Ende der Welt - Die tägliche Glosse Deutschland auf Glückskurs
Alle reden von Krise, aber Deutschland ist auf Glückskurs. In der neusten Ausgabe des SKL Glücksatlas sind alle wieder genauso zufrieden wie vor der Pandemie. Aber was bedeutet eigentlich SKL? Und was hat Bernd Raffelhüschen damit zu tun? Und wer weicht hartnäckig vom Glückskurs ab? Eine Glosse von Roland Söker.
Jetzt aber mal zu etwas ganz anderem. Etwas positivem. Halten Sie sich fest: Die Lebenszufriedenheit in Deutschland steigt. Deutschland ist auf Glückskurs!
Zu dieser überraschenden Erkenntnis kommt Bernd Raffelhüschen, Professor für Volkswirtschaft und wissenschaftlicher Leiter des SKL-Glücksatlas. Der muss es wissen, er hat ja auch schon nachgewiesen, dass Migration dem Land schadet und die Schuldenbremse ein Segen ist. Da ist es nur folgerichtig, wenn inmitten zerbröselnder Brücken, Bahngleisen und Schulen die Leute wieder zufriedener sind.
Bernd Raffelhüschen hat natürlich nicht selbst gefragt, sondern das Institut für Demoskopie Allensbach beauftragt. Aber weil das so sperrig klingt, läuft das ganze unter dem knackigen Titel SKL-Glücksatlas. SKL steht für Süddeutsche Klassenlotterie, die allerdingst schon 2012 aufgelöst und durch Fusion mit der Nordwestdeutschen Klassenlotterie, kurz NKL, in die gemeinschaftliche Klassenlotterie der Länder, kurz GKL, überführt wurde. Zur allgemeinen Verwirrung blieb der Markenname SKL aber erhalten – und ziert neben Produkten der Glücksspiel-Industrie eben auch den sogenannten Glücksatlas.
Nach dieser kurzen klärenden Einführung nun zu den wichtigsten Ergebnissen: Die allgemeine Zufriedenheit in Deutschland ist wieder auf Vor-Corona-Zeiten zurückgehüpft. Trotz Ampelregierung ist alles wieder gut. Die glücklichsten Menschen wohnen übrigens in Hamburg, Bayern und Schleswig-Holstein, wobei letzteres Bundesland vom ersten Platz verdrängt wurde. Die Bundesländer im Osten sind insgesamt unzufriedener, aber es gab ja auch nie eine Ostdeutsche Klassenlotterie. Die beiden Standorte der GKL sind übrigens Hamburg und München. Ob es da einen Zusammenhang gibt - wo die GKL wohnt, leben die zufriedensten Leute – wurde nicht untersucht.
Die einzigen, die noch nicht gemerkt haben, dass die Krise vorbei ist, sind Familien
Das deckt sich aber mit einer vor wenigen Tagen veröffentlichten Studie über die Attraktivität der Innenstädte, aus der Hamburg und München fast gleichauf und mit weitem Abstand als Sieger hervorgingen. Kurzum: die Städte mit den meisten Bauruinen aus der Benko-Pleite in der Fußgängerzone sind die schönsten.
Aber nochmal zurück zu den Ergebnissen des Glücksatlas der Süddeutschen Klassenlotterie. Vielleicht stimmt ja auch dieser Name schon so heiter, dass man in ein wohliges Gefühl der Zufriedenheit gleitet und entsprechend antwortet. Stellen Sie sich vor, wie die Antworten ausfallen würden, wenn Ihnen jemand ein Mikrofon hinhält und sich vorstellt: „Hallo ich komme von Raffelhüschens Unglücksbarometer. Sind Sie etwa zufrieden?“
Übrigens ist die Lebenszufriedenheit vor allem bei denen deutlich gestiegen, die in den Pandemiejahren arg gebeutelt waren: Alleinlebende, junge Erwachsene, berufstätige Frauen. Sie alle sind wieder so glücklich, wie zuvor. Die einzigen, die noch nicht gemerkt haben, dass die Krise vorbei ist, sind Familien. Die dümpeln noch in pandemischer Unzufriedenheit durchs Leben. Sagen wir es mal so: Kinder hinterlassen in Krisen manchmal längere Bremsspuren. Aber zum Glück sind es nur noch so wenige, dass sie Deutschlands Glückskurs nicht verhageln können …