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Ende der Welt - Die tägliche Glosse Wagenfahrer-Elite

Albert Einstein und der Terminator wollen das Image des Zweirads aufmöbeln. Doch am Ende sind es immer die fetten Karren, die Eindruck