Ende der Welt - Die tägliche Glosse Ungebetene Gäste
Es gibt Gäste, auf die man sich freut. Es gibt Gäste, die man erträgt. Und es gibt Donald Trump. Warum in aller Welt hat Emmanuel Macron ihn zur Eröffnung von Notre-Dame eingeladen? Eine Glosse von Thomas Koppelt.
Die schlimmsten Gäste sind bekanntlich nicht die, die zu spät kommen. Die schlimmsten Gäste kommen zu früh. Gerade dann, wenn der Gastgeber noch schnell das Chaos beseitigen und kurz ins Bad hüpfen wollte. Die allerschlimmsten Gäste bringen ihren eigenen Wein mit oder wollen sich nützlich machen. Kann ich was helfen? Nein! Eine Küche ist kein Mitmachtheater! So hat es der Kabarettist Thomas Pigor mal auf den Punkt gebracht.
Gäste können lästig sein. Vor allem ungebetene. Die sollten wenigstens ein ansprechendes Gastgeschenk dabeihaben. Als Olaf Scholz seinen Überraschungsbesuch in der Ukraine beendete, rief ihm Selenskyj hinterher: Danke Olaf! War er froh, dass Scholz so schnell wieder abgereist ist? Immerhin wurde der deutsche Kanzler gerade in einer Playboy-Umfrage zum nervigsten Mann des Jahres gewählt. Nein, vermutlich war Selenskyj tatsächlich dankbar. Schließlich hatte Olaf Geld, Kampfpanzer und Drohnen in seinen ominösen Alukoffer gestopft. Für Taurus-Marschflugkörper war leider kein Platz mehr, aber immerhin.
Wenn Donald Trump nach Europa reist, dann hat er meist nur Strafzölle oder dubiose Botschafter im Gepäck. Trotzdem hat ihn Macron an diesem Wochenende nach Paris eingeladen, zur feierlichen Einweihung von Notre-Dame. Trump hat ja einiges gemeinsam mit der restaurierten Kathedrale: Beide waren ein paar Jahre außer Gefecht setzt, bei beiden war ordentlich Feuer unterm Dach, die Fassade Notre-Dames ist nach dem Prinzip des Goldenen Schnitts gestaltet, die von Trump nach dem Prinzip goldbronzener Bräunungscreme.
Apropos Weihnachten
Trotzdem: Das Verhältnis zwischen Trump und Macron soll ja nicht so herzlich sein, wie es der legendäre Händedruck vermuten ließ, der deutliche Quetschspuren an Trumps Griffeln hinterließ. Man darf deshalb getrost bezweifeln, dass sich Macron auf den Besuch freut. Wenigstens hat der Internationale Strafgerichtshof dafür gesorgt, dass nicht noch weitere unerwünschte Gäste bei den Feierlichkeiten auftauchen. Putin zum Beispiel.
Der hat ja seinen eigenen Weg gefunden, mit ungebetenen Gästen umzugehen: Er platziert sie an fußballfeldgroßen Tischplatten und hält sie mit umherstreunenden Hunden in Schach. Angela Merkel könnte ein Lied davon singen, hat aber lieber ein Buch darüber geschrieben. Mit diesem Werk im Gepäck hat sie ihren alten Buddy Obama besucht. Schließlich läuft das Weihnachtsgeschäft auch in den USA bereits auf Hochtouren.
Apropos Weihnachten: Die Heiligen Drei Könige hatten nichts Selbstgeschriebenes dabei, sondern Gold, Weihrauch und Myrrhe. Damit kann man teilweise sogar etwas anfangen. Sie waren überhaupt tolle Gäste: Sie kamen gerade zur rechten Zeit. Und sie wollten auch nicht bei der Stallarbeit mithelfen.