Bayern 2 - Die Welt am Morgen


0

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Duell am Mittag

Früher als vorgesehen kam gestern die Antwort auf die "K-Frage" in der Union. Kanzlerkandidat wird Friedrich Merz, Parteichef der CDU. CSU-Chef Markus Söder gab sich lockerer als man vermutet hätte. Er brüllte nicht wie der bayerische Löwe. Sondern hielt´s mit dem Rosaroten Panther. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 18.09.2024

Die Traumfabrik Hollywood lockte auch großartige Künstler an, die nicht aus den USA stammten. Meisterregisseur Billy Wilder zum Beispiel kam aus dem galizischen Sucha Bezkidse, damals Österreich-Ungarn, heute Polen. Fred Zinnemannn, Regisseur von „High-Noon“, stammte aus dem österreichisch-ungarischen Rzeszów.

Und der Komponist des Titellieds aus dem Western, der auf Deutsch „12 Uhr mittags“ heißt, der Komponist dieses so revolverheldenhaft klingenden, den wildesten aller Westen evozierenden Songs „Do not forsake me, oh my darling“ – wo alle den einsamen Cowboy geradezu in den Sonnenuntergang reiten sehen, der Komponist Dimitri Tiomkin also wurde Ende des vorletzten Jahrhunderts in Krementschuk geboren, damals wirklich Russland, heute aber ukrainisch.

In der umgekehrten Richtung übt Hollywood übrigens genau dieselbe Wirkung aus auf alle möglichen Staaten innerhalb der westlichen Wertegemeinschaft. Was auf Hollywoods Leinwänden Eindruck macht, lebt weiter beim kinobegeisterten Publikum.

Die Kuh vom Eis kriegen, ohne die Pferde scheu zu machen

Und so ist es wenig erstaunlich, dass man gestern im Hinblick auf die um Schlag 12 Uhr Mittag angesetzte Pressekonferenz in Bayerns Landesvertretung zu Berlin schon von „High Noon“, „Duell“, ja „Shootout“ sprach. Allerdings war in gewisser Weise schon ein wenig die Luft raus, nachdem sich Hendrik Wüst, als Chef des mitgliedermächtigsten Landesverbands der Christdemokraten, vor Tagen erklärt hatte, er werde keineswegs als Kanzlerkandidat der Union antreten – und unterstütze im Übrigen Friedrich Merz unter den verbliebenen anderen zwei möglichen Bewerber.

Als nun gestern der bayerische Ministerpräsident Markus Söder, erklärte, dass Friedrich Merz „es mache“ und er damit zufrieden sei, war das die einzige Möglichkeit, die Kuh vom Eis zu kriegen, ohne die Pferde scheu zu machen, sozusagen. Hätte Söder nicht verzichtet, wäre die Union sofort wieder in diverse Gräben und Lager zerfallen. …..


0