Bayern 2 - radioWissen


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"Der Untat folgt sie auf dem Fuße"

Von: Rolf Cantzen

Stand: 15.01.2010 | Archiv

Strafe und Vergeltung in Philosophie und Theologie: "Der Untat folgt sie auf dem Fuße"

Ethik und PhilosophieHS, RS, Gy

Raskolnikow zog das Beil heraus, schwang es mit beiden Händen, kaum noch bei Bewusstsein, und ließ es, fast ohne Anstrengung, fast mechanisch, mit dem Rücken auf den Kopf der Alten niederfallen. Der Hieb hatte, da sie so klein war, genau ihren Scheitel getroffen. Sie schrie auf, aber leise, und sackte dann plötzlich auf dem Boden zusammen, obgleich sie noch beide Hände zum Kopf heben konnte. Jetzt schlug er mit voller Wucht noch einmal zu und noch einmal, immer mit dem Beilrücken, immer auf den Scheitel.

Der Umgang mit Straftätern stellt Philosophen wie Theologen gleichermaßen vor ein Dilemma: Einerseits müssen Verbrecher bestraft werden - wenn nicht aus Vergeltungswunsch, so doch zumindest um ein Zeichen zu setzen: Die Gesellschaft ist nicht gewillt, Straftaten zu tolerieren. Andererseits könnte es vernünftig - oder gar christlich geboten - die Gewaltspirale durch Strafverzicht zu durchbrechen... Woher kommt die Strafe und wie entwickelte sie sich in zweieinhalbtausend Jahren europäischer Kulturgeschichte? Um diese Frage zu beantworten treffen wir griechische Philosophen der Antike mit ihren Vorstellungen von der kosmischen Ordnung, die durch Straftaten gestört wird. Und wir werfen einen Blick in die nachreformatorische Zeit: Damals standen ausartende Hinrichtungszeremonien mit Volksfestcharakter hoch im Kurs. Doch heute? Am Ende kommen auch wir nicht um den ethischen Diskurs herum: Wie gehen wir heute in unserem Rechtssystem mit Straftätern um? Gilt uns am Ende doch die Bibel als Ratgeber: Auge um Auge, Zahn um Zahn.


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