Das Thema Ein Mythos und seine Deutung
Sophokles' König Ödipus, Sohn des thebanischen Königspaares Laios und Iokaste, ist die vielleicht tragischste Figur der griechischen Mythologie. Durch die Schuld seines Vaters wird er zum Werkzeug der Götter, die ihn mit dem Fluch belegen, seinen Vater zu töten und seine Mutter zur Frau zu nehmen. Alle Versuche, dieses Schicksal zu umgehen, führen erst recht ins Verderben und die Weissagung des Delphischen Orakels erfüllt sich schließlich. Erst erschlägt er im Jähzorn an einer Wegbiegung den ihm unbekannten Laios, dann rettet er durch das Lösen des Rätsels der Sphinx Theben und wird mit der Hand seiner Mutter Iokaste "belohnt".
Nach Jahren des Glücks, in denen das ungleiche Herrscherpaar vier Kinder zeugt, schicken die Götter eine Seuche über das Land und das Orakel von Delphi spricht erneut: Lediglich die Bestrafung von Laios' Mörder vermag die Seuche einzudämmen und so macht Ödipus in einer spannenden Kriminalgeschichte nun unwissentlich Jagd auf sich selbst. Er wird gebeten, die Sache auf sich beruhen zu lassen - doch Ödipus will die Wahrheit erfahren, nicht ahnend, dass dieses Rätsel das Rätsel seiner eigenen Existenz ist. Am Ende des Weges stehen der Selbstmord der Iokaste und die Selbstverstümmelung des Ödipus, der sich blendet, um in der Unterwelt seinen Eltern nicht in die Augen sehen zu müssen.
Dies ist der Kern der antiken Tragödie des Sophokles, die auf einem uralten Mythos beruht. Seit seiner ersten schriftlichen Erwähnung in Homers Odyssee ca. 700 v. Chr. hat dieser in immer neuen Varianten Einzug in die jeweiligen Epochen gehalten, bis hin zur Popkultur unserer Tage, wo er in Songs wie The End von The Doors besungen wird.