Download-Service Einsatz im Unterricht
Vorarbeit
Impuls
Tafelbild "Sei spontan!". Die zwanghafte Aufforderung zur Ungezwungenheit. Dieser Imperativ ist ein zentrales Beispiel in Watzlawicks "Anleitung zum Unglücklichsein", um paradoxe Kommunikation zu veranschaulichen. Ein anderes Beispiel: der Vater oder die Mutter, der/die verlangt, nicht nur dass man Hausaufgaben macht, sondern dass man sie gern und mit Begeisterung macht. Es wird Freiwilligkeit gefordert. Die Schüler diskutieren solche Paradoxien und ergänzen sie durch Beispiele aus dem eigenen Alltag.
Einsatz im Unterricht
Hören/Arbeitsauftrag
Die Sendung wird ohne Unterbrechung angehört. Die Schüler werden aufgefordert, sich Notizen zu machen und möglichst viele der Anekdoten, Zitate und Szenen stichwortartig festzuhalten. Anschließend werden die Aufzeichnungen im Gespräch erläutert und in Bezug zur eigenen Lebenswirklichkeit gesetzt. Zur Unterstützung und Strukturierung kann das Arbeitsblatt 1 "Die Sache mit der Suppe" eingesetzt werden:
Ausgehend von dem in der Sendung dargestellten Beispiel der Suppe klären die Schüler die Begriffe "Objektebene" und "Beziehungsebene" und überlegen, wie der Konflikt zu lösen wäre. Wie ließe sich der Konflikt lösen? Eine Aussage wie "du hast dich sehr bemüht" ist ebenfalls wenig schmeichelhaft. Offener Verbesserungsvorschlag, der möglicherweise zum Streit führt? Oder ausweichend-diplomatische Antwort?
Nacharbeit
Diskussion
Paul Watzlawick gilt als Vertreter des "radikalen Konstruktivismus", d. h. er stellt menschliches Wissen um "die eine" Wirklichkeit in Frage. (Das ist in der Sendung angedeutet in der letzten Szene, im Beispiel vom Verscheuchen der Elefanten.) Zwar gibt es nach Meinung der Konstruktivisten so etwas wie Wirklichkeit, doch können wir Menschen uns auf diese Wirklichkeit immer nur durch Konstruktionen beziehen, d. h. durch individuelle Deutungen, die keinerlei Anspruch auf Wahrheit haben. Hierzu zählen auch die Formen der sog. self-fulfilling prophecies: "heute habe ich nur Pech", "heute sind alle Ampeln rot" usw. Die Schülerinnen und Schüler erläutern diesen Ansatz, auch im Hinblick auf seine Konsequenzen: Wenn Wirklichkeit ein individuelles Konstrukt ist, so muss der Einzelne große TOLERANZ üben gegenüber den Wirklichkeiten anderer. Zweitens trägt er die VERANTWORTUNG für diese selbstgeschaffene Wirklichkeit und kann sich auf keine übergeordnete Instanz berufen. Siehe dazu Arbeitsblatt 2 "Stufen der Wirklichkeit":
Weitere Anregungen zur Diskussion und Erörterung
Folgt man den Gedanken von Paul Watzlawick, wo und unter welchen Umständen muss dann die Toleranz enden? Er beruft sich hier auf den Philosophen Karl Popper, der gesagt hat: Im Namen der Toleranz müssen wir für uns das Recht in Anspruch nehmen, intolerant gegenüber der Intoleranz zu sein, z. B. intolerant gegenüber Gewalt und Menschenfeindlichkeit, weil diese Wirklichkeitskonstrukte die Freiheit und das Recht auf Unversehrtheit des anderen nicht anerkennen.
Die therapeutische Konsequenz für Watzlawick besteht darin, Wirklichkeitskonstrukte und Interpretationen, die "leidschaffend" sind, durch weniger leidvolle zu ersetzen, so dass der Einzelne zu einer reiferen und unabhängigen Existenz vordringt. Welche Chancen (Stärkung) und Gefahren (Selbsttäuschung) sind in solchen "Umdeutungen" gegeben?
Arbeitsauftrag
Paul Watzlawick hat in seiner wissenschaftlichen Arbeit fünf Axiome (verhaltensmäßige Grundsätze) der Kommunikation aufgestellt. Diese werden anhand von Arbeitsblatt 3 "Axiome der Kommunikation" besprochen. Beispiele aus dem Alltag der Schüler (Leben und Pubertät in einer multikulturellen Gesellschaft, Missverständnisse und Fehlinterpretationen) werden ergänzt und diskutiert:
Referatsthemen
- Paul Watzlawicks Kritik an Sigmund Freud und der Psychoanalyse
- Glück, was ist das?
- Die Flow-Theorie von Mihaly Csikszentmihalyi
- Stefan Klein: Die Glücksformel
Fragen & Antworten
Eventuell zur Bearbeitung als Hausaufgabe:
Lehrplanbezug
Lehrplan für das bayerische Gymnasium vom 2. August 1990: Deutsch 11. Jgst. Problemerörterung, Themenerschließung, Argumentationsprizipien. Deutsch 11. Jgst. Literatur des 20.Jhdts. Allgemeine Tendenzen.