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Flossenbürg Erste KZ-Gedenkstätte Bayerns

Stand: 24.07.2009 | Archiv

"In keinem anderen Ort im Deutschen Reich war das Konzentrationslager ein derart fester Bestandteil des Alltags wie in Flossenbürg. Die nicht nur räumlich engen Beziehungen zwischen Lager und Dorf lassen sich unter anderem am Beispiel des Arbeitseinsatzes der Häftlinge in beispielloser Eindringlichkeit belegen", so Gedenkstättenleiter Jörg Skriebeleit.

Mai 2007: Treffen ehemaliger KZ-Häftlinge

Dieser Hintergrund mag eine Erklärung dafür sein, dass direkt nach 1945 die Flossenbürger Bevölkerung mehrheitlich die Lager-Vergangenheit als Belastung empfand, die man gerne schnell losgeworden wäre. Es sollte möglichst rasch nichts mehr an den Ort des Nazi-Terrors erinnern.

Dabei konnte man pragmatisch-ökonomische Interessen ins Spiel bringen. Einige Originalbauten wurden abgerissen, Teile des KZ-Geländes nutzte man als Industrieareal. Der Steinbruch, Sinnbild mörderischer Ausbeutung, wurde verpachtet. Die ehemaligen Häftlingsunterkünfte verwendete man nach 1945 zunächst als Kriegsgefangenenlager für SS-Angehörige, dann - bittere Ironie - als DP-Lager ("Displaced Persons"). Also ausgerechnet Verfolgte des Nationalsozialismus wohnten nun in den Baracken.

Initiative polnischer Ex-Häftlinge: "Tal des Todes"

Dennoch entstand 1946 in Flossenbürg eine der ersten KZ-Gedenkstätten Europas, auf jeden Fall die erste Bayerns. Es bedurfte dazu allerdings einer Initiative ehemaliger, vorwiegend nichtjüdisch-polnischer Häftlinge, die sich zu jenem Zeitpunkt im Flossenbürger DP-Lager aufhielten. Sie waren nicht in Flossenbürg inhaftiert, sondern aus der US-Besatzungszone in Österreich vorübergehend in die Oberpfalz überführt. Doch sie wollten einen Ort der Erinnerung schaffen und realisierten ihn in Kooperation mit der Gemeindeverwaltung.

Für diese erste - katholisch inspirierte und nach Kreuzweg-Muster konzipierte - Gedenkstätte stand nur ein kleiner Teil des ehemaligen KZ-Areals zur Verfügung. Man nannte sie "Tal des Todes"; nur das darin integrierte Krematorium und die Hinrichtungsstätte waren originale Bestandteile des KZs.

Eigens errichtet wurde eine Kapelle aus Steinen, die von drei abgebrochenen Wachtürmen stammten. Später kamen noch zwei Gedenksteine für die jüdischen Häftlinge hinzu. Ein "Platz der Nationen" verweist darauf, dass in Flossenbürg Gefangene aus 30 Ländern inhaftiert waren.

Eigenheime statt Häftlingsbaracken

Flossenbürg: Dort wo einst Häftlingsbaracken standen, ...

Auch in den 1950er-Jahren war die zeitgeschichtliche Sensibilität in Flossenbürg noch nicht sonderlich ausgeprägt. Man riss die Baracken ab und baute 1958 - an selber Stelle - Eigenheime. Deren Bewohner, die Hanglage macht's möglich, haben bis heute Ausblick auf den ehemaligen Appellplatz, der auch als Hinrichtungsstätte diente.

... befindet sich heute eine Eigenheimsiedlung.

"Die von der SS geschaffene Infrastruktur, die 1938 für das peripher gelegene Flossenbürg einen gewaltigen Modernisierungsschub bedeutet hatte, wurde konsequent weitergenutzt", kommentiert Skribeleit diese Entwicklung.

"Vom Stigma zum Standortfaktor"

Von 1957 bis 1960 wurde der 1945 angelegte Ehrenfriedhof erweitert. Man bettete dorthin die Leichen der Häftlinge um, die zuvor auf Friedhöfen entlang der Routen der Todesmärsche beerdigt worden waren. Aus 5.500 Gräbern besteht dieser Waldfriedhof seitdem.

Ein allmählicher Wandel in der lokalen Erinnerungskultur war zu beobachten. "Vom Stigma zum Standortfaktor", auf diese Formel bringt es Skribeleit. Man entdeckte Flossenbürg als "moralisches Kapital", als Ort repräsentativer Begegnung. So wurden fortan Delegationen ehemaliger KZ-Häftlinge eingeladen.

Dauerausstellung seit 2007

Häftlingsschicksale, dargestellt in der Vorher-Nachher-Konfrontation

1995 errichtete man eine jüdische Gebetsstätte auf dem Gelände des ehemaligen Baulagers. 2006 wurde das gesamte KZ-Areal samt Steinbruch zum Denkmal erklärt. Seit 22. Juli 2007 - gut 62 Jahre nach der Befreiung - gibt es im restaurierten Gebäude der ehemaligen Wäscherei eine umfassende Dauerausstellung über die KZ-Geschichte.

2010 wurde die Dauerausstellung erweitert. Im Unterschied zur bereits bestehenden Schau über die Geschichte des Lagers während der Nazi-Diktatur widmet sich die neue der Zeit nach 1945. Ein Schwerpunkt ist das Schicksal der früheren Häftlinge und der Angehörigen von ermordeten Nazi-Opfern.

Die Ausstellungsmacher wollten keine klassische Dokumentation mit Schautafeln und festgelegtem Rundgang. In der modernen Multimediaschau können sich die Besucher völlig frei bewegen. Blickfang ist eine rund 20 Meter lange Medienwand mit 25 Monitoren, auf denen Bilder, Filme und Texte erscheinen.


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