Ende der Welt - Die tägliche Glosse Holz auf der Straßn'
Sorgt unser Nachbarland Österreich für einen Durchbruch bei der nachhaltigen Verkehrspolitik? Dort werden nun Verkehrsschilder aus Holz aufgestellt, die die alten aus Aluminium ersetzen sollen. Ob das nicht auch die deutsche Politik zum Umdenken zwingt? Eine Glosse von Roland Söker.
Man sagt Deutschland ja nach, eine nicht gerade ausgewogene Verkehrspolitik zu betreiben, weil das Land so sehr vom Auto abhängt. Das ist natürlich Quatsch. Ein temporäres Tempolimit bei der drohenden Energiekrise zu Beginn des Ukrainekrieges scheiterte ja nicht etwa am Veto der Autoindustrie, sondern an den fehlenden Verkehrsschildern. Hat jedenfalls Volker Wissing damals gesagt.
Und so ist es kein Wunder, dass wirkliche Durchbrüche einer nachhaltigen Verkehrspolitik aus Österreich kommen, einem Land, in dem die letzte Autoentwicklung unter eigenem Namen aus ohrenbetäubend knatternden Zweizylindermotoren in Fiat 500 Knutschkugeln bestand, die wahrscheinlich für die Hälfte aller Lawinenabgänge der 60er Jahre verantwortlich waren.
Der in Österreich verwendete Begriff „nachwachsende Verkehrschilder“ ist allerdings irreführend
Mit der Entwicklung einer grünen Verkehrspolitik setzen die Nachbarn der autoverrückten Deutschen daher konsequenterweise auch nicht beim Auto an, sondern bei den Verkehrsschildern. Die Gemeinde Hard im Vorarlberg testet seit einiger Zeit Verkehrsschilder aus Holz. Sie sollen die bisherigen Schilder aus umweltschädlichem Aluminium ersetzen. Kein Schildbürgerstreich, sondern voller Ernst. Nebenan im Allgäu ist man schon aufmerksam geworden und erwägt auch dort die verkehrspolitische Wende einzuleiten.
Der in Österreich verwendete Begriff „nachwachsende Verkehrschilder“ ist allerdings irreführend, denn das komplette Halteverbotsschilder aus dem Boden wachsen, ist auch den alpenländischen Ingenieuren noch nicht gelungen.
Als Alternative werden übrigens auch Verkehrsschilder aus Bambus getestet. Die sollen noch robuster sein. Allerdings gibt es schon Verschwörungserzählungen, die Chinesen steckten dahinter und wollten nach dem Fluten des Automarktes mit preiswerten Elektroautos nun auch die europäische Verkehrsschilderindustrie in die Knie zwingen. Außerdem besteht die Gefahr, dass bei einem Wahlsieg von Herbert Kickl, alle Bambusschilder umgehend zur Remigration gezwungen werden würden, was zu Chaos auf den Straßen der Alpenrepublik führen würde.
Aber so weit ist es ja noch nicht. Nach Ansicht von ADAC-Verkehrsexperten könnte durch Holzverkehrsschilder durchaus CO 2 eingespart werden. Für die Sicherheit täte es auch keinen Abbruch, ob die reflektierende Folie auf Aluminium- oder Holzschilder aufgetragen werde. Tja, und genau da liegt wohl das Problem: Solange die reflektierende Folie nicht aus Jute oder veganem Tofu hergestellt werden kann, sind die Verkehrsschilder keineswegs nachhaltig.
Also: Volker Wissing und die deutsche Autoindustrie können aufatmen. Doch kein Tempolimit durch nachhaltige Verkehrsschilder!