Ende der Welt - Die tägliche Glosse I can't Hendl this
Wenn das Oktoberfest ruft, plündert die Jugend ihre Sparschweine: Über 200 Euro für Tracht, 30 für Bier und Aperol, 40 für den Rummel. Wie stemmen sie das – Investmentfonds oder Influencer-Gagen? Eine Glosse von Caro Matzko.
So, hammer das auch wieder geschafft und so schönes Wetter hammer g'habt: Die Wiesn 2024 ist vorbei. Nach dem Anzapfen kommt jetzt das Aufräumen und es wird Zeit für eine Bilanz. „Charmant und friedlich“, resümiert Festleiter Clemens Baumgärtner und reicht Fakten zum Katerfrühstück: Weniger Taschendiebstahl, weniger Sexualdelikte, weniger Körperverletzungen, weniger Gewahrsamnahmen und weniger Drogendelikte. Dafür mehr alkoholfreie Getränke. Das ist wirklich ganz süß.
Wer im Vorfeld unkte, dass Cannabis ein Problem werden könnte, der irrte. Wenn schon Drogen, dann schnupft München selbstverständlich Kokain in der Party-Boxengasse und auf den Festzelt-Balkonen. Bei dem Bierpreis kommts auf das teure Pulver ja eh nicht mehr an: über 15 Euro pro Mass. Da sind mehr als 30 Mark! Bist du deppert.
Ja ok, Sie haben recht. Wer noch in Mark umrechnet, der ist eh viel zu alt fürs Oktoberfest. Der gehört maximal mit den Enkeln auf die Oide Wiesn. Ein Viertel der Besucherinnen und Besucher vom richtigen Bummbumm-Oktoberfest war heuer unter 30. Lauter junge Andi Scheuer-Lookalikes und Beach Wave Beauties mit Haarreifen und Rüschenblusen unter Foklore-Fashion.
Fürs Influenzen eignet sich der Wiesn-Hype mehr denn je
Und jetzt frag ich Sie - wir sind ja unter uns: Wie können sich die jungen Dinger das alles leisten? 200 Euro für die Landhausmode, 30 für zwei Masserl oder Aperol Sprizz, 40 für den Olympia- Looping, optional noch einen Fuffi fürs Marschierpulver, einen Zehner fürs Uber nach Hause, wenn Papa nicht abholen konnte. Sbahn hat ja nicht so gut geklappt, also immer wenn ich mit der S-Bahn nach Hause fahren wollte, war wieder Peppa Wutz oder ein Einhorn-Luftballon in die Oberleitung gesegelt.
Vielleicht ist die ganzen riche junge Wiesn-Chickeria aber auch Content Creator. Und fürs Influenzen eignet sich der Wiesn-Hype mehr denn je. Nicht umsonst haben die Gründer der Münchner Internet-Messe Bits and Pretzls ihr Event auf Ende September gelegt – Laptop, Lederhose, Bier und Business - ein Prosit der Performancesteigerung. Wobei man ein performatives Tief im Nachgang mit in den Businessplan notieren sollte: Proben im Münchner Abwasser haben schon einen deutlichen Anstieg der Corona-Spuren ergeben - der bisher höchste Messwert seit Jahresbeginn. Ob ich mit Mitte Vierzig schon zur Risikogruppe gehöre? Ich sags Ihnen ehrlich. Ich bin zu alt für wilde Maus. I can’t hendl this.