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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Spieleabende

Der Spieleabend. Für die einen das Schönste und für die anderen reicht schon der Gedanke daran und der Abend ist gelaufen. Eine Glosse von Nicole Hirsch.

Von: Nicole Hirsch

Stand: 23.10.2024

Jetzt, da uns die Dunkelheit täglich früher begrüßt und es in Riesenschritten auf den November zugeht, jetzt naht sie wieder, diese ganz besondere Zeit. Die Zeit des heimeligen Spieleabends bei Freunden.

Es scheint diesen einen Typ Mensch zu geben, der, sobald er nicht mehr auf dem SUP irgendwelche Seen quert oder mit der Handykamera das Adele-Konzert filmt, die Wochenenden am liebsten mit einem Brettspiel verbringt.

Der Spieleabendtyp ist dabei nicht zu verwechseln mit dem Spieler! Der Spieler geht in die Kneipe, zielt leidlich gut auf die Dartscheibe, daddelt ein bisschen am Flipper oder haut ein paar Kugeln über den Billard-Tisch - reines Alibiverhalten, eigentlich will er sich nur in gelöster Atmosphäre mit seinen Kumpels betrinken.

Der Spieleabendtyp hingegen ist von der verkniffenen Sorte, er muss sich noch nach Feierabend kompetitiv messen und mit seinem selbstgebackenen Ofenchili angeben.

Jeden ersten Freitag im Monat, 20 Uhr, treffen sie sich, die Brettspielfreunde

Jeden ersten Freitag im Monat, 20 Uhr, treffen sie sich, die Brettspielfreunde, total zwanglos, mal beim Stefan und der Tine, mal beim Andi und der Claudia.

Doch nicht nur die in die Jahre gekommenen Stefans und Claudias spielen gerne Siedler von Catan und Cluedo, konzentriert, gewissenhaft, ab und an am Bierchen nippend und eine Salzstange verbröselnd, während sie in ihren Sitzlandschaften immer weiter nach vorne rücken, nah ran an den Couchtisch, wo das Spielbrett die Wahrheit erzählt, die reine Wahrheit, nämlich die über Gewinner und Verlierer.

Nein, auch die inzwischen erwachsen gewordenen Lauras, Sofias und Maximilians veranstalten derlei ermüdende Runden, in ihrem Fall an sauber gewischten WG-Küchentischen. In Wohngemeinschaftsküchen, wo noch nie, also wirklich NIEMALS, eine Tabakzigarette geraucht wurde. Mega! Gut, der Maxi vaped ab und zu am offenen Fenster, was soll man machen, es braucht einen dritten Spieler, aber er bläst den Dampf brav in den Hinterhof.

Sofia hat die Spielesammlung von ihrer Mama Claudia geerbt. Beim Monopoly  - original Ausgabe aus den Achtzigern! - fehlen ein paar von den roten Plastikhäusern, aber Hotels bauen ist eh kapitalistischer Dreck, die fetten Bonzenbuden braucht niemand mehr. Maxi, Laura und Sofia spielen Monopoly sowieso nur ironisch.

Sage mir, was Du spielst, und ich sage dir, wer du bist: Wissens-Quiz? Notorische Klugscheißerin! Kompliziertes Adventure? In der Hobbitwolle gefärbter Nerd! Krimidinner? Feige Pantoffelheldin. Secret Hitler? Hm, nun gut.

Sei´s drum, in jeder Runde gibt es meist: Die Kuchen und Snackmitbringerin, sie wird sehr gerne eingeladen, auch wenn man ständig ihre Backwaren loben muss. Den Depp, der sich nie die Regeln merkt und sein Team zuverlässig ins Verderben reitet. Die Verbissene, die ihre Bestie an den Teufel verkaufen würde, um zu gewinnen. Nicht zu vergessen den Zyniker, der absichtlich alles sabotiert, einfach, weil er Spaß daran hat, der Spielverderber zu sein.

Es ist wie im richtigen Leben. Wie im Büro. Wie in der Familie. Wie auf der Autobahn. Wie im Bundestag. Irgendwer nervt immer. Wohl deshalb gibt es auch noch diese anderen. Die, die das Konzept Spieleabend für überschätzt halten und die den Herbst lieber in der wohligen Abgeschiedenheit eines Ohrensessels genießen.


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