Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Heil im Chaos

Was für ein Update! Weltweiter Blackout, als Microsofts Subunternehmer „Crowdstrike“ was voranbringen sollte. Banken, Flughäfen, Kliniken – alles im Tilt. Hoffentlich lernt Bundesarbeitsminister Heil heute bei der NASA, wie man Fachkräfte anlockt. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 22.07.2024

SPIEGEL-online ließ sich von einem „Weltklasse-Hacker“ erklären, woran es wirklich lag. Auf ZEIT-online erschien ein kluges Essay darüber, warum uns Menschen die Infrastruktur unserer Umgebung immer erst auffällt, wenn sie ausfällt. Das sind verdienstvolle Ansätze nach einem weltweiten Blackout, den die BILD-Zeitung – offenbar tröstend – den „größten IT-Ausfall aller Zeiten“ nennt.

Wenn es dabei nur bliebe! Wir Laien haben es längst aufgegeben, tieferen Einblick in unsere Computer gewinnen zu wollen: „Ein Update ist möglich“, lesen wir. Und es bricht uns der Schweiß aus.  

Früher hieß es, wir beherrschten die friedliche Nutzung der Kernkraft, heute suchen wir immer noch nach einem Endlager für Atommüll.

Nur nebenbei: Die Forscher in Los Alamos, wo die USA die Atombombe gegen Hitler bauten, debattierten kurz vor der ersten Testexplosion ernsthaft darüber, ob die gezündete Testbombe nicht gleich die Erdatmosphäre mitentzündet – und das waren bestimmt nicht die schlechtesten Physiker.

Vorausgesetzt, der Flugverkehr flutscht wieder

Heute sind wir mit Haut und Haar der weltumspannenden Digitalisierung verschrieben. Fachleute müssen sie halt regelmäßig warten, also Updaten mit Updates, die wir downloaden, gefühlt immer häufiger, übrigens. Irgendwie logisch: Die gespeicherten Datenmengen wachsen und wachsen eben, der Datenverkehr braucht immer mehr Strom, und umgemünzt auf ein Einfamilienhaus wäre das so, als käme jeden zweiten Wochentag der Klempner. Klempner aber sind rar geworden. Computerfachleute sind gefragt, die brauchen wir dringend, und wir haben Verständnis für die salamitaktische Installation ihrer Software – die wollen ja weiter was verdienen.

Weil es aber an Fachkräften mangelt in diesem unserem Lande, reist Bundesarbeitsminister Hubertus Heil heute in die USA. Vorausgesetzt, der Flugverkehr flutscht wieder.

Heil trifft in Washington auch US-Regierungsvertreter, zum Abschluss geht´s dann nach Texas. Dort regiert Gouverneur Greg Abbott, ein republikanischer Abtreibungsgegner, der illegale Einwanderer schon mal nach Washington D.C. transportieren lässt, um der Regierung dort zu zeigen, was sie anrichtet. Andererseits hat Abbott mit der NASA einen der attraktivsten Arbeitgeber in seinem Bundesstaat sitzen. Bei der Weltraumbehörde will unser Bundesarbeitsminister lernen, wie man Fachkräfte für sich gewinnt.

Leichter gelernt als getan. Denn ausländische Fachkräfte müssten erst einreisen dürfen. Und die heimische Ausbildungsinfrastruktur müsste ganz, ganz schnell wieder aufgeforstet werden. Genug Gründe für Hubertus Heil also, beim Besuch im NASA Texas Space Center das Klassische zu gestehen: „Houston, wir haben ein Problem!“


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