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KZ Flossenbürg Arbeit und Tod im Steinbruch

Stand: 25.05.2009 | Archiv

Das Lager in unmittelbarer Nachbarschaft zur damals etwa 1.200 Einwohner zählenden Gemeinde Flossenbürg wurde zu einer Zeit gebaut, als die SS die KZs von reinen Haftlagern in Produktionsstätten umwandelte.

Luftbild des KZs Flossenbürg

Für Hitlers gigantische Städte- und Straßenbaupläne gründete die SS eigens die Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH (DESt), die auch in Flossenbürg einen Ableger hatte. Die DESt beschäftigte extrem billige Arbeitskräfte: Lagerhäftlinge.

Großer Bedarf an Lagerinsassen

Die Nationalsozialisten brauchten allerdings auch die entsprechende Anzahl von Häftlingen, um die ehrgeizigen Ziele zu erreichen. Einige Monate vor der Eröffnung des KZs Flossenbürg im Mai 1938 hatte das Reichsinnenministerium den sogenannten "Schutzhafterlass" verschärft. Damit war der Willkür bei Verhaftungen mehr oder weniger Tür und Tor geöffnet. "Reichsführer-SS" Heinrich Himmler diktierte um diese Zeit eine Inhaftierungswelle gegen sogenannte "Asoziale" und "Kriminelle". Am 3. Mai 1938 kamen die ersten von ihnen ins neue KZ, das zunächst für 3.000 Häftlinge angelegt war.

Das Konzentrationslager Flossenbürg nach der Befreiung

Sie wurden mit einem grünen Dreieck ("gewöhnliche Kriminelle") gekennzeichnet. Viele von ihnen hatten sich allerdings nichts oder kaum etwas zu Schulden kommen lassen, sie passten schlicht und einfach nicht in die von den NS-Machthabern definierte "Volksgemeinschaft".

Mörderische Zwölf-Stunden-Schichten

Der Großteil der Häftlinge wurde in den Ende des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommenen Steinbruch geschickt - täglich zwölf Stunden, bei kurzer Mittagspause mit dünner Suppe. Granitblöcke absprengen, Steine schleppen, Loren schieben - diese Arbeit gehörte zu den mörderischsten KZ-Einsatzkommandos überhaupt.

Jeder Tag begann und endete mit zusätzlicher Quälerei: das Abzählen auf dem Appellplatz, das oft mit stundenlangem Strammstehen einherging, auch in den sehr kalten Oberpfälzer Wintern. Auf diesem Platz fanden zudem Strafaktionen und Folterungen statt - ebenso Hinrichtungen, etwa nach Flucht-versuchen oder angeblicher Sabotage.

Tote wie Abfall behandelt

Krematorium im KZ Flossenbürg

Das massenhafte Sterben von Häftlingen in Flossenbürg - einem Lager, eigens geplant zur "Vernichtung durch Arbeit" - hatte meist aber andere Ursachen: Erschöpfung durch Zwangsarbeit, Kälte, Unterernährung, absichtliche Vernachlässigung, sadistische Attacken von SS-Wachleuten, durch Lagerärzte verabreichte Giftspritzen, Krankheiten, gegen Kriegsende auch Seuchen. Die Toten wurden wie Abfall behandelt: Leichen verbrannte man im 1940 eingerichteten lagereigenen Krematorium, später - als dessen Kapazität nicht mehr ausreichte - auch unter freiem Himmel.

Aus Europa nach Flossenbürg verschleppt

Seit Ende 1938 hatte sich die Zusammensetzung der KZ-Insassen grundlegend geändert, als auch ideologische Gegner des NS-Regimes nach Flossenbürg kamen. 1939 stieg die Gesamtzahl der Inhaftierten auf 2.500. Bei einem Drittel war auf die gestreifte Gefangenenkleidung ein rotes Dreieck aufgenäht, das bedeutete: politischer Häftling. Im Zuge von Hitlers Eroberungskrieg wurden im Januar 1940 die ersten ausländischen Insassen eingeliefert. In den Folgejahren stellten diese - vor allem aus Polen, Ungarn, der Sowjetunion und Frankreich stammenden Häftlinge - die Mehrzahl.

Quälendes Schlange stehen - auch bei der Essensausgabe

1940 wurden in Flossenbürg auch die ersten Juden registriert. Insgesamt waren in diesem Lager mehr als 22.700 jüdische Häftlinge, die zumeist aus Polen und Ungarn stammten. Auch Sinti und Roma befanden sich unter den Gefangenen.

Massenmord an bestimmten Häftlingsgruppen

Am 23. Januar 1941 traf aus dem KZ Auschwitz ein Transport mit 600 polnischen Gefangenen in Flossenbürg ein, von denen mehr als 200 getötet wurden. Das war der Auftakt zur systematischen Ermordung bestimmter Häftlingsgruppen. Insgesamt fielen solchen Aktionen mindestens 2.500 Häftlinge zum Opfer: sowjetische Kriegsgefangene, ausländische Zwangsarbeiter, Widerstandskämpfer. Auch alte, kranke oder behinderte Häftlinge traf dieses Schicksal.

Das "Kapo"-System

Wie alle KZs war auch Flossenbürg nach dem Modell Dachau eingerichtet. Dementsprechend organisierte die SS unter den Häftlingen eine nach der NS-Rassenideologie ausgerichtete Zwangsgesellschaft. An der Spitze der Gefangenenhierarchie befanden sich deutsche Häftlinge der Kategorie "Krimineller". Zumeist aus ihren Reihen wurden die "Kapos", Häftlinge mit Kontrollfunktion, rekrutiert. Ganz unten standen Juden und sowjetische Gefangene, die von SS und "Kapos" am meisten schikaniert wurden. Von der Stellung eines Häftlings hing zum Beispiel ab, ob er im Krankheitsfall medizinisch versorgt wurde.


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