Bayern 2 - radioWissen


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Stand: 22.07.2019 | Archiv

Einsatz im Unterricht

Worum geht es in der Sendung, welche Themen werden behandelt? Jungfrau und Jungfräulichkeit sind Begriffe, die uns heute völlig verstaubt und eigentlich überflüssig erscheinen. Warum kann es sich trotzdem lohnen und vielleicht sogar spannend sein, diesen vermeintlichen Un- oder auch Reizwörtern einmal genauer nachzuspüren? Dafür gibt nicht nur gute, sondern auch viele Gründe:

  • Weil wir alle direkt oder indirekt, sei es in der Diskussion aktueller Ereignisse oder aus eigenem Erleben mit dem Thema "Jungfräulichkeit" konfrontiert sind.
  • Weil das über Jahrhunderte im Christentum entfaltete und durch Maria verkörperte Jungfräulichkeitsideal alle Facetten natürlicher weiblicher Sexualität und weiblicher Lebensentwürfe überformt, geprägt und stigmatisiert hat.
  • Weil dieses Modell in vielen Aspekten unserer Kultur und unserer Sprache noch immer wirksam ist.
  • Weil überall auf der Welt und sogar mitten unter uns noch immer viel zu viele Mädchen und Frauen unter den Folgen eines medizinisch und sachlich vollkommen haltlosen Jungfräulichkeitswahns leiden.
  • Weil überall auf der Welt und auch mitten in Deutschland noch immer Frauen an der freien Entfaltung ihrer Individualität und Sexualität behindert werden.
  • Weil fundamentalistische Strömungen überall auf der Welt versuchen, mithilfe idealisierter Konzepte von Jungfräulichkeit eigentlich längst überwundene patriarchalische frauenfeindliche Rollenmodelle und Moralvorstellungen zu reaktivieren.


Warum ist die Sendung für den Unterricht interessant? Die Entdeckung und Entfaltung einer selbstbestimmten, eigenverantwortlichen Sexualität mit ihren Phasen und Hürden wird in unterschiedlichen Fächern und unter verschiedenen Gesichtspunkten behandelt. Die Sendung deckt einen großen Teil dieses unterrichtlichen Spektrums ab: Sie bietet einen kompakten Abriss sowohl geschichtlicher und aktueller wie auch religiöser, kultureller und medizinischer Aspekte des Themas. Dabei knüpft sie unmittelbar an die medialen und altersgemäßen Erfahrungen der Jugendlichen an und liefert so eine Basis für die selbständige, vertiefende Erarbeitung der angesprochenen Sachverhalte.

Hören

Die Schülerinnen und Schüler hören die Sendung ganz oder abschnittsweise. Die Audio-Ausschnitte können alternativ oder ergänzend zugespielt werden.

Nacharbeit

Nachbearbeitung: Die Arbeitsblätter und Arbeitsaufträge dienen der Festigung des im Radiobeitrag vermittelten Wissens. Sie können entweder in Einzelarbeit, von Arbeitsgruppen oder im Klassenverband beantwortet oder als Hausaufgabe aufgetragen werden. Die Ergebnisse werden im Plenum ergänzt und korrigiert. Die Sendungsausschnitte können zur Motivation und thematischen Strukturierung des Unterrichtsgesprächs oder zur Unterstützung beim Ausfüllen der Arbeitsblätter eingesetzt werden. Das Glossar erläutert zentrale Begriffe des Beitrags.
Arbeitsblatt 1: "Starke Frauen von gestern bis heute und die Lügenmär vom Jungfernhäutchen". Das Arbeitsblatt kontrastiert wichtige medizinisch-biologische Fakten mit noch heute gängigen Irrtümern über Beschaffenheit und Bedeutung des Hymen. Eine Reihe berühmter Frauengestalten aus Mythologie und Geschichte dokumentiert die religiöse und gesellschaftliche Wertschätzung der Jungfräulichkeit in früheren Zeiten.
Arbeitsblatt 2: "Küche, Kinder oder Karriere? - Jungfräulichkeit als selbstbestimmter Lebensweg". Das Arbeitsblatt sammelt spirituelle, rechtliche und gesellschaftliche Aspekte selbstgewählter Jungfräulichkeit im zeitlichen Wandel. Die Schülerinnen und Schüler halten fest, dass ein Leben als Jungfrau in der Antike, im Mittelalter und bis an die Schwelle der Moderne meist die einzige Chance für ein selbstbestimmtes Dasein darstellte. Nur so konnten sich Frauen der Vormundschaft eines Gatten entziehen, Bildung erlangen, ein Handwerk ausüben und Karriere machen.
Arbeitsblatt 3: "Starke Kontraste: Jungfräulichkeit als spiritueller Weg und die Stigmatisierung weiblicher Sexualität". Die Schülerinnen und Schüler begreifen die Entscheidung für befristete oder lebenslange sexuelle Enthaltsamkeit als eine Form der spirituellen Suche des Menschen. Sie verstehen, dass die körperliche Abstinenz nur eine Vorstufe der wesentlich wichtigeren "seelischen Jungfräulichkeit" ist. In einem weiteren Schritt befassen sie sich mit der kulturellen und gesellschaftlichen Normierung weiblicher Lebenswirklichkeit durch den Marienkult. Die Idealisierung der Jungfrau bewirkte, dass die weibliche Sexualität jahrhundertelang pauschal mit Sünde, Unmoral und Ehrlosigkeit gleichgesetzt und stigmatisiert wurde.


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