Bayern 2 - Das Kalenderblatt


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7. Juni 1494 Wie der Papst in Tordesillas die Welt in zwei Hälften teilt

In der spanischen Stadt Tordesillas, wurden die Herrschaftsbereiche Portugals und Kastiliens im Atlantik neu bestimmt. Der Papst höchstpersönlich muss richten. Den Vertrag unterschreiben dann König Johann II. von Portugal, König Ferdinand II. von Aragonien und Königin Isabella I. von Kastilien. Autor: Simon Demmelhuber

Stand: 07.06.2022 | Archiv

07.06.1494: Wie der Papst in Tordesillas die Welt in zwei Hälften teilt

07 Juni

Dienstag, 07. Juni 2022

Autor(in): Simon Demmelhuber

Sprecher(in): Christian Baumann

Illustration: Tobias Kubald

Redaktion: Frank Halbach

Indien! Alle wollen nach Indien! Dorthin, wo der Pfeffer wächst. Dorthin, wo Kardamom, Galgant, Muskat, Safran und Zimt gedeihen und das verlorene Paradies in abertausend Würzaromen nachleuchtet. Im Abendland werden die aus dem Orient herbeigeschafften Spezereien von jeher teuer gehandelt. Doch seit die Osmanen um die Mitte des 15. Jahrhunderts Byzanz bezwungen haben und den Gewürzhandel kontrollieren, gehen die Preise durch die Decke.

Bleibt nur eine Alternative: Selbst importieren und selbst kassieren. Nur wie? Auf dem Landweg? Zu weit, zu gefährlich und komplett abgeriegelt! Übers Meer also? Glatter Irrsinn! Niemand weiß, ob und wo ein Weg um Afrika herum nach Osten führt. Die Portugiesen probieren es trotzdem. Ein halbes Menschenalter lang tasten sich kühne Navegadores an der westafrikanischen Küste ins Unbekannte vor. 1488 ist das Ziel zum Greifen nahe: Bartholomeu Dias umrundet das Kap der Guten Hoffnung und stößt das Tor zur indischen Schatzkammer auf.

Heilige Schlichtung

Alles könnte so schön sein, wären da nur nicht die Nachbarn nebenan. Aragon und Kastilien machen Portugal den Gewürzkuchen streitig. Sie schicken Kolumbus aus, der nicht ost-, sondern westwärts segelt und 1492 auf Inseln stößt, die er zeitlebens für indische Vorposten hält. Der Genuese kehrt zurück, legt Spanien die Antillen zu Füßen und bringt dadurch den portugiesischen König gewaltig in Harnisch. Der pocht auf einen älteren Vertrag, in dem Portugal auf die Kanarischen Inseln verzichtet und dafür von Spanien das Besitzrecht auf alles erhält, was künftig südlich der Kanaren von wem und wann auch immer gefunden wird. Weil aber das genau auf die Antillen zutrifft, gehören sie ihm, und damit basta!

Das sehen die anderen anders, Gezerre hinüber, herüber, Augenblitzen, Kieferknirschen, Hand am Degen, Kriegsgefahr. Schlichten kann den Zank nur noch einer: seine Heiligkeit der Papst. Zur Klärung der aktuell offenen und aller künftigen Hoheitsrechte schlägt Alexander VI. eine Grenze vor, die rund 500 Kilometer westlich der Kapverden von Pol zu Pol durch den Atlantik läuft. Alles westlich dieser Weltenscheide, ist spanisches Eigentum, alles östlich davon fällt an Portugal.

(Fast) ewiger Vertrag

Jamais! Das unterschreibt der portugiesische König keinesfalls. Die Grenze an sich ist ja eine gute Idee, aber sie muss weiter nach Westen! Dort nämlich vermuten die Portugiesen eine große Landmasse, die sie sich gerne einverleiben würden. Ein Jahr lang feilschen die Unterhändler in der nordkastilischen Kleinstadt Tordesillas, bis sich Portugal schließlich durchsetzt und die Grenze fünfzehnhundert Kilometer weiter nach Westen schiebt. So besiegeln die Vertreter Spaniens, Portugals und des Papstes am 7. Juni 1494 einen Pakt, der das kurz darauf entdeckte Südamerika für alle Zeiten Spanien zuspricht. Einzig der Küstenstrich, aus dem später Brasilien wird, gehört auf immer und ewig zu Portugal.

Gut, ewig und auf immer hält der Vertrag von Tordesillas dann doch nicht. Aber lange genug, um zu erklären, warum Pelé fünf Jahrhunderte danach portugiesisch, sein Erzrivale Marodona dagegen spanisch spricht.


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