Susanna Daucher
Geschichte | RS, GY |
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Sie verweigern Kindertaufe, Eid und Kriegsdienst, Rechts- und Kirchenordnungen sind ihnen ein Graus. Selbst Luthers Glaubensrevolution geht den Täufern nicht weit genug. Wer so denkt, gerät schnell ins Visier der Mächtigen.
Im Zuge der Reformationswirren und kirchlichen Umwälzungen entsteht im frühen 16. Jahrhundert die religiös-soziale Täuferbewegung, die gerade im städtischen Handwerkermilieu zahlreiche Anhänger findet. Zuspruch bekommt sie aber auch von den Unterschichten, vereinzelt sogar von Adeligen und Patriziern.
Die Täufer beharren auf der Erwachsenentaufe, weil eine Kirche nach ihrer Auffassung nur aus wahrhaft Gläubigen bestehen darf, die Entscheidungsfreiheit haben. Damit stellen sie sich gegen die katholische Kirche, aber auch gegen die Reformatoren Luther, Calvin und Zwingli, die unter Berufung auf das Jesuswort "Lasst die Kinder zu mir kommen!" an der Säuglingstaufe festhalten.
Weil die Täufer zudem Eid, Kriegsdienst und öffentliche Ämter verweigern, geraten sie schnell in Widerspruch zur Obrigkeit. Sie wettern gegen das Papsttum der alten Kirche und wollen die Institutionalisierung der Reformation und ihre Bindung an die Machthaber nicht akzeptieren. Auch das kirchliche Lehramt ziehen sie in Zweifel, schließlich ist die Bibel für sie die höchste Autorität.
Einige Täufer verschreiben sich dem Ideal einer urchristlichen Gütergemeinschaft. Andere verkünden den Anbruch der Endzeit und vergessen nicht daran zu erinnern, dass Gottlose ihre gerechte Strafe erhalten werden. Da sie überzeugt sind, dass der Jüngste Tag unmittelbar bevorsteht, entwickeln die Täufer eine hohe Opferbereitschaft.
Schließlich geraten sie zwischen alle Stühle. Kirchen und Herrschaften sehen sich in ihrer Legitimation bedroht und reagieren mit Verfolgung. Das vielerorts harte Vorgehen verhindert die Entstehung einer Massenbewegung.