Ende der Welt - Die tägliche Glosse Vor dem letzten Schlagloch
Das Ärgernis ist so alt wie die autofahrende Menschheit: Schlaglöcher. Doch Erlösung ist in Sichtweite! Und die Erfolg verheißende Methode gibt Anlass zu noch viel größeren Hoffnungen. Eine Glosse von Ralf Thume.
Sie werden’s nicht für möglich halten, aber es gibt sie noch: Probleme, die sich von selbst lösen. Das tut so gut, gerade jetzt, in dieser Zeit, in der einem der Weg durchs tägliche Leben – nachrichtenmäßig – vorkommt wie eine Fahrt über eine elend steile Bergstraße, auf der sich hinter jeder Spitzkehre, es würgt einen schon, man schaut in den Abgrund, zu allem Überfluss noch und nöcher Schlaglöcher auftun.
Da haben wir sie ja: die gute Nachricht. Die Schlaglöcher! Die sind nämlich schwer auf dem Rückzug. Werden sich tatsächlich bald von selbst zusammenziehen, wenn man Forschern der Universität von Swansea in Wales vertraut. Die Wunderheiler haben ein besonderes Bitumen entwickelt – das ist das Bindemittel im Asphalt. Darin eingerührt haben sie winzige Pflanzensporen. Wenn man die quetscht, also wenn man mit dem Auto drüberfährt, dann sondern sie ein klein bisschen Öl ab. Und das sickert in jedes Risschen, das sich auftun mag, macht das Bitumen weich und klebrig – und in einer Stunde ist die Buckelpiste wieder glatt und geschmeidig wie ein Babypopo.
Was man mit ein wenig Hirnschmalz alles reparieren kann
Genial, oder? Was man mit ein wenig Hirnschmalz alles reparieren kann! Zugegeben, eine fette Portion KI hat’s dafür schon auch gebraucht – um das Verhalten der pflanzlichen Helferlein zu simulieren, damit sie am Ende auch wirklich zusammenwachsen lassen, was zusammengehört. Google hat geholfen und seine Cloud über den Atlantik ziehen und Daten über Daten herabregnen lassen, auf dass das Straßennetz Großbritanniens fortan ein vereinigtes Königreich für jeden Autofahrer sein möge.
Das wiederum hat man selbstverständlich auch im fernen Osten spitzbekommen, in China, dem neuen Nabel der KI-Welt. Und dort ist man schon Meilen weiter! Dort kennt man sich ja aus mit biologischem Kleinzeug, das die Welt verändert. Deep Seek ist längst Sporen auf der Spur, denen schwarzer Asphalt viel zu banal ist. Nein, sie sollen sprießen in der grauen Masse menschlicher Gehirne. In den Ritzen und Hohlräumen, die’s in immer mehr Köpfen gibt und aus denen’s Tag für Tag lauter dröhnt – so kommt’s einem doch vor, nachrichtenmäßig.
Aber das hat nun bald ein Ende. Es braucht nicht mehr als ein sanftes Tätscheln des Hinterkopfs, ein zärtliches Massieren, und alle neuronalen Kreise schließen sich wieder. Alle werden wieder vernünftig. Und das Ende der Welt ist ferner denn je.