Neuerscheinungen der Woche Neue Alben von MGMT, The Waterboys und Laetitia Sadier
Die Neuheiten der Woche im kompakten Überblick. Mit MGMT, Hurray For The Riff Raff, Real Estate, Laetitia Sadier, Liam Bailey, Erick the Architect, Mary Timony, Klez.e, John Glacier, Taxi Lotta, Jonathan Bockelmann und The Waterboys.
MGMT – Loss Of Life
Das fünfte Album von Andrew VanWyngarden und Benjamin Goldwasser. Im Jahr 17 nach ihrem Monster-Debüt „Oracular Spectacular“ – mit ihren Riesen-Hits „Kids“, „Electric Feel“ und „Time To Pretend“, die heute alle mehrere hundert Millionen Streams haben. Die Platte wurde schon gecovert – mit Beiträge von Katy Perry, Weezer oder Kaiser Chiefs. Nicht zu vergessen ihr „Little Dark Age“ von 2018, das Dank unzähliger TikTok-Videos auch auf über eine halbe Milliarde Streams kommt. Nach Bens Soundtrack zu „Where Is Anne Frank“ hatten beide nun Zeit für „Loss of Life“. Die wieder meisterlich-psychedelisch daherkommt, ohne Pop aus den Augen zu verlieren. Bei „Dancing In Babylon“ ist Christine And The Queens zu Gast, „Mother Nature“ ist wieder mal eine MGMT-typische Heldenreise, von einem der versucht, den „anderen Helden mit auf seine Reise mitzunehmen, auf die Reise, sie gehen MÜSSEN“. Auch wenn sie die Beiden eher an Oasis erinnert. Im Video sehen wir die Geschichte von zwei Freunden, Dog und Turtle, die sich zusammentun um einen bösen Tiersammler zur Strecke zu bringen. Womit wir bei „Bubblegum Dog“, wären, dem Höhepunkt der Platte. Mit – sagen wir - herumstreunenden Stream of Consciousness-Lyrics, die kaum zu begreifen sind und im Satz münden: „i felt hate toward the earthly world, but hate is a very strong word“- „ich empfang Hass gegenüber der irdischen Welt. Aber Hass ist ein sehr starkes Wort.“ Das Video ist voller Grunge-Anspielungen. Wie sagt ein Fan in den Kommentaren dazu: „MGMT: 50% Syd Barrett (Pink Floyd-singer), 50% 90´s Alternative Band. Love it!“ (7,9 von 10 Punkten)
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MGMT - Dancing In Babylon (feat. Christine and the Queens) [Official Video]
HURRAY FOR THE RIFF RAFF – The Past Is Still Alive
Keine Percussion, keine Bläser, sehr zurückgenommen kommt die neue Platte – es ist eine Rückschau auf ihr Leben. Alynda Segarra verlor vor einem Jahr ihren Vater – und macht sich Gedanken, wer und was sie geformt hat – neben ihrem Dad. Aber es geht auch um eine größere Idee: „die Vergangenheit, die in Orten weiterlebt, die Geschichte meines Landes, die immer weitergeschrieben hat“, sagt sie zu „The Past Is Still Alive“: „Geschichte ist nicht nur etwas Vergangenes, wir alle schreiben sie, die ganze Zeit!“ Die Lieder beschäftigen sich also auch mit den USA, genauer gesagt mit dem Westen – „weil die Menschen dorthin gehen, um den Kopf frei zu kriegen“, wie Segarra den neuen Folk- und Country-Klang erklärt. Hurray For The Riff Raff sei zwar im Herzen ein Punk-Projekt – in „Alibi“ denkt sie an die Freunde aus ihrer New Yorker Punk-Zeit – viele hatten mit Drogen zu kämpfen: „so viele brillante, schöne Menschen – ich wollte ihnen sagen, wie einmalig jede Person auf der Welt ist“. Segarras Trauer betrifft auch die Opfer von Massenschiessereien – wie den Angriff auf den queeren Nachtclub “Q“ in Colorado Springs – mit fünf Toten und 25 Verletzten Ende 2022. Den homophoben Amoklauf greift sie in „Colossus of the roads“ auf – es wurde ein Liebeslied für alle Aussenseiter. Alynda Segarra war mit Bright Eyes auf Tour und hat Conor Oberst auf die Platte eingeladen: „seine Lyrik hat mir viel beigebracht“. Und auch an ihre Zeit auf der Strasse in New Orleans denkt sie bei der Platte: sie und ihre MitmusikerInnen des Dead Man Street Orchestra lernten damals obsessiv die verschiedenen Genres der Folk Music. Ihr Herz für Gestrandete, Obdachlose und Underdogs zeigt sich auch im Projektnamen: Hurray For The Riff Raff meint: Ein Hoch auf den Pöbel. (7,7 von 10 Punkten)
