Das Vorzeige-KZ der Nazis
Geschichte | HS, RS, Gy |
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Die SS präsentierte Theresienstadt als "Musterlager" und gaukelte der Weltöffentlichkeit ein 'heiles' Leben vor. Es war ein Ort des Grauens und ein Zwischenstopp in die Gaskammern. Trotzdem gab es ein geistig-kulturelles Leben.
"Auschwitz war eine Hinrichtungsstätte", sagte der Leiter der Gedenkstätte Theresienstadt, Jan Munk, einmal, "Theresienstadt eine einzige Todeszelle". Nach der "Erledigung der Rest-Tschechei" 1939 und der Errichtung des Reichsprotektorats Böhmen und Mähren funktionierten die Nationalsozialisten Theresienstadt, einen Garnisonsstandort aus der Zeit Kaiser Josephs II., in ein Sammel- und Durchgangslager um, das zunächst tschechische, später auch deutsche Juden aufnahm. Als 1942 die Judenvernichtung begann, wurden die Opfer von hier aus in Todeslager wie Auschwitz gebracht.
Theresienstadt war ein Ort des Schreckens und zugleich ein Ort der Kultur. Jüdische Musiker, Maler und Wissenschaftler entfalteten eine enorme Produktivität, Lehrkräfte unterrichteten Kinder in Kellern und auf Dachböden. Es gab Theater- und Kabarettvorstellungen, über 50-mal wurde die Kinderoper "Brundibar" des Komponisten Hans Krása aufgeführt. So gelang es den Menschen, zumindest zeitweise die Todesangst zu verdrängen und von Normalität wenigstens zu träumen.
Die NS-Propagandamaschinerie bediente sich der Kinder und Künstler und vermarktete Theresienstadt als Muster-KZ. Tatsächlich gelang es, Repräsentanten des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes, die sich ein Bild von den Lebensumständen verschaffen wollten, zu täuschen. Auch einen zynisch-perfiden Film über die "heile Welt" in Theresienstadt ließ die SS drehen. Regie führte Kurt Gerron, ein deutsch-jüdischer Schauspieler, der nach Ende der Dreharbeiten 1944 in Auschwitz ermordet wurde.