Ende der Welt - Die tägliche Glosse Geschenke-Verpackungs-Versager
Ein schön verpacktes Geschenk. Manche legen da mehr wert drauf als andere. Eine Glosse von Sandra Limoncini.
Man soll seine Kinder nicht schlecht machen. Das tut ihrem Selbstbewusstsein nicht gut, habe ich gehört. Wie sollen die jemals ein gesundes Selbstwertgefühl bekommen, wenn sie ständig mit ihrem Versagen konfrontiert werden? Aber manchmal geht es einfach nicht anders. Ich spreche hier von Tatsachen. Außerdem steht Weihnachten vor der Tür und auf meine traumatischen Erfahrungen in dem Zusammenhang wird auch nicht Rücksicht genommen also, sag‘s ich jetzt einfach mal. Offen und ehrlich: Meine Kinder sind „Einpackversager“.
Ja, lässt sich nicht beschönigen. Früher, da waren sie auch zusätzlich Weihnachtsgeschenk-Versager. Jetzt beschränkt sich das Problem zum Glück nur noch auf die Verpackung. Meine Weihnachts-Geschenk Erziehung hat sich über die Jahre echt bemerkbar gemacht. Der Vater meiner Kinder und ich, haben uns immer sehr, sehr viel Mühe gegeben. Lange im Voraus überlegt, was wir schenken könnten, hmmm keine Geldgeschenke und auch immer mit Rücksicht auf die Wünsche der Kinder. Und was kam von denen? Last Minute, hastig hingekritzelte Gutscheine, die dann, wenn überhaupt, in einen schmuddeligen Umschlag gesteckt wurden. Ich habe sogar mal ein Bild von unserem Sohn bekommen, von einem schlecht abgepausten Pferd, dass mir ohne Umschlag einfach nur so hingelegt wurde. Der Stift und die Vorlage lagen unterdessen noch auf dem Küchentisch. Wenigstens kann ich ihm nicht vorwerfen, er hätte das Thema verfehlt. Immerhin mag ich Pferde.
Sie könnten mir jetzt vorwerfen, ich solle mich nicht so anstellen und zufrieden sein, immerhin bekäme ich überhaupt etwas zu Weihnachten
Aber Schwamm drüber. Mittlerweile habe ich es geschafft, mich Geschenke technisch hochzumendeln und bekomme jetzt richtigen Präsente, die jetzt von den in Nebenjobs verdienten Penunzen in Schallplatten oder Bücher investiert werden. So weit, so gut.
Aber den letzten Schritt zum perfekten Geschenk haben meine Kinder eben noch nicht vollzogen. Leider! Die Verpackung eben!! Sie haben ja keine Ahnung, was ich da schon alles gesehen habe. Gar keine Verpackung, Verpackung aus alten knittrigen Zeitungen, teilweise schaute das Geschenk an unterschiedlichen Ecken heraus oder das Papier hatte nicht gereicht und wurde mit einem anderen Material angestückelt. Ich dachte zwischenzeitlich, Willi, der Hund meiner Freundin Eva habe beim Verpacken geholfen, aber vermutlich hätte der das allein noch besser gekonnt. Willi ist ein Border Collie, der ist ziemlich fit in der Birne.
Einmal hat mir unser Sohn sein Geschenk für mich in Alufolie verpackt übergeben, es sah aus wie eine tote eingewickelte Ratte. Ich hatte panische Angst beim Auspacken. Es war weich und roch nicht gut. Es handelte sich am Ende um ein T-Shirt, das aus China kam und noch ungewaschen nach Appretur stank. Ich war fast dankbar, dass es kein angeschimmelter Nager war.
Sie könnten mir jetzt vorwerfen, ich solle mich nicht so anstellen und zufrieden sein, immerhin bekäme ich überhaupt etwas zu Weihnachten, mein Wunsch nach einem schönen Geschenk mit entsprechender Verpackung sei übertrieben und konsumorientiert. Mag sein. Aber ist mir egal, dann bin ich eben konsumorientiert. Ich liebe Geschenke, und ich liebe schön verpackte Geschenke. Ich bin immerhin aus ökologischen Gründen zum japanischen Verpacken übergegangen. Nennt sich Furo-shiki. Da nimmt man einen schönen Stoff und wickelt und knotet den Stoff kunstvoll um das Geschenk. Den Stoff kann man dann immer wieder verwenden und es sieht nebenbei gesagt spektakulär aus. Diese japanische Tradition habe ich meinen Kindern letztes Jahr, sogar einige Wochen vor Weihnachten, schmackhaft gemacht. Ich habe dann ein sehr schönes Buch bekommen. Eingewickelt in ein altes T-Shirt meines Sohnes. Selbstverständlich ungewaschen. Es waren noch Ketchup Reste daran. Ok. Ich arbeite dran und ist ja noch ein bisschen Zeit bis Heiligabend.