Ein Mönch erschüttert das Abendland
Religion | MS, RS, Gy |
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Ein revolutionäres Gemisch aus individueller Initiative und allgemeiner Krisenstimmung löst im frühen 16. Jahrhundert die Reformation aus. Martin Luther, ein Mönch und Theologieprofessor, setzt mit seiner Lehre enorme Kräfte frei.
Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit ist geprägt vom beginnenden Nationalismus, von kulturellen, technologischen und politischen Umwälzungen. Gesellschaftliche Spannungen sind spürbar, selbst unter strenggläubigen Christen wächst die Erkenntnis, dass die römische Kirche reformbedürftig ist. Zugleich schwappt eine Welle von Heilssehnsucht und Frömmigkeit durch das Reich, an dessen Spitze 1519 Karl V. rückt, ein Herrscher, der an der universalen Kaiseridee festhält.
Dem Begehren der Menschen, vor Gottes Gericht zu bestehen, begegnet die Kirche mit einem Angebot zur Sündentilgung: dem Ablass. Dagegen agitiert der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther, ein Mann voller Frömmigkeit und Wut. Mit seiner Ablasskritik trifft er einen Nerv. Luther sagt und schreibt, was Hunderttausende denken und fühlen. Mit seinen 95 Thesen gegen den Ablass erzielt er eine Wirkung, die ihn selbst verblüfft.
Luther will die Kirche retten, er möchte zur ursprünglichen Wahrheit des Evangeliums zurückkehren. Als Rom ihm die kalte Schulter zeigt, radikalisiert er sich. Er wird von einer Volksbewegung getragen und dient mächtigen Territorialherren als Figur auf dem Schachbrett der Macht. Am Ende steht die Kirchenspaltung.