Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Mein Leben - mein Eigentor

Die EM 2024 hat Caro Matzko dazu bewegt über Eigentore nachzudenken. Und damit hat sie sich gleich selbst eins geschossen.

Von: Caro Matzko

Stand: 24.06.2024

Langeweile soll ja gut sein, meinen Erziehungsexperten. Angeblich ein Booster für Kreativität. Stimmt nicht. Ich sage: Ein Eigentor-Booster. Was bei mir tatsächlich zur Bedrohung für Leib und Leben werden kann: Ein bisschen so wie bei der Europameisterschaft letzte Woche. Da war die Eigentor-Dichte auch bemerkenswert schmerzhaft. Das eine Mal blätterte ich im Wartezimmer in einem Magazin und las, dass Kamillentee-Spülungen gut für die Haare wären. Wieder zuhause verbrühte ich mir dann damit die Kopfhaut. Das andere Mal ging ich aus Langeweile zum Drogeriemarkt und kaufte mir Wachsstreifen zur Enthaarung, die dann mit einem saftigen Ratsch einen quadratischen Bluterguss auf meiner Wade hinterließen.

Apropos Erguss: Dieser Text hier ist übrigens im Homeoffice entstanden. Womit ich mir auch wieder ein Eigentor geschossen habe. Denn während ich über Eigentore nachdenke, kappt ein Bauarbeiter ums Eck ein Kabel und in meinem Wohnort liegen für zwei Stunden Strom und Internet brach. Damit ich diesen Text also per Mail in die Redaktion verschicken konnte, musste ich zu Bekannten im Nachbarort umziehen. Das nennt man „Ins Internet Gehen“.

Während meiner Wanderung mit Laptop  sehe ich, dass sogar die Ampeln im Ort ausgefallen sind

Wobei ich sonst nur gute Homeoffice Erfahrungen gemacht habe. Und Wirtschaftswissenschaftler sagen auch: Wenn Großkonzerne jetzt doch wieder alle zurück ins Großraumoffice kommandieren, das könnte zum – raten Sie mal - Eigentor werden.

Während meiner Wanderung mit Laptop  sehe ich, dass sogar die Ampeln im Ort ausgefallen sind. Ebenso die Infotafeln an der Bushaltestelle. Der Nachbar kann sein Auto nicht laden. Wie abhängig wir doch vom Strom und Wlan sind.

Ausländische Beobachter haben die deutsche Wirtschaft ja abgeschrieben, liest man. Deutsche seien alle zu bequem, schreibt der Economist. Und nennt unser Goodbye vom Atomstrom ein  -  na was wohl - spektakuläres Eigentor. Aber immerhin hält die „New York Times“ fest, dass immerhin ein deutscher Exportartikel die Sympathien für unser Land aufrecht erhält: Die Schwarzwälder Kirschtorte. Angeblich das beliebteste Dessert weltweit. Während ich wieder nach Hause zurücklaufe, springt dort der Strom wieder an – und bis ich ankomme, ist der Kuchen, den ich im Rohr hatte, verbrannt. Aber wenigstens war mir nicht langweilig.


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