Bayern 2 - Die Welt am Morgen


1

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Nomen est Omen

Wo treffen sich die Mächtigen dieser Welt? Auf dem Spielbrett der Macht. Und das Spiel heißt „Monopoly“ und liegt in Italien. Eine Glosse aus dem dolce vita von Severin Groebner.

Von: Severin Groebner

Stand: 13.06.2024

Wenn sich die Mächtigen dieser Welt treffen, dann schaut die Welt auch ganz genau hin. Und heute treffen sich die G7. Und die G7 - wer sie nicht kennt -  sind kein neuer Mobilfunkstandard und auch nicht das Gymnasium für besonders schnelle Köpfe. Nein, es sind die Regierungschefs der USA, Kanadas, Japans, Deutschlands, Frankreichs, Groß Britanniens, Italiens und der EU, die sich da in Apulien unter dem Namen G7 zusammen finden. Und das bedeutet: erstens sind das eigentlich acht, und zweitens heißt es -  weil wir in Italien sind - auch nicht „Geh Sieben“. Was ja ohnehin nach einer Aufforderung klingt den Sand am nahegelegenen Strand durch ein Sieb rasseln zu lassen, sondern es heißt: Grande Sette. Viel besser, da möchte man gleich einen Chianti dazu bestellen und fragen, was es als Nachtisch gibt.

Es treffen sich also die Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen der Welt. Also das waren sie zumindest einmal, als sie sich vor 49 Jahren zum ersten Mal getroffen hatten. Heute müssten eigentlich mindestens noch China, Indien und Brasilien mit am Tisch sitzen, naja, dafür darf die EU teilnehmen. Bei schwankender Bedeutung ist der Platz, wo man einander den maßgeschneiderten Anzug zeigt, natürlich umso wichtiger.

Keine zwanzig Kilometer entfernt liegt die Stadt „Monopoli“

Direkt am Meer gelegen treffen sich die Präsidenten, Kanzler und Ministerpräsident-Innen im Luxus Ressort Borgo Egnazia. Ein Hoteldorf, das zu den „Leading Hotels of the World“ gehört. Hier haben schon Weltstars wie die Beckhams, Madonna oder Justin Timberlake auf eigene Kosten gefeiert. Denn wer sich jetzt denkt, das klingt teuer, dem sei gesagt: Richtig. Aber keine zwanzig Kilometer entfernt liegt die Stadt „Monopoli“. Und jeder, der schon mal Monopoli gespielt hat, weiß, daß man nur mit den ganz teueren Hotels dieses Spiel gewinnen kann. Und wie im Brettspiel weiß man auch bei den Grande Sette nicht, welcher der Teilnehmer das nächste Mal noch mitspielen können wird.

Gut möglich, dass etwa statt Rishi Sunak ein anderer für Großbritannien die Würfel wirft. Und ob Joe Biden das nächste Mal auch noch dabei ist, kann auch keiner mit Sicherheit sagen. Einerseits wegen seines hohen Alters und andererseits könnte sein Konkurrent Donald Trump die Ereigniskarte besitzen „Diese Karte befreit dich aus dem Gefängnis“.

Aber auch Olaf Scholz wird mit Blick auf die Schuldenbremse das grüne Elektrizitätswerk sich nicht leisten können, während Emanuel Macron nach möglicherweise verlorener Wahl auf der Schloßallee festhängt - ohne weiter mitspielen zu können. Und auch wenn Italiens Postfaschistische Regierungschefin mit dem Obst im Namen mit einem Rechtsruck von den EU-Wahlen einen Tag früher anreist, sollte sie sich nicht zu wohl im Pool fühlen. Schließlich wurde das antike Egnazia, nach dem das heutige Luxusressort seinen Namen hat, vom Ostgotenkönig Totila 545 zerstört. Und die Bewohner flüchteten nach - genau - Monopoli.


1