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Die Vermessung der Welt

Von: Simon Demmelhuber / Autorin: Christiane Neukirch

Stand: 11.02.2019 | Archiv

Spiegelsextant auf einer alten Karte liegend | Bild: picture-alliance/dpa
Mensch, Natur und UmweltRS, Gy

Wo bin ich? Woher komme und wohin gehe ich? Klingt irgendwie spirituell, oder? Aber es gibt auch eine ganz konkrete Dimension der großen Menschheitsfragen: Wie finde ich sicher von A nach B, und wo geht´s lang auf hoher See?

Von A nach B zu kommen, ist manchmal ganz schön schwierig. An Land ist die Sache noch halbwegs überschaubar. Da haben sich die Menschen schon zur Griechen- und Römerzeit mit schematischen Karten beholfen, aus denen die ungefähre Entfernung zwischen zwei Punkten, die einzuschlagende Richtung, wichtige Ortsnamen und markante Punkte abzulesen waren.

Doch auf dem Meer beginnt die große Hilflosigkeit. Wasser hat keine Balken und erst recht keine Wegweiser. Daher wurden Schiffe bis zum Beginn der Neuzeit hauptsächlich auf Sicht gesteuert: Küstenlinien, Landmarken, Berge und Leuchtfeuer zeigten den Standort, der Sonnenlauf und gut erkennbare Sternbilder gaben die Richtung vor. Große Fahrten auf dem offenen Meer waren mit dieser Methode allerdings nicht zu machen. Um auch nur einigermaßen Kurs zu halten, musste die Küste sichtbar bleiben. Aber wie weit reicht das Auge? Nicht allzu weit. Bei klarer Sicht sind es auf See etwa fünf Kilometer, von der Höhe eines 30 Meter hohen Mastes rund 19 Kilometer.

Keine Seeherrschaft ohne Längenmessung

Im Zeitalter der Entdeckungen und Eroberungen, der Förderung und Ausweitung des Überseehandels, der Ausbeutung und Verteidigung neuer Überseebesitzungen wird die präzise Orientierung auf See mehr und mehr zur Schlüsselqualifikation des machtpolitischen und merkantilen Aufschwungs. Das frühkoloniale Wettrennen der europäischen Nationen ist auch ein Wettrennen um Navigationsvorteile.

Leider gibt es da ein kleines Problem. Um einen Punkt auf der Erdoberfläche exakt zu verorten und anzusteuern, sind zwei Informationen unverzichtbar: Neben dem Breitengrad muss auch der Längengrad bekannt sein. Das mit der geografischen Breite hatte man einigermaßen im Griff. Mit der Bestimmung der geografischen Länge sah es bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts jedoch mehr als duster aus. Die Ermittlung des Längengrads auf See war schlicht und einfach ein Ding der Unmöglichkeit. Eine praktikable Lösung des Längengraddebakels brachte erst der Schiffschronometer.

Breitengrade

Ein 75 Jahre altes Schiffs-Chronometer das zum Segelschiff Gorch Fock I gehörte | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade Vom Äquator nach Nord und Süd

Die Idee ist alt: Schon im 3. Jahrhundert vor Christus überziehen Geografen die Erde mit einem Gitternetz aus Längen- und Breitenlinien. Klar bestimmbar ist aber lange nur der Breitengrad. Denn dafür reichen Grips und Geometrie. [mehr]

Das Längenproblem

Hinweisschild auf den Null-Meridian am Observatorium im Londoner Stadtteil Greenwich, von dem die Gradeinteilung der Erde in östliche und westliche Längengrade erfolgt | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade Seefahrt tut und macht Not: Das Längenproblem

Bis zum Beginn der Neuzeit reicht die Kenntnis der Breitengrade. Die Kapitäne segeln meist auf Sicht entlang der Küsten. Auf die offene See wagen sich wenige. Nach Columbus ist alles anders: Genauigkeit wird zum Erfolgsfaktor. [mehr]

Gestirne oder Mechanik

Winkelmessung mit dem Jakobsstab (um 1530), Holzschnitt Deutschland | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade Mond oder Uhr - Wer löst das Längenproblem?

Der Longitude Act löst ein gewaltiges Echo aus. Die Jury wird mit Vorschlägen zur Längenbestimmung regelrecht bombardiert. Geldgier und Wahnsinn galoppieren Hand in Hand. Letztlich aber lautet die Frage: Gestirne oder Mechanik? [mehr]

Zeit und Entfernung

Porträt von Reinier Gemma alias Frisius (1508 - 1555), flämischer Astronom und Kartograf (Mary Evans Picture Library) | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade Wie lässt sich Länge mit der Uhr bestimmen?

Uhren messen Zeit, aber keine Entfernungen. Stimmt doch, oder? Nicht ganz. Im Grunde sind Zeit und Entfernung ein und dasselbe. Zumindest, wenn von Bewegung die Rede ist. Und genau darum geht es bei der Bestimmung des Längengrads. [mehr]

John Harrison

John Harrison (1693– - 1776) | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade Ein Autodidakt blamiert die gelehrte Elite

Am Problem der Längenbestimmung arbeiten sich Englands führende Köpfe vergeblich ab. Lösen wird es ein Tischler und Selfmade-Uhrmacher aus der Provinz: Der hartnäckige Autodidakt und geniale Außenseiter John Harrison. [mehr]

GPS

NAVSTART-GPS-Satellit des US-Verteidigungsministeriums  | Bild: picture-alliance/dpa zur Übersicht Längen- und Breitengrade GPS: Lotsenhilfe aus dem Orbit

Wer heute noch mit Sextant und Chronometer navigiert, ist hoffnungslos sentimental. Es gibt etwas wesentlich Neueres und Genaueres: Die globale Orientierung mithilfe eines Netzwerks von Satelliten, die um den Erdball kreisen. [mehr]

Hätten Sie's gewusst?

Quiz - Fragezeichen | Bild: colourbox.com zur Übersicht Längen- und Breitengrade Testen Sie Ihr Wissen

Haben Sie die richtige Peilung bei der Suche nach der Lösung für das Längengradproblem? Oder sind Sie unterwegs auf hoher See verloren gegangen? Finden Sie es heraus. Unser Quiz hilft Ihnen bei der präzisen Positionsbestimmung! [mehr]

Audio

Entdeckung der Welt | Bild: colourbox.com zum Audio Längen- und Breitengrade Die Vermessung der Welt

Wo bin ich? Diese Frage war für Seeleute immer schon wichtig, aber schwer zu beantworten. Vor allem die Bestimmung des Längengrades bereitete Probleme, bis sich ein britischer Uhrmacher ihrer annahm. (BR 2016) Autorin: Christiane Neukirch [mehr]


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