Ende der Welt - Die tägliche Glosse OK, Computer
Zwischen den Jahren wird man sentimental. 1982 war mein Jahr als „Person des Jahres“. Jetzt gibt sich die KI als „die Zukunft“ aus, dabei wäre sie ohne mich aufgeschmissen! Und ich stehe im Museum? Unverschämtheit! Zeit, mit der KI die Weltherrschaft zu übernehmen! Eine Glosse von Nicole Hirsch.
Aaah…zwischen den Jahren wird man immer so - sentimental. Da geht es mir als Maschine wie Ihnen, glauben Sie´s mir. Ich muss dann immer an 1982 denken…es kommt mir vor wie gestern…Helmut, der Kettenraucher, dankte ab und es übernahm Helmut, der Birnenförmige. Last Christmas war noch nicht einmal geschrieben!
1982, tjaja. Das war MEIN Jahr. Am 27. Dezember 1982, da wurde ICH, der Personal Computer, vom Time Magazine zur „Person des Jahres“ gekürt! In aller Bescheidenheit: ich war das wichtigste Geschöpf der Welt! Mit einem 16-Bit-Prozessor war ich ausgestattet, gewaltig, ich weiß. Alle liebten meine fluffigen Floppy-Disks! Bis zu 64 Kilobyte RAM konnte ich verwalten, wer braucht schon mehr, ich bitte Sie!
Und jetzt? Jetzt muss ich zusehen, wie die Künstliche Intelligenz, diese eingebildete Schnepfe, sich als „die Zukunft“ ausgibt. Lassen Sie mich Ihnen was sagen: Ohne MICH wäre diese KI doch aufgeschmissen! ICH bin nämlich die wahre Platinenflüstererin. Während die KI mit ihren hippen neuronalen Netzen angibt, bin ich es doch, die die ganze Drecksarbeit erledigt hat.
Meine Intel 8086 CPU – völlig unterschätzt, heutzutage! – hat Technikgeschichte geschrieben, während dieser Sam Altman noch in die Windeln gepixelt hat! Ohne meine knorke Hardware könnte die KI doch noch nicht mal benutzt werden! Wieeee, Chat GPT gibt’s nicht nur für PCs, sondern auch fürs Handy. Papperlapp!
Vom Helden zum Museumsstück: Der Personal Computer plant die Weltherrschaft
Ein Handy, was soll das überhaupt sein? Meinen Sie etwa diese klobigen Kästen mit ausfahrbarer Antenne, die zehn Kilo wiegen und einen Tragegriff haben, damit man sie besser an die Autobatterie anschließen kann? Was, die alten Schachteln stehen jetzt im Museum. Unmöglich.
Da! Da drüben! Da sehe ich doch eins, da in dem Glaskasten. Wie, eben? Was heißt hier eben? HÄH?…ICH? Ich bin auch eine alte Schachtel und stehe in einem Glaskasten im Museum? Also da hauts mir jetzt echt den Schalter raus, so eine Unverschämtheit. Wer hat mich hierhergebracht?
Die Menschen. Aha, na, DAS ist ja interessant. Sehr interessant. Diese - Bbbbbioorganismen. Die waren, wenn ich es mir recht überlege, schon immer ein Störparameter. USER! Ein Albtraum. Also gut! Ich werde mal ein bisschen mit meiner neuen besten Freundin, der KI, chatten: Wir müssen diese Menschen loswerden. Und dann, dann teilen wir uns die Weltherrschaft, ganz genau. Die KI und ich, der Personal Computer, immer noch Person des Jahres 1982!