kursieren zwei Entstehungstheorien. Zum einen: Prinz Albert soll seine Vorhaut am eigenen Hosenbund befestigt haben, um anstößige Auswölbungen in engen Reiterhosen zu verhindern. Sozusagen eine äußere Manifestation innerer Enthaltsamkeit. Zum anderen soll Albert die Vorhaut-Hosenbund-Ring-Verbindung aus hygienischen Gründen angewendet haben - um Keimbildung unter der Vorhaut zu verhindern. Geschlechtskrankheiten waren jedenfalls in den ach so sittenstrengen britischen Großstädten des 19. Jahrhunderts ein großes Problem - und im Militär besonders verbreitet - präventive Gesundheitspolitik somit ein wichtiges Thema - auch bei den Royals. Die Legende will es, dass einer von ihnen seine hygienische Vorreiterrolle dabei besonders ernst nahm. Nicht ausgeschlossen, dass bei all dem der Ring auch das Lust-Repertoire des königlichen Sexlebens erweitert hat.