Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Himmel und Hölle des Donald Trump

Dantes Inferno reloaded: Donald Trump lässt Wahlkampfreden zur Geisterstunde mutieren und überzeugt mit biblischer Metaphorik. Warum Papa wohl „von unten“ zuhört? Eine Glosse von Peter Jungblut.

Von: Peter Jungblut

Stand: 05.11.2024

War ja klar, dass der amerikanische Wahlkampf mit Dantes Inferno zu Ende geht, zum Finale also ins Jenseitige abdriftet. Der italienische Dichter verteilte Päpste und Politiker seiner Zeit ungefragt auf Himmel, Hölle und Fegefeuer, je nach persönlicher Sympathie, und darin will ihm Donald Trump offenbar nacheifern, soweit er zu seinen Vorfahren noch Kontakt hat. In Wahlkampfreden behauptete der Präsidentschaftskandidat, seine Mama schaue ihm ganz gewiss von oben zu, bei seinem Vater sei das „fraglich“. Mit anderen Worten: Könnte durchaus sein, dass Papa aus der anderen Richtung zugeschaltet ist, er galt ja als knallharter Immobilienunternehmer. Folgerichtig bliebe Donald Trump selbst eigentlich der Platz in der Mitte reserviert, also der Läuterungsberg, wie Dante das Fegefeuer bezeichnete, diesen großen Wartesaal der Seelen zweiter Klasse.

Vermutlich liebäugelt Trump insgeheim aber doch eher mit Dantes Hölle, weil dort die Einschaltquoten besser sind. Der Himmel wird, seien wir ehrlich, zumindest bei Dante gern überblättert und das ist das Schlimmste, was einem Wahlkämpfer passieren kann.

Keine Ahnung, warum der republikanische Präsidentschaftskandidat überhaupt auf seine Ahnen zu sprechen kam. Die sind ja väterlicherseits deutschstämmig, was Trump offenbar wirklich Höllenqualen bereitet. Sonst hätte er kürzlich nicht geschimpft: „Die Deutschen mögen mich nicht, weil ich zu ihnen sagte: Zahlen bitte!“ Ja, so ist das im Diesseits und Jenseits, ständig wird abgerechnet, und da, wo die Sünden besonders teuer zu stehen kommen, nehmen sie nicht mal Kreditkarten.

Klingt ganz danach, als ob Trump nicht nur in Deutschland Verwandtschaft hat, sondern auch im Neuen Testament

Kein Wunder, dass Donald Trump so selten lächelt, obwohl die Bibel ja angeblich sein „Lieblingsbuch“ ist. Zitieren wollte er daraus auf die Frage eines Interviewers allerdings nicht: Das sei ihm zu persönlich. Klingt ganz danach, als ob Trump nicht nur in Deutschland Verwandtschaft hat, sondern auch im Neuen Testament. Er wird es uns zu gegebener Zeit wissen lassen oder einfach zur besten Sendezeit übers Wasser gehen.

Bis dahin müssen wir uns alle damit abfinden, dass in unserem irdischen Jammertal grundsätzlich „schlechte Dinge“ passieren können, wie Trump es ausdrückte. Er meinte damit eine eventuelle Niederlage, fügte aber sofort an, die werde zumindest interessant. Besser hätte er Dantes Inferno nicht auf den Punkt bringen können. Die Hölle mag schmerzhaft sein, aber nie langweilig.

Es spricht übrigens für die Bescheidenheit von Trump, dass er seinen Wahlkampfreden zufolge im Jenseits vorläufig nur Kontakt zu Mama und Papa hält. Dante plauderte dort bei seinem literarischen Rundgang immerhin mit dem Apostel Petrus persönlich und ließ sich von ihm sogar freundschaftlich umarmen. Klar, so ein Selfie hätte die Stimmung in den wankelmütigen Swing States sicherlich entscheidend verändern können, aber wie wir Trump kennen, konnte er sich mit Petrus nicht darüber einigen, wer wem zuschaut, noch dazu von oben. Seine Mutter hat sicherlich nicht den Anspruch, größer als Amerika zu sein. Und sein Vater wird tun, was er kann. Vielleicht wird die Auszählung deshalb die Hölle. Aber das war Dante zu heiß.


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