Ende der Welt - Die tägliche Glosse Jurassic Berlin
Was will ein Dieb mit 22 Tonnen Cheddar-Käse? Und was will Sandra Maischberger mit Zigarettenstummeln von Altbundeskanzler Helmut Schmidt? Ein Halloween-Traum von Roland Söker gibt Antworten – auch auf die Frage, wie beides zusammenhängt …
In England wurden 22 Tonnen Premium Cheddar-Käse gestohlen. Bis zur Meldung wusste ich nicht mal, dass es Premium Cheddar überhaupt gibt. Für mich war Cheddar immer eine leicht käsige orange Masse: Und mein erster Gedanke war, dass der Dieb wahrscheinlich Halloween-Fratzen daraus schneiden wird. Vielleicht ist es aber auch eine politische Aktion – ähnlich wie die Maus-Figur, die vor kurzem in Köln erst verschwand und dann wieder am Platz stand. Das könnte ja auch beim besagten Cheddar passieren - mit der mehr oder weniger politischen Message: Jeder Käse taucht irgendwann wieder auf.
Vieles nehmen Menschen ja auch mit, ohne zu wissen, was sie damit eigentlich anfangen sollen. Sogar Fernsehmoderatorinnen sind vor solchen Mitnahmeeffekten nicht gefeit. So bekannte Sandra Maischberger kürzlich, sie habe die acht originalen Zigarettenstummel von ihrem letzten Interview mit Altkanzler Helmut Schmidt mitgenommen und aufbewahrt. Immerhin sind die Stummel nicht so schwer irgendwo unterzubringen, wie 22 Tonnen Premium-Cheddar, aber ansonsten finde ich auch die nicht sonderlich attraktiv. Ich kenne aber auch nicht den derzeitigen Schwarzmarktpreis von original Helmut-Schmidt-Zigarettenstummeln ... Maischbergers kleiner Sohn hatte dann später die Idee, man könne den Altkanzler aus den DNA-Spuren an den Zigarettenstummeln klonen.
Nostalgiker wie ich fallen bei solchen Gedanken in endlose Tagträume und spinnen die Klon-Gedanken weiter: Der geklonte Helmut Schmidt würde bei der SPD endlich wieder Hoffnungen auf Ergebnisse von „40 Prozent plus“ wecken.
Bei der CDU hat man die Qual der Wahl zwischen Adenauer und seinem Enkel
Auch bei der CSU ist man sich schnell einig: Ein geklonter Franz Josef Strauß würde solche Leichtgewichte wie Söder umgehend aus der Staatskanzlei blasen. Die FDP klont sich einen Genscher, ohne zu bedenken, dass dieser umgehend in eine depressive Apathie fallen würde, da die Grünen ja das Außenministerium besetzen und Genscher als Verkehrsminister einfach nicht auf seine gewohnten Flugmeilen käme. Bei der CDU hat man die Qual der Wahl zwischen Adenauer und seinem Enkel. Worauf Friedrich Merz einwendet, er sei doch irgendwie auch schon ein Saurier.
Den Grünen fällt erst während des Klonens von Joschka Fischer auf, dass auch der ja noch lebt. Also klonen sie in Panik vor den Auswirkungen der eigenen Wahlrechtsreform einen dreifachen Hans-Christian Ströbele, in der Hoffnung auf drei ewige Direktmandate in Berlin. In der Linkspartei wird kontrovers diskutiert, ob es eine gute Idee wäre, Erich Honecker zu klonen. Dann bricht mit dem BSW ein heftiger Streit über die Rechte an der DNA Rosa Luxemburgs aus, bis Sarah Wagenknecht plötzlich einfällt, dass sie ja mit Oskar Lafontaine ja noch ein lebendes Fossil daheim hat. Bleibt am Ende noch die gruselige Frage, wen sich die AfD eigentlich klonen würde?
Bevor die geklonten Altpolitiker jedoch Berlin in einen Jurassic Park verwandeln können, kommt in meinem Traum Bonn, die Bundeshauptstadt aus grauer Vorzeit, zum Zuge. Ein Hochsicherheitszaun drum und man kann nochmal durch die Bonner Republik wandeln und den geklonten Originalgestalten des damaligen Polit-Theaters begegnen. Und auf Staatsbesuch schaut eine geklonte Maggie Thatcher vorbei und zaubert als garstiges Gastgeschenk 22 Tonnen Premium-Cheddar aus ihrer Handtasche.