Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Hemden in der Heißluftfriteuse

Viele Menschen haben ein bisschen Angst vor KI, der künstlichen Intelligenz und was daraus noch alles werden kann. Unserem Autor Uli Höhmann ging es nicht anders - bis er mal wieder Online-Shopping gemacht und sich die Kaufempfehlungen genauer angesehen hat.

Von: Uli Höhmann

Stand: 11.11.2024

Vor kurzem habe ich mir online ein Hemd gekauft. Ich wusste genau, welches, Farbe Größe – klick, klick, klick – weiter zur Kasse, doch vorher les ich noch den Hinweis: „Das passt dazu“. Meine Neugier ist geweckt und ich schaue mir die Dinge an, bei denen die Onlineplattform meint, sie würden zu einem dunkelblauen, bügelfreien Herrenhemd passen: eine Waschmaschine, Chanel Coco Mademoiselle Eau de Parfum und eine Doppelkammer-Heißluftfritöse. Wow! Danke für diesen kostenlosen Service, Algorithmus, sag ich spontan. Das sind in der Tat alles sehr nachvollziehbare Kaufempfehlungen. Ich hätte da allerdings noch ein paar Fragen: Soll ich mein Hemd vorher waschen oder nachdem ich es in Frauenparfum frittiert habe? Die Angaben hierzu finde ich etwas ungenau.

Oder weiß der Algorithmus hier womöglich viel mehr über mich, als ich ahne? Hat er aus meinem Kaufverhalten, meinem Geschlecht und meinem Alter die Schweißmenge berechnet, die ich durchschnittlich in meine bügelfreien Hemden transpiriere und will er mir subtil mitteilen: Versuch's mal mit Frittieren, mein Freund, als besonders schonende Behandlung von Schweißrändern?

Jetzt bin ich gespannt: Was passiert, wenn ich diese Fritöse bestelle?

Doch bevor ich das ausprobieren kann, bräuchte ich ja erst mal so eine Heißluftdoppelkammerfritöse. Jetzt bin ich gespannt: Was passiert, wenn ich diese Fritöse bestelle? Bekomme ich dann mein Hemd empfohlen? Und was wäre, wenn die Heißluftfritöse nur eine Kammer hat – hat das Hemd dann auch nur einen Ärmel?

Nein, natürlich nicht! Verkaufspsychologie ist schon ein bisschen komplexer und der Algorithmus hat das schließlich studiert. Ich mach's kurz: Ja, ich bin tatsächlich wieder bei meinem Herrenhemd, dunkelblau, bügelfrei, gelandet – nach einer virtuellen Reise über viereinhalb Stunden durch 14 Warengruppen und 354 Empfehlungen. Nebenbei hab ich einen mittleren vierstelligen Betrag ausgegeben für A wie Akkustaubsauger über L wie Lego-Star-Wars-Todesstern bis hin zu Z wie Zip-off-Hose, wasserabweisend, rentnerbeige. Doch unterm Strich muss ich sagen: Hat sich voll gelohnt und kein Wunder, dass Kaufhäuser ein Auslaufmodell sind. Wenn ich da eine Verkäuferin frage, was passt zu diesem Hemd, schlägt sie mir eine Hose vor oder womöglich eine Krawatte. Wie langweilig! Und vor allem völlig humorfrei. Kein Wunder, dass immer mehr Leute online shoppen. Der Unterhaltungswert ist einfach erheblich größer.


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