Ende der Welt - Die tägliche Glosse Forever dableiben
Der Traum vom ewigen Leben ist so alt wie die Menschheit – bislang findet es aber nur im Jenseits statt – für alle, die dran glauben. In diesen säkularen, hochtechnischen Zeiten gibt es nun enorme Anstrengungen, leibhaftig auf Erden zu bleiben. Erstmal „nur“ für Jahrhunderte – und dann sieht man weiter … oder ? Eine Glosse von Norbert Joa.
Neulich, vor 267 Jahren: Schlacht bei Kolin – Österreich gegen Preußen – dessen Grenadiere wanken und weichen, da stürmt zu Pferde heran: Friedrich der Große alias der ALTE FRITZ – damals 45 - und ruft verärgert: „Hunde, wollt ihr ewig leben?“ Zigtausend seiner Soldaten konnten da allerdings schon nicht mehr antworten.
Dafür schallt dieser Tage ein spätes, kräftiges „JA“ aus dem blassen Mund von Bryan Johnson, 47, Multimillionär. – Der meidet seit Jahren in seiner Villa in LA die kalifornische Sonne – schließlich möchte er bald wieder die Haut eines 18jährigen haben. Und darunter gern auch alle Organe, Muskeln und Knochen in diesem schönen Alterszustand.
Für sein Projekt BLAUPAUSE – mit ihm als sehr großen Versuchskaninchen – gibt er monatlich so 160 000 Dollar aus: für 30 Spezialisten, zig Geräte und 111 Pillen, die er täglich schluckt. Dazu Bluttests, MRT & Ultraschall und täglich trainiert er unter Aufsicht Körper und Geist. Dazu morgens immer knapp 2000 vegane Kalorien - bis zur letzten Mahlzeit, vormittags um 11. Schlafengehen stets um 20 Uhr 30. Zuvor noch allerlei Cremes, Laser & Licht, Klangtherapie für die Ohren … und weit darunter misst des Nachts ein Penissensor Zahl und Dauer seiner Erektionen – auch dank Schockwellenstimulation. Tja - it´s a long way back to the Teeniezeit. Und the weiter weg, the longer back. Dann muss man halt – um im Bild zu bleiben – noch harder daran arbeiten.
Er widmet seine Lebenszeit der Verlängerung seiner Lebenszeit
Bryan Johnson hat vor elf Jahren sein IT Unternehmen für 800 Millionen Dollar verkauft und sein Lebensziel gefunden: er widmet seine Lebenszeit der Verlängerung seiner Lebenszeit. Laut seinem Leibarzt seien Herz, Haut und Knochen bereits 10 bis 20 Jahre jünger. Und so ruft er auch uns seinen Slogan ins Ohr: „STIRB NICHT – Ausrufezeichen. Der Tod ist ein technisches Problem, das sich lösen lässt. Punkt.
Sollen wir die Daumen drücken? Ihm wird’s egal sein – er schläft grad, in LA, vollverkabelt, auf einsamer Mission. Denn noch ist da keine Partnerin, die das mitmacht, dieses getaktete, biometrisch vermessene … ja, soll man sagen: LEBEN?! Eine mögliche Gefährtin müsste – laut Johnson – einwilligen in: „getrennte Schlafzimmer, keine Sonntagsausflüge, Sex nur auf Verabredung, kein romantisches Gesäusel nach dem Beischlaf. Und sie müsste begreifen, dass sie nicht meine Priorität Nummer eins ist. Dafür kann sie gemeinsam mit mir wieder jung werden.“ ZITAT Ende. So, Hand hoch – wer ist dabei?! – Mmmh, im Radio wieder mal schwer auszumachen, wie viele das sind.
P.S. Bryan Johnson bat vor einer Weile im Netz galgenhumorig um Ideen für sein vorzeitiges Ableben. Ganz vorn: er erstickt an einer seiner 111 Tagespillen.
Also das … wird auf jeden Fall schon mal von ihm bleiben.