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Hurray for the Riff Raff - Hawkmoon (Official Video)
LAETITIA SADIER – Rooting For Love
Der Sängerin der kultisch verehrten britisch-französischen Space-Pop-Pionier-Band Stereloab mit ihrem vierten Solo-Album. Fast alle Lieder sind französisch gesungen. Es geht ihr um einen Aufruf an die „traumatisierten Zivilisationen der Erde“: Laetitia fordert uns auf, „uns endlich zu entwickeln, über unsere zahllosen Jahrtausende des Leidens und der Entfremdung hinaus“. Mit diverser Instrumentierung wie Orgel, Posaune, Vibraphon – untermalt von einem gemischten Chor. Wie beim letzten Album gemischt von Hannes Plattmeier in London, der in den Nullerjahren mit dem Abmischen fränkischer Acts wie Bird Berlin oder Reflekta Reflekta begann. (7,8 von 10 Punkten)
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Laetitia Sadier " Who + What" (Official Music Video)
REAL ESTATE – Daniel
Wie locker man doch spielen, wie easy Bandsound sich anfühlen kann. Die frühere Chillwave-Fomation schüttelt wieder mal einen Reigen leichter Indie-Pop-Lieder aus dem Ärmel. Das sechste Album der aus New Jersey stammenden Gruppe ist nach dem Vornamen ihres Produzenten Daniel Tashian benannt. Und erinnert vom Sound an die erdigen Töne der mittleren R.E.M. Wo andere Bands in die späten 60er zurückblicken, reicht es Real Estate, sich an den 80ern zu orientieren. Diese in der Country-Hochburg Nashville aufgenommene Platte steht fürs Erwachsen-Werden der Musiker, wie sie sagen. Während der Aufnahmen mieteten sie sich eine gemeinsame Wohnung in Nashville – was dem Zusammenspiel gut tat. Höhepunkt ist der Ohrwurm „Water Underground“, zu dem Real Estate ein Video drehen liessen, das von die in den USA beliebte 90er-Sitcom „The Adventures of Pete & Pete“ inspiriert wurde. Im Clip spielt Pete & Pete-Darsteller Danny Tamberelli mit, der auch aus New Jersey stammt. Und der Gesang klingt verdammt Michael Stipe in den 90ern. (7,4 von 10 Punkten)
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Haunted World
LIAM BAILEY – Zero Grace
Im Kino-Film „One Love“ über Bob Marley sieht man, wie oft der King Of Reggae seine Klassiker mit der Akustik-Gitarre beginnt. Auch wenn sie danach oft in den unwiderstehlichen Groove-Teppich seiner Band verwoben werden. Jamaikanisch-stämmige Songwriter, die sich auf die Marley´schen Unplugged-Spielart konzentrieren, sind hingegen seltener. Neben dem schottischen Songwriter Finley Quaye – was wurde aus ihm? - fällt uns Liam Bailey ein, ein Brite mit englisch-jamaikanischen Wurzeln. Er veröffentlichte zwei Solo-Alben und einer Koop mit Leon Michels – dem Kopf der El Michels Affair, einer der versiertesten Studio-Musiker New Yorks in Sachen Retro-Sounds. Zur zweiten Liam + Lion-Platte sagt Bailey: „es ist ein Album voller Freiheit und Liebe, aber auch persönliche Erfahrungen mit Rassismus und andere Sorgen. Meine Kindheit war voller Klischee-Rassismus, als sich England in den 80ern anfing, sich zu vermischen.“ Die beiden Seelen, ach, in seiner Brust, verbindet er locker: Gitarren-Folk mit leichtem Reggae-Touch – wie bei „Dance With Me“ – eine Verbeugung vor den „unglaublichen Soul-Platten, die in den frühen Reggae-Tagen in Jamaika aufgenommen wurden“, so Bailey. Im Grunde muss man auch Soul dazunehmen, um die Palette des Musikers aus Nottingham zu beschreiben. Und mit dieser Mische müsst er auch allen Michael Kiwanuka-Fans gefallen, von denen es doch genügend gibt. Liam Bailey hat den ewigen Insider-Status nicht mehr verdient und muss entdeckt werden! Macht es wie David Rodigan und Don Letts und supportet ihn! Oder müssen wir hier nochmal die alte Geschichte ausgraben, dass es Amy Winehouse war, die eines Tages eine zu Hause aufgenommen Nummer von Liam hörte und begeistert von Baileys Stimme ein Label für ihn fand. (7,6 von 10 Punkten)
