Ende der Welt - Die tägliche Glosse Die Weihnachtsbesserwisserei
Das heutige Ende der Welt kommt nicht direkt aus der Weihnachtsbäckerei, sondern der Weihnachtsbesserwisserei. Am Ende… steht nach dem Vorabendprinzip Weihnachten. Sollten Einwände bestehen, bitte auf eine Steintafel gemeißelt an die Autorin. Eine Glosse von Susanne Rohrer.
Ist Ihnen das auch schon aufgefallen? Dass ausgerechnet in der staaden Zeit – Friede den Menschen – oftmals wenig friedfertig über Zeitfragen gestritten wird? Ein treffliches Ereifern darüber, wer eigentlich wann kommt – nein: kommen MUSS - und warum. Statt Weihnachtsbäckerei also Weihnachtsbesserwisserei. Fangen wir doch gleich mal mit dem Nikolaus an: kommt der jetzt am 5. oder am 6. Dezember? Der Nikolaustag ist der 6. Dezember, also am 6. – der 5. Dezember ist der Vorabend – kann also gar nicht sein?
Die pragmatische Lösung: er kommt an beiden Abenden, weil die meisten Pfarreien gar nicht so viele Freiwillige für den Nikolaus haben, von den Engelchen und dem Knecht Ruprecht mal ganz zu schweigen. Ich darf das sagen, ohne die Rute fürchten zu müssen, um diese Uhrzeit hören doch hoffentlich keine Kinder zu? Deswegen können wir auch die Frage Christkind oder Weihnachtsmann und wann auf direktem Wege diskutieren.
Pah, den Weihnachtsmann, den hat doch Coca Cola erfunden – hört man ja gerne, vom Weihnachtsbesserwisser. Ähem, nein, richtig ist, dass der Luther das Christkind erfunden hat. Weil er wiederum den heiligen Nikolaus nicht so mochte. Hat sich bei den Protestanten nicht durchgesetzt, wohl aber bei den Katholiken. Deswegen, Hosenträger schnalzen lassen: im Süden und Westen kommt das Christkind, im Norden und Osten Deutschlands der Weihnachtsmann – formerly known as Nikolaus.
Vorabend-Prinzip
Die friedensstiftende Nachricht: Geschenke bringen beide. Und zwar an Weihnachten. Stooooooppppp. Der 24. Dezember ist der Heilige Abend, da ist noch gar nicht Weihnachten, schaltet sich der Weihnachtsbesserwisser ein. Vorsicht, 2.000 Jahre altes Fettnäpfchen! Weil es in der Antike noch keine Zeitansage gab, und übrigens auch keine Quarzuhren, hat der Tag nicht um Mitternacht begonnen, sondern schon bei Sonnenuntergang. Und weil das am 24.
Dezember um halb 5 passiert, es wird „dumper“, bricht der Heilige Abend an und damit beginnt: Weihnachten. Das nennt man Vorabend-Prinzip, analog anwendbar übrigens auch auf den Nikolaus. Vorabend-Prinzip – schöner Tipp eigentlich für ´ne Quizshow. Kann man sich mal merken. Bleiben als Streitfrage noch die heiligen drei Könige, die als Sternsinger verkleidet über unsere Türen schreiben: C plus M plus B. Die Kurzform für den lateinischen Segensspruch „Christus mansionem benedicat“? Oder doch ihre Initialen? Überlassen Sie die Deutungshoheit gerne Caspar, Melchior und Balthasar, wenn sie mit Kreide vor Ihrer Türe stehen.
Apropos Besserwisserei: warum der Valentinstag Walentinstag heißt und nicht Fallentinstag, darüber sprechen wir dann, wenn die "staade Zeit" wirklich rum ist – am 14. Februar.