Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Macht mal Lärm!

Vor den Augen der Öffentlichkeit führt sich die AfD im Thüringer Landtag auf. Was hilft? Der Tanz der Maori. Eine Glosse von Katharina Hübel.

Von: Katharina Hübel

Stand: 30.09.2024 06:00 Uhr

Montags sitzt einem oft noch so das Wochenende in den Knochen, manchmal die ganze letzte Woche. Man ist wie ausgebremst. Gelähmt. Einfach durch, irgendwie. Manchmal möchte man einfach nur Brüllen. Stampfen. Wild die Zunge rausstrecken. Mit den Augen rollen. Und sich schütteln.

Thüringen, was ist los? Oder, besser gefragt: AfD, geht’s noch? Vergangene Woche sprach die CDU von „Machtergreifung“ im Thüringer Landtag. „Rechtswidrig“, raunten Juristen etwas sachlicher zum antiparlamentarischen Gebahren der AfD. Tumult im Landtag bis der Verfassungsgerichtshof kam – und Samstag dann doch wieder Hoffnung auf Demokratie einkehrte. Aber die AfD hat natürlich ein anderes Narrativ.

Auf der anderen Seite der Welt. In einem Rugby-Stadion in Auckland, Neuseeland. Auch dort: Gebrüll, Gestampfe, Augenrollen. Und ein Massenaufgebot. 6.531 Menschen streckten bis zum Anschlag die Zunge raus, rissen dabei die Augen auf und schüttelten sich. Bei dem Tanz der Maori, dem Haka. Ein furchterregendes Schauspiel. Das den Gegner abschrecken und Einheit in der eigenen Gruppe schaffen soll.

„Book your place in history and bring haka home“

In Auckland ging es dieses Wochenende um mehr als nur um den Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde beim Massen-Haka. Es ging: um die eigene Identität. Die der Maori. Und um die Neuseelands. Was die Maori nämlich nicht auf sich sitzen lassen konnten: Nicht etwa Neuseeland, nein, seltsamerweise Frankreich war die vergangenen zehn Jahre lang ungeschlagener Massen-Haka-Weltrekordhalter. Mit gerade mal etwas über 4.000 Haka-Tänzerinnen und Tänzern. Mehrere Versuche, sich den Titel zurückzuerobern, waren gescheitert. Aber jetzt, am Sonntag, hieß es: „book your place in history and bring haka home“. Und „korrekt und mit Integrität“, wie es die Initiatorin des Weltrekords formulierte, lieferten die Neuseeländer: Die eine entscheidende Minute des gemeinsamen Zusammenstehens, des Aufstampfens und Lärm-Machens, die das Ruder der Geschichte wieder herumgerissen hat.

Diesen Haka-Spirit nehme ich mit in diese Woche, man kann ihn auch als Westeuropäer dieser Tage gut gebrauchen, habe ich den Eindruck: Book your place in history and bring democracy home. Wie wäre es mal damit? Zusammenstehen, Aufstampfen und Lärm machen. Bevor der Gegner die eigene Truppe demoralisiert.


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