Bayern 2 - Das Kalenderblatt


1

10. Januar 1776 Thomas Paine veröffentlicht Pamphlet "Common Sense"

Steter Tropfen höhlt den Stein und manchmal muss man dann nur noch zur rechten Zeit am richtigen Ort sein. So ergeht es Thomas Paine, dessen Streitschrift "Common Sense" zum Bestseller wird und die amerikanische Unabhängigkeitserklärung wesentlich beeinflusst. Autorin: Susi Weichselbaumer

Stand: 10.01.2023 | Archiv

10.01.1776: Thomas Paine veröffentlicht Pamphlet "Common Sense"

10 Januar

Dienstag, 10. Januar 2023

Autor(in): Susi Weichselbaumer

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Für manchen großen Wurf braucht es erstmal einige Würfe daneben. Schließlich wurde Rom nicht an einem Tag erbaut. Und auch Amerika nicht von heute auf Morgen unabhängig. Das denkt wohl auch der Engländer Thomas Paine, als er Zwischenbilanz seines Lebens zieht: Geld flöten gegangen, Besitz versteigert, Frau weg -

Dabei hatte es nicht schlecht angefangen. Gut, den Job beim Zoll hatte er verloren, dann aber umgesattelt auf Privatgelehrter. Zudem war er bei seiner Frau im Kramerladen eingestiegen. Bis ihn der Zoll wiedereinstellte. Um ihn erneut zu feuern, denn Paine hatte eine Streitschrift veröffentlicht, in der er für eine bessere Bezahlung seiner Kollegen eintrat. Damit ist Paine pleite. Seine Frau geht.

Ein neues Leben!

Fürs Gehen entscheidet sich auch er. In den neuen Kolonien will Paine durchstarten. Er wird Mitherausgeber zweier Zeitschriften. Allerdings merkt er bald: Das Durchstarten gestaltet sich zäh. Er ist mitten in die amerikanische Revolution geraten. Also verfasst er erneut Streitschriften. Am 10. Januar 1776 erscheint sein Text "Common Sense". Übersetzt: "Gesunder Menschenverstand". In einfachen, verständlichen Worten erklärt er darin, dass es Aufgabe Amerikas sei, sich von Großbritannien zu lösen und ein neues, demokratisches Regierungssystem einzuführen, das sich auf die Prinzipien der Menschenrechte gründe. Den britischen König George III. nennt er "Pharao" und "königliches Untier".

Pamphlet als Bestseller

Die Aristokraten der Neuen Welt sind entsetzt. Ein einheitliches Parlament? Ohne privilegiertes House of Lords? Vielen anderen gefällt dieser Vorschlag. "Common Sense" verkauft sich mehr als eine halbe Million mal. Wer nicht lesen kann, lässt sich vorlesen. Thomas Jefferson verfasst auf der Basis von Paines Text die Unabhängigkeitserklärung. Der sprudelt vor weiteren Ideen: Zum Beispiel, dass man die neue Nation "Vereinigte Staaten von Amerika" nennen könnte. Oder, dass man die Soldaten der Kontinentalarmee mit Motivationstexten zum Durchhalten bringen sollte. Oberbefehlshaber George Washington ist begeistert. Wann immer es in den nächsten Jahren militärisch eng wird, formuliert Paine Durchhalteworte ... bis zum Waffenstillstand mit Großbritannien.

Paine will nun auch wirtschaftlichen Erfolg. Er geht nach England, um gigantische Eisenbahnbrücken zu bauen. Ganz lassen kann er die Streitschriftstellerei nicht. Er gibt den Text "Rechte des Menschen" heraus. Und kommt prompt in die Bredouille damit. Den Briten verteidigt er darin die Französische Revolution zu sehr, es droht Gefängnis. Paine flieht nach Frankreich. Dort ist er den anfangs von ihm begeisterten Revolutionären zu wenig revolutionär - Paine stimmt in der Nationalversammlung nicht dafür, den König hinzurichten. Schon wieder soll er in den Knast. Erneut lautet seine Zwischenbilanz: Geld flöten gegangen, alles andere auch weg. So bleibt es auch weitgehend, als Paine es nochmal in den USA versucht - unter anderem mit dem Schreiben von Streitschriften. "Common Sense" bleibt sein größter Wurf.


1