Bayern 2 - Die Welt am Morgen


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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Streit um den Goldenen Ball

Berühmte Fußballspieler werden von den Fans gerne geadelt. Sie krönen ihre Karriere oder werden sogar Kaiser. Schwerer ist es, den Nachruhm zu versilbern. Und ganz schwer tun sich Erben. Eine Glosse von Wolfram Schrag.

Von: Wolfram Schrag

Stand: 03.06.2024

Das Fußballspiel ist bekannt für einfache Wahrheiten und unschlagbare Vergleiche: Eine einfache Wahrheit lautete über Jahre: Zwei Mannschaften von je elf Männern jagen um den Ball und am Schluss gewinnt Deutschland. Nun gut, Gary Lineker, der ehemalige englische Fußballstar hat diesen Spruch zwischenzeitlich abgeändert, da die Realität die vermeintliche Wahrheit gleich mehrfach eingeholt hat.

Leichter tut man sich mit dem Vergleichen. Und da fallen häufig Begriffe aus dem Hochadel. So hieß es am Samstagabend: Toni Kroos habe seine Karriere mit dem sechsten Champions-League-Titel mit Real Madrid gegen Borussia Dortmund gekrönt. Nun ja, bei seinem Verein, Real Madrid, steckt das königliche schon im Namen. Und dann haben wir seit langem den König Fußball, dem fast schon zwangsläufig irgendwann der Kaiser folgen musste, Franz Beckenbauer, Gott hab ihn selig.

Toni Kroos kann nun nach dem Champions-League-Titel mit der deutschen Nationalmannschaft beweisen, dass Gary Lineker, siehe oben, mit seiner Ursprungs-Wahrheit eben doch recht hatte. Zudem muss sich Toni Kroos darum kümmern, dass er seinen Nachruhm am besten nach dem Gewinn der Fußball-EM beizeiten weiter versilbert. Denn sonst kann es ihm notfalls gehen wie den Erben von Diego Armando Maradona.

Der eingesetzte Ball erzielte später bei einer Auktion zwei Millionen Pfund

Der Argentinier hatte sich schon zu Lebzeiten in himmlische Sphären verabschiedet, lange bevor er dann 2020 gestorben ist. 1986 brachte er mit einem speziellen Tor die Argentinier in Führung. Dabei nahm er die Hand zu Hilfe. Doch der Pfiff des Schiedsrichters blieb aus. Berühmt wurde dieses Tor aber vor allem deshalb, weil Diego Maradona das Ganze nachher als Hand Gottes bezeichnete. Der Kopf kam von Maradona, die Hand war göttlich. Man könnte es als kognitive Dissonanz bezeichnen, manche nannten es auch blasphemisch.

Genützt hat es Maradona aber trotzdem. Der eingesetzte Ball erzielte später bei einer Auktion zwei Millionen Pfund. Echten Fans ist nichts zu teuer. Und weil dieses Tor auch dazu führte, dass Argentinien schlussendlich ins Endspiel kam und Weltmeister wurde, wurde Maradona zum wertvollsten Spieler des Turniers ernannt und bekam dafür den sogenannten Goldenen Ball. Dieser Ball war lange verschwunden und ist erst jetzt wieder aufgetaucht und soll versteigert werden.

Als Maradona später in Italien spielte, so heißt es, sei der Ball in einem Bankschließfach gelegen. Und ausgerechnet diese Bank wurde überfallen und der Ball erbeutet. Deshalb meinten die Erben jetzt: Der gehört uns, die Auktion ist rechtswidrig. Doch leider gibt es zu dem Ganzen kaum Dokumente. Weder der Raub insgesamt noch die Existenz des Goldenen Balls wurden jemals festgestellt. Und so wies ein französisches Gericht die Klage ab. 35 Jahre nach dem Diebstahl sei dies ein, so wörtlich, opportunistisches Vorgehen. Was lehrt uns dies: Vor Gericht und auf hoher See ist man in Gottes Hand. Und selbst auf diese sollte man sich nicht immer verlassen.


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