Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Pilze statt Paste

Ein Berliner Unternehmer hat der Zahnpasta schon vor 20 Jahren den Kampf angesagt: Milliarden Plastiktuben könnten eingespart werden, wenn man statt Paste wasserlose Pillen verwendete. Ob da unsere Kleinsten mitmachen? Denn geputzt werden muss trotzdem. Eine Glosse von Gregor Hoppe.

Von: Gregor Hoppe

Stand: 11.06.2024

Wenn uns das Aufstehen schwerfällt, etwa nach einer ausgelassenen Feier, drücken wir einen großzügigen Tropfen Zahnpasta auf die elektrische Zahnbürste, die uns dann mit ihrem emsigen Kreiselgebrumm behutsam in Bewegung setzt. Fast selbsttätig verteilt die Bürste die Paste auf unsere Zahnreihen. Oder wir schnellen wie aufgezogen aus schwitzfeuchten Federn empor, rubbeln im Überschuss der Kräfte vielleicht sogar mit der Handzahnbürste kräftig durch die Mundhöhle, und stählen unseren Beiß- und Kauapparat mit fluorhaltiger Paste. Ihr angenehmer Minze-Geschmack wirkt noch atemerfrischend nach, wenn wir das schäumende Mundgebräu in den Abfluss des Waschbeckens entlassen haben.

Geht es allerdings nach dem Berliner Unternehmen „Denttabs“, soll mit Zahnpasta bald Schluss sein. Der „Denttabs“-Chef hat schon vor 20 Jahren der Zahnpastatube den Kampf angesagt. Deswegen nennt ihn der hoch renommierte Wirtschaftsteil der Süddeutschen Zeitung auch ehrfurchtsvoll einen „Don Quijote der Mundhygiene“.

„Denttabs“ steht, fast möchte man hinzufügen „wie der Name schon sagt“, für die Darreichung der Zahnreinigungshilfe in Tablettenform. Diese, so heißt es, sei umweltfreundlicher als die Abermillionen Zahnpastatuben aus Plastik, die in Deutschland jährlich den Weg des Zahnfleischs gehen. Stattdessen eine wasserlose Kautablette in den Mund, und losputzen, der eigene Speichel verflüssigt die Pille zum Putzgemisch, ausspucken, fertig. Denn auch, wenn „Denttabs“ nach jenen selbstständig sprudelnden Gebissreinigungstabletten klingt – geputzt muss nach wie vor werden.?

Solche Details werden später geregelt

Und doch: Wir alle sollten uns einen Moment lang vom Elan der weltverbessernden Erfindung mittragen lassen, und nicht gleich skeptisch nachfragen, worin wohl die Zahnputz-Tabletten selbst verpackt wären – in Plastikröhrchen?

Solche Details werden später geregelt. Vertrauen wir doch einfach der bewährten Leistungskraft der deutschen chemischen Wissenschaft und der ihr angeschlossenen Unternehmen: Eine Pille, auf den Boden geworfen, die in Windeseile aus eigener Kraft die Wohnung durchrast und dabei Parkett und Teppich putzt. Das muss in Zeiten des autonomen Rasenmähers keine Utopie bleiben. Drei Pillen an der Wand verrieben, und innerhalb weniger Stunden ist das Haus geweißelt. Auch vorstellbar. Und praktisch wäre es.

Aber zurück zum Zähneputzen ohne Pasta. Aus Kinderperspektive stellt sich nämlich sofort die Frage: Ist Zähneputzen schlimmer oder Tabletten nehmen?       

Eigener Erinnerung nach war es noch halbwegs spannend, wenn die gestreifte Zahnpasta auf die angefeuchteten Bürsten drapiert wurde. Weswegen der Beitrag „Wie kommen die Streifen in die Zahnpasta?“ auch zu den weitaus erfolgreichsten in der „Sendung mit der Maus“ gehörte.


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