Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Für immer jung

Jung zu bleiben ist nicht allen gegeben. Teuflischer Weise wirkt oft sogar der Mann besonders alt, der "einen auf jung macht", sich etwa die Haare tönt oder färbt. Dagegen kann ein altbackener Anzug seinen Träger ausgesprochen jugendlich wirken lassen. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 03.09.2024

Nur mehr die wenigsten unter uns können sich das eigene Altern leisten: Bei den Für- und Vorsorgesystemen kracht´s im Gebälk, und je häufiger die Demenzfälle, desto seltener die Pflegekräfte, weil deren Bezüge immer kärglicher wirken bei steigenden Lebenshaltungskosten.

„Do you really want to live forever?“, das fragen sich inzwischen manche. Und zitieren damit die Liedzeile, die die Band „Alphaville“ nicht von ungefähr gleich nach ihrer Titelzeile „Forever young“ gesetzt hat. Das Lavieren zwischen ewigem Diesseits und dessen skeptischer Vorabbetrachtung macht den Reiz dieses Evergreens aus. So richtig wird dabei zwar nicht klar, was das lyrische Ich nun konkret will. Das muss aber auch nicht sein, schließlich geht´s hier um Popmusik und nicht um Kernphysik. Heute vor 40 Jahren kam das Album „Forever young“ von Alphaville raus, deren mit Abstand größter Hit der Titelsong wurde.

Dass ein Debutalbum ewig jung bleiben möchte, versteht sich, beansprucht aber auch ein gerüttelt´ Maß an Beharrungskraft für sich. 40 Jahre später hört sich ein „Forever young“ doch ziemlich gut abgehangen an, ob es nun will oder nicht.

Das ewig-jung-Bleiben missglückt ja manchmal auf augenfällige Weise, weil jemand den Zeitpunkt fürs rechtzeitige Aufhören verpasst hat

Das ewig-jung-Bleiben missglückt ja manchmal auf augenfällige Weise, weil jemand den Zeitpunkt fürs rechtzeitige Aufhören verpasst hat. „Thommy“ Gottschalk, wie ihn viele Fans zärtlich nennen, hat gerade ganz in Weiß auf Ibiza geheiratet, barfüßig, wie zu erfahren war, und macht doch auch Werbung für Hörgeräte. Das ist ausgelassenes Hippiedasein ohne Scheu vor altersgerechten Gebresten, wenn man so will. Und einen Rat zur Garderobe hat Thommy dabei nicht nötig – man darf davon ausgehen, dass er weiß: nur Männer, die sich betont „zu jung“ kleiden, wirken auffällig schnell gealtert.

Im Gegensatz zu Gottschalk, seinem alten Kumpel, tritt Günther Jauch bei „Wer wird Millionär?“ ja stets in korrekter, vielleicht ein wenig althergebrachter Garderobe auf, und das hilft ihm, seinen bekannt lausbübischen Charme zu versprühen – sein Gesicht wirkt jedenfalls immer jünger als seine Sakko- und Krawattenkombinationen. So gehört sich das aber auch, denn immerhin ist Jauch nicht nur der Moderator der Rateshow, sondern auch deren einziger Show-Gig, und der Richter über die Antworten, die da aus dem Kandidatinnensessel kommen: Das Seriöse muss also sein, das schelmisch Schalkhafte aber auch.

RTL läutet gerade die Feierlichkeiten zu 25 Jahren „Wer wird Millionär“ ein. Weitere 25 Jahre seien Günther Jauch damit gewünscht, in Anerkennung seiner unermüdlichen Arbeit an den Rätseln, vor die uns das  Leben stellt. Die bleiben auf ewig so frisch und vielfältig wie von allem Anfang an.


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