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Liam Bailey - Dumb
ERICK THE ARCHITECT – I´ve Never Been Here Before
Der New Yorker ist Teil des Rap-Trios „Flatbush Zombies“ – die schon mit Action Bronson, Danny Brown oder Joey Badass Stücke aufnahmen. Aber auch solo ist der MC aus Brookly gefragt – auch ausserhalb des HipHop bzw in England. Erick The Architect war Duett-Partner von Jungle, Loyle Carner, Pip Millett oder Ibrahim Maalouf. Nach zwei Instrumental-ben und unzähligen Solo-Singles, betritt Erick The Architekt nun Neuland: „I´ve Never Been Here Before“ ist sein Debüt. Auf dem er Funk-Legende George Clinton begrüssen kann, ebenso wie Pop-Sängerin Kimbra oder House-Hopper Channel Tres. Leider sind nur 5 der 16 Stücke zu hören gewesen – heraussticht das soulige „Instincts ft Westside Boogie“. (Keine Wertung möglich)
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Ezekiel's Wheel
MARY TIMONY – Untame The Tiger
Zuhause gilt sie als „Gitarren-Legende“ – spielte sie doch bei US-Bands wie Ex Hex, Helium oder Wild Flag – der female supergroup mit Carrie Brownstein von Sleater-Kinney. Marys eigenwilliges, kantig wirkendes Gitarrenspiel machte sie zum Vorbild vieler junger Musikerinnen wie zB Snail Mail oder Speedy Ortiz. Timony spielte schon Garage-Pop/Indie-Rock/Post-Punk und veröffentlichte auf coolen US-Indie-Labels wie Dischord, Kill Rock Stars, Matador oder Merge. Ihr erstes Solo-Album seit 15 Jahren hat sie mit ihrem eigenen Vorbild aufgenommen: mit Dave Mattacks, Drummer der Brit-Folk-Rock-Pioniere von Fairport Convention („the british Jefferson Airplane“). „Mattacks ist ein Held von mir und einer meiner Lieblingsmusiker aller Zeiten. Er ist eine wahre Legende. Ich hätte nicht in einer Million Jahren gedacht, dass er sich bereit erklären würde, auf meiner Platte zu spielen“, sagt sie. Ein wichtiges Zeichen, denn die Aufnahmen ihrer vierten Solo-Platte standen unter einem denkbar schlechten Stern: zerbrochene Beziehung und der Tod beider Eltern lähmten Timony, deren vier Jahrzehnte lange Karriere schon mehrfach unter Zweifel und Selbstzerstörung litt. Diesmal begann die 54jährige zu Kämpfen und biss sie durch – bis das hörenswerte Werk fertig war. Wenn Sleater-Kinney spät die Früchte ernten können, warum sollte es Mary Timony nicht auch gelingen? Der Rolling Stone zählt sie inzwischen zu den 100 „greatest guitarists of all time“. (7,3 von 10 Punkten)
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Mary Timony - Summer (Official Lyric Video)
KLEZ.E – Erregung
Der etwas andere Gruft-Pop aus der Uckermark. Wir wiederholen uns: schon beim Vorgänger-Album „Desintegration“ von 2014 nannten wir Tobi Siebert den deutschen Robert Smith und Klez.e die deutschen The Cure. Dabei hatten sie ja 2002 als Indie-Pop-Band in Berlin begonnen. Der Name stammt vom Computervirus „Klez“. Siebert arbeitete fürs Theater. Und bald als Produzent für andere Bands – u. a. für Virginia Jetzt!, Samba, Hund Am Strand, Kettcar, Thees Uhlmann, Slut, Madsen … dazu leistet Tobi sich noch sein Solo-Projekt And The Golden Choir. Während des Lockdowns ist der Berliner mit seiner Frau nach MeckPomm