Bayern 2 - radioWissen


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Das Thema Mord im Auftrag Gottes?

Blut und Feuer, das war die schreckliche Bilanz der Ketzerkriege. Sie wurden unter Lobgesängen auf Gott geführt. Für ihn glaubte man sie zu unternehmen. Es war ein fürchter­licher Irrtum. Er geschah mit Billigung der Kirche. Aber auch die weltlichen Fürsten und Herren sahen die Ketzerei als schlimmstes Verbrechen, weil es die geistige Einheit des Abendlands bedrohte.

Stand: 15.01.2010 | Archiv

rt - Augustinerkloster - Augustinus | Bild: picture-alliance/dpa

Selbst ein Mann vom Format des Augustinus hatte deklariert:

"Es ist weit schlimmer den Glauben zu verderben, als Münzen zu fälschen. Denn wenn Falschmünzer … mit Recht zum Tode verurteilt werden, müssen Ketzer mit noch viel mehr Recht, sobald die überführt sind, hingerichtet werden."

Augustinus

Dieser erbitterte Kampf gegen die Abweichler vom Glauben der Kirche findet in einer Epoche großer sozialer Spannungen statt: die Kluft zwischen Arm und Reich hatte sich vergrößert. Franz von Assisi stellte sich damals ausdrücklich auf die Seite der Armen und schuf den Bettelorden. Aber Papst Johann XXII. deklarierte noch 1317: „Eine große Sache zwar ist die Armut, aber das größte Gut ist der vollkommene Gehorsam.“ Er zitierte 65 Franziskaner an seinen Hof nach Avignon, ließ viele von der Inquisition verurteilen, vier zum Tode.

Katharer, Waldenser

Ruine einer Katharerburg in Südfrankreich

Die Inquisition war hart. Im 12. Jahrhundert richtete sie sich vor ­allem auf die Katharer, die so genannten „Reinen“. Ihnen galt der Leib und seine Bedürfnisse als böse, sie verboten daher jegliches Eigentum. Das Heil war ihnen gewiss. Sie galten als die „Anarchisten“ des 12. Jahrhunderts. Walter Nigg schreibt: „Dem gewöhnlichen Empfinden der Menschen bis zur Bestürzung unverständlich, erreichten sie in der religiösen Loslösung von allem Irdischen den äußersten Pol.“ Mit ihnen manchmal verwechselt wurden die Waldenser. Sie leiteten sich von Petrus Waldes her, der einst Händler war, nach seiner „Bekehrung“ aber eine biblisch orientierte Laienpredigerbewegung schuf. Als ein päpstlicher Legat ermordet wurde, schob man es ihr in die Schuhe. Papst Innozenz III. schrieb damals den berühmten Aufruf: „Voran nun Ritter Christi! Dem Boot der Kirche droht ein vollkommener Schiffbruch.“ Er versprach den Kriegern die Vergebung der Sünden und alle Güter, die sie in Besitz nehmen würden. Zahlreiche Städte wurden die Beute „der Kreuzfahrer“. Noch einmal flackerte ein Aufstand im Mai 1242 in der Nähe von Toulouse auf, noch einmal wurden 200 "Irrlehrer" verbrannt, viele lieferten sich sogar freiwillig den Flammen aus. Die Ketzerkriege gingen zu Ende, die Inquisitionsbehörde aber bestand in der katholischen Kirche unter diesem Namen noch bis ins zwanzigste Jahrhundert.


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