Ende der Welt - Die tägliche Glosse Vom Hut zum Hoodie
Der Internationale Tag des Hutes wird auch hier begangen. Mit Bowlern, Schlägermützen oder Beanies. Für alle ist was dabei, seien Sie auf der Hut! Eine Glosse von Wolfram Schrag.
Früher ging man nie oben ohne, heute jedoch nur selten mit. Ob Mann oder Frau. Alle trugen einen Hut. Meine Großmutter, Anfang des vergangenen Jahrhunderts geboren, trug ihn zeitweise sogar im Café. Das verwunderte niemanden.
Heute sind Hüte selten geworden, mit Ausnahme bei Mitgliedern von Blaskapellen, Schützenvereinen oder etwas abgewandelt, Soldatinnen und Soldaten. Helm ab zum Gebet!
Eigentlich schade, sagt deshalb der Deutsche Hutverband, ja auch den gibt es. Zum Internationalen Tag des Hutes wird die ganze Woche gefeiert. Das Motto könnte heißen: Hüte, die sind noch lange kein alter Hut. Man muss nur mal an berühmte Hutträgerinnen und Hutträger denken: Napoleon wurde auch deshalb berühmt, weil er einen Zweispitz quer trug, um mehr aufzufallen oder Charlie Chaplin. Sein Bowler gab ihm Würde auch als Tramp. Einer der letzten war Helmut Schmidt, er nahm seine Prinz-Heinrich-Mütze zu allen Staatsbesuchen mit. Bei Frauen können wir das ganze englische Königshaus durchgehen. Die Queen verpackte in der Wahl der Hutfarben sogar politische Botschaften. Auch Herzogin Kate kann mit beeindruckenden Exemplaren aufwarten. Und was wäre das Pferderennen im englischen Ascot ohne seine Erdbeeren und die riesigen Hüte.
Noch vor hundert Jahren erkannte man an einer Schlägermütze die proletarische Gesinnung. Später war es mal in manchen Kreisen chic, eine Mao-Mütze zu tragen. Das ist aber ungefähr so lange her, wie die Karikatur eines typischen Franzosen, der eine Baskenmütze zu tragen hatte. Oder wenn in der Fernsehserie mit Schirm, Charme und Melone, ein Privatdetektiv immer Bowler trug. Very british halt, und für die Stahlhelm erprobten Deutschen der 60er Jahre Exotik pur.
Es ist wieder mal kompliziert
Das eine wie das andere gibt es auch heute noch. Doch bitte, wer geht heute noch in ein Hutgeschäft. Dort ist die Atmosphäre anfangs so steif wie manch eine Hutkrempe. Mancher denkt vielleicht, das kannst du dir gleich an den Hut stecken, bis er mal einen Borsalino aufgesetzt hat.
Der Hutverband musste sich anstrengen, den Hutträger des Jahres 2024 zu ermitteln. Es ist der Komiker Torsten Sträter. Der sei zwar ein Hutträger, wird berichtet, auf der Bühne aber trägt er einen Beanie, also eine Art bequeme, nicht zu enganliegende Mütze. So müssen wir feststellen, dass die Mütze den Hut abgelöst hat und jetzt eben die Beanie-Mütze nachfolgt. Und die ist natürlich unisex.
Es ist wieder mal kompliziert. Das muss man erst mal alles unter einen Hut bringen. Eben. Und dann gehen die jungen Leute mit Beanie ins Café oder die Vorlesung. Das geht auf keine Hutkrempe. Doch keine Sorge, wenn der Chef im Hoodie auftaucht, ist das kein Hut. Es liegt an der Kälte oder an der Coolness, weil wir ja alle irgendwie Hipster sind oder so. Doch man sollte nie vergessen: Notfalls wird er trotz Hoodie einem vermitteln, wer hier den Hut aufhat und wenn das nichts nützt, dann kann man immer noch den Hut nehmen. Ansonsten kriegt man eins auf die Mütze! Darum seien Sie allseits behütet!