rausgezogen, haben einen leerstehenden Hof gekauft, renoviert und Wohn- und Arbeitsräumen eingerichtet inkl Musikstudio. Inzwischen gibt es ein Sonntags-Cafe, Konzerte und Band-Besuche in der 500-Einwohner-Gemeinde Pasewalk. Wenn man Stücke wie „Düster“, „Erregung“ oder Mr. Dead & Mrs. Free“ (Hommage an den nicht mehr existierenden Plattenladen in Berlin) hört, fällt einem auf, dass das letzte Cure-Album tatsächlich 16 Jahre her ist. Und Klez.e klingen keinesfall platt bei ihrer Version. Am 21.3. Klez.e im Club Stereo (N), 22.3. Ulm Gold und 23.3. Milla (M). (7,2 von 10 Punkten)
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Erregung
JOHN GLACIER – Like A Ribbon EP
John Glacier nennt sich eine neue, interessante britische Musikerin: weil sie „eisig“ sei – deshalb der Gletscher-Name – ganz im Gegensatz zu ihren Raps und Beats, die zwar spröde aber dennoch positiv-warm daherkommen. John arbeitet auch als Model und nennt auf der EP ein Stück „Money Shows“. Sie sagt: „ich habe das Gefühl, dass ich mich im Jahr der Pandemie wieder mit mir selbst verbunden habe. Wenn ich nichts fühle, schreibe ich einfach etwas, um herauszufinden, wie ich mich fühle." Auf Glacier ruhen viele Hoffnungen: sie ist bei dem Label gesignt, das auch FKA Twigs, The XX und Sampha unter Vertrag haben (Young/XL Records). Produziert hat Kwes, der hier auch düstere Post-Punk-Anleihen anliefert. Dazu reflektiert John über ihr Leben – beide erschaffen einen Klangraum, Zitat, der wie ist: „roh, poetisch und dynamisch zugleich“. (keine Wertung möglich, da nicht komplett vorhörbar)
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John Glacier - Money Shows (feat. Eartheater)
TAXI LOTTA – Á La Place De L´Opéra EP
Ein neues Duo aus Nürnberg um die jungen Musikerinnn Liaen und Ulla Suspekt. Liaen (Liane Y. Mair) fiel uns während des Lockdowns mit ihrem Ambient-Folk / Indietronica-Debüt „Featuring Pascals Skateboard“ auf, das auch schon auf Very Deep Recordings erschien (Mai 2021). Letzten September erschien auf dem Label des umtriebigen Philipp Dittmars die U-EP von Ulla Suspekt (Ulla Müller) – zwischen Electro-Pop/NNDW-Rap. Kurz vor Weihnachten bescherten uns Meir & Müller dann einen Benefiz-Song – für die jährliche CD-Compilation des nürnberger Obdachlosen-Magazins Strassenkreuzer. Auf dem „Strassenkreuzer 22“-Sampler nannten sie sich Taxi Lotta und ihren ersten Song „Cinema Feels“. Nun die 4-Track-EP der Beiden zwischen Dreampunk und New Wave, wie sie schreiben – bzw mit ihrer Kombi aus „Punk-Ironie und hoffnungsvollem Herzschmerz“. Aufgenommen in Hersbrooklyn-Studio vor den Toren Nürnberg (home Robocop Kraus & Co). Das wummernd-schimmernde „Cinema Feels“ („our future is in plastic“) bleibt mein Favorit – es gibt ihn hier auch als Remix von Iseekyou & Christoff Riedel. Was hat es mit dem Á la Place de L´Opéra im Titel auf sich? In der Nähe des U-Bahnhofs Opernplatz befindet sich z. der empfehlenswerte Plattenladen „mono-Ton“. „Nein“, sagt Liane: „es klingt wie ein geläufiger Ort, an dem man aus dem Taxi aussteigt. Natürlich gefällt uns auch das Drama das man mit dem Titel verbinden kann. Andererseits ist es ein Hinweis auf die Lyrics beim ersten Song Vinyls from Nico. Es geht um einen zentralen Treffpunkt in einer französischen Stadt in der Bretagne. Die Sängerin, die dort ein Auslandssemester gemacht hat, dachte immer, dass dieser Opernplatz heißt, weil sich die Oper dort befand, und entdeckte erst ein Jahr später nachdem sie nicht mehr dort wohnte, dass der Platz ganz anders heißt. Wie Gefühle, die am Ende vielleicht doch wie eine Illusion sein können.“ Live präsentieren Liane & Ulla die Songs am Fr 23.2. in der Kantine Nürnberg. Dort wird es die Lieder auf auch Kassette zu kaufen geben. Ulla wird beim Puch-Festival im Juli auftreten. (7,5 von 10 Punkten)
JONATHAN BOCKELMANN – Sakamoto on Guitar II (EP)
Der klassisch ausgebildete Konzertgitarrist huldigt zum zweiten Mal dem 2023 verstorbenen japanischen Soundtrack-Oscar-Gewinner Ryuichi Sakamoto („Der letzte Kaiser“, „Merry Christmas Mr Lawrence“, „The Revenant“). Jonathan Bockelmann transkribierte dafür Stücke von Sakamoto. Mit erstaunlichem Ergebnis. Die Idee zu dieser Sakamoto-Covers-EP kam Bockelmann als er an der Münchner Musik-Hochschule studierte. Bockelmann merkte, dass er sich mit dem klassischen Repertoire der Konzert-Gitarre nicht identifizierte. Die Zweifel warfen die Frage auf, von wem er denn Fan sei? Von Ryuichi Sakamoto! Und Bockelmann fiel auf, dass viele Kompositionen des Japaners noch nicht für Gitarre transkribiert wurden. So suchte sich der Münchner für die erste EP 2023 vier Sakamoto-Stücke aus. Keines aus berühmten Soundtracks, sondern Unbekanntes – z. B. zwei Instrumentals von seinem Synthie-Pop-Album “Smoochy” aus den 90ern: “Er schafft es, mit wenigen Mitteln auzukommen, dabei erzeugt er ehrliche Emotionen: keine Schnörkeleien oder Umspielungen. Er kommt mit seiner musikalischen Message stets auf den Punkt und trifft bei mir meist einen Nerv.”
Bockelmann erkannte auch, dass sich Sakamotos Kompositionen, die dieser für Klavier oder Klavier mit Streichern geschrieben hat, hervorragend mit der klassischen Gitarre – einem polyphonen Instrument – spielen lassen: „Ein Match! An der Stelle kann ich den Gitarren-Meister Andrés Segovia zitieren, der es auf den Punkt gebracht hat, als er es sagte: ´die Gitarre ist ein Miniatur-Orchester.´“
Die drei neuen Covers auf der neuen, 2024er EP, sind wieder ein besonderes Fundstück: das Original Sakamoto-Stück „Suite For Krug in 2008“ war eine Auftrags-Komposition für eine Champagner-Marke. Jedes der drei instrumentalen „Movements“ sollte mit einem ihrer Schaumweine kredenzt werden. So schön die beiden Maxi-Singles von Jonathan Bockelmann geworden ist, so schade ist eines: Ryuichi Sakamoto kann die einehmenden und sparsamen Interpretationen weder hören noch absegnen: er starb im März vor einem Jahr mit nur 71 an Krebs. (8,0 von 10 Punkten)
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Jonathan Bockelmann - Sakamoto on Guitar (Full Album) [Squama]
THE WATERBOYS – This Is The Sea (LP-Reissue) / How The Waterboys Made ´This Is The Sea´ and saw ´The Whole Of The Moon´ (6CDs-Box)
Das erfolgreichste Album der schottischen Band wird wiederveröffentlicht – in limitierter Vinyl-Auflage und als 6-fach-CD-Box für die Fans – mit vielen unveröffentlichten Song-Versionen der Hits „The Whole of the Moond“, „This Is The Sea“ oder „Don´t Bang The Drum“. Das Original kam 1985 raus und war die dritte LP der Band um Mike Scott, dem hier mit epischen Folk-Indie-Pop-Songs sein Meisterwerk gelang. Kann man in eine 80er-Playlist zwischen Talk Talk und Blue Nile reinpacken. Später klangen die Waterboys sparsamer, akustischer, folkiger. Wer diese opulent produzierten Songs, die bald 40 werden, noch nicht kennt, hat hiermit die Gelegenheit, es nachzuholen. Bzw. für die Fans sie in alternativen Fassungen zu erleben – als Piano-Demos, Radio Sessions, Live-Versionen oder anders abgemischt. Eine Doppel-CD mit den interessantesten Varianten hätte es bei der CD-Box auch getan. Aber dass nun die LP wieder erhältlich ist, ist lobenswert. (Re-Issue LP: 8,5 von 10 Punkten)
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This Is the Sea (2004 Remaster)