Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Künstliche Dummheit

Sie kennen dieses Kinderspiel: wo man sich vor einen großen Spiegel stellt, mit einem kleinen vor der Nase – und sich hundertfach erblickt, immer kleiner werdend, gen Unendlichkeit. Im Digitalen reicht eine Millisekunde – und zack – ist alles verdoppelt und verdreifacht dreifach und ab geht die Post. Was in unserem Fall gar nicht soo lustig ausgeht... Eine Glosse von Norbert Joa.

Von: Norbert Joa

Stand: 07.11.2024

Was es nicht alles gibt: menschliche Dummheit und künstliche Intelligenz – aber auch menschliche Intelligenz und künstliche Dummheit. Und so bekam dieser Tage nördlich von Hamburg ein Mann Post vom Finanzamt. Die Antwort auf seinen Wunsch nach einem sogenannten Elster Zugang, damit er seine Steuer online machen kann. Der Mann hatte also durchaus mit Post gerechnet. Aber nicht mit so viel.

1700 Briefe lagen vor seiner Tür, in den Briefkasten passten sie ja nicht. Leicht geschockt öffnet der Mann den ersten, den zweiten, den dritten … alle identischen Inhalts: „Zugang erhalten und hier ihr Geheimcode“ ! Wir nehmen mal an, dass er über genug menschliche Intelligenz verfügte, um – sagen wir – stichprobenartig 17 der 1700 Finanzamts Briefe zu öffnen. Denn noch hat uns der Herr fünf analoge Sinne gegeben und einen Menschenverstand, der nahelegte: da stimmt was nicht.

Und weil man sich in solchen Momenten besser auf alle Tassen verlässt, die man im eigenen Schrank hat, errechnet man im Kopf: 1700 mal 85 Cent ist gleich … 1445 Euro Porto. Für den Inhalt eines Briefs. Die Post sieht das Ganze in jedem Fall schon mal nicht als Fehler. Die Postbotin hingegen schon: 1700 mal 15 Gramm ist gleich: 25einhalb Kilo. Kann man Bandscheiben frankieren und einschicken ?

Der Fehler wird gefunden

Anruf beim Finanzamt. Nach reiflicher Abwägung wird auch dort vermutet, dass ein Fehler passiert sein könnte. Und tatsächlich: der Fehler wird gefunden. Und nun wird’s metaphysisch: der Antrag sei vor Tagen, im Moment der nächtlichen Zeitumstellung, in eine ZEITSCHLEIFE geraten. Die Folge: 1700 Antwortbriefe – das Unerklärliche wurde also sehr weise letztlich nicht erklärt. OK, auch wenn ein paar Informatiker grad genuschelt haben: Ach so … aber das ist für uns unerheblich.

Wir merken uns: so ein Algorithmus denkt sich am Ende doch nix und so wird der Urgrund von det janze doch verständlich -  ZITAT aus dem Finanzamt: „Alle Anträge werden vollautomatisiert bearbeitet. Eine personelle Kontrolle über Inhalt und Anzahl der Schreiben erfolgt nicht.“ Und da ist sie wieder, die große Frage der Menschheit: wer kontrolliert die Dummheit – ob menschlich oder neuerdings künstlich? Und wie kommen wir raus aus lästigen Zeitschleifen? Donald ist schon wieder Präsident.

Und dann … wieder? Und wieder? In acht Jahren würde er dann freilich sehr alt aussehen. Und wir noch viel älter. Ist denn da niemand Schlaues – ob menschlich oder künstlich - der nochmal kurz über alles schaut und dann bestimmt: ein Brief reicht?! Und einmal Donald auch.


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