Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Auskunft und Suche

Ja, ja, die Slogans der Parteien auf den Wahlplakaten sagen schon seit Jahrzehnten nichts mehr aus. Na und? Automodelle bekommen ja auch nur noch Fantasienamen. Aus Furcht vor unerwünschten Anklängen in den Fremdsprachen des Weltmarkts. Na eben. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 09.12.2024

Womöglich präsentiert die CSU heute ihre Wahlkampfplakate für die Wahlen im Februar. Da geht´s also ums „Bündige“. Eine sprachlich brachiale Raffung eines politischen Vorgangs präsentierte auch das „Wort des Jahres 2024“: „Ampel-Aus“ – das klingt nach BILD-Zeitung und spielt geradezu ins Vorsprachliche. Es wissen aber alle, was gemeint ist. Folgerichtig müsste im Grunde „D-Day“ das „Unwort des Jahres“ werden. Denn das Ausscheren der FDP aus dem Regierungsbündnis unter dieser Losung zu tarnen, verriet Einiges über die Geschmackssicherheit in den Gremien einer Partei, die einst oft das Auswärtige Amt führte.

Aber Politik brennt sich eben mit kurzen, kräftigen Parolen in Hirne und Gefühlsregungen des Wahlvolks ein. Sprachkritiker motzen zwar seit Jahrzehnten darüber, dass die Slogans gar nichts mehr aussagen. „Wieder nach vorne“ heißt´s zum Beispiel diesmal bei der CDU. Was der Sache zumindest eine Richtung gibt. Fraglich bleibt, für wen oder was.

Aber die Zeit, Wahlprogramme durchzulesen, findet wohl niemand mehr. Allerdings könnten diese Programme auf Grundlage des von der betreffenden politischen Gruppierung bereits Formulierten heute von ChatGPT verfasst werden. Vielleicht ist das auch schon so, das weiß man nicht so richtig.

Wählerinnen und Wähler befragen in ihrer Not und Ratlosigkeit immer öfter den Wahl-O-Maten

Dass eine Partei Versprechen aus der Kampagne nach der Regierungsübernahme umsetzt oder dafür auch nur das Geld auftreiben könnte, glaubt bei dieser Wirtschaftslage auch niemand. Und so befragten Wählerinnen und Wähler in ihrer Not und Ratlosigkeit zuletzt immer öfter den Wahl-O-Maten. Ein Wort, das daher oft gegoogelt worden sein müsste, wo sich Wahlkämpfe in diesen unseren Tagen doch so sehr häufen.

Am Vormittag gibt Google in Hamburg die „Suchtrends des Jahres“ bekannt. Wonach gesucht wird, und was das Ranking angeht, das der Algorithmus aus den Milliarden und Abermilliarden Eingaben ins Suchfenster schmiedet, ist aber bestenfalls zur Hälfte ein Abbild dessen, wofür wir alle zumindest manchmal Google verwenden. Zum „Googeln“ von Privatmenschen etwa, die wir gerade erst kennenlernten und die nichts von ihrer Durchleuchtung ahnen; zur hektischen Abhilfe bei vermeintlich peinlichen Wissenslücken, Letzteres auch gerne im Kreise engerer Bekannter, die nicht gleich alles weitertratschen. Für Kochrezepte, wenn wir, gerade jetzt, genug haben von Kürbis-Kokos-Karotten-Suppe. „Google“ ist unser Freund, auch wenn es unsere Sucheingaben genau kennt und schnell Passendes zum Kauf anbietet. Bedenklich wird das Ganze erst, wenn wir eines Morgens eintippen: „Wo ist meine Brille?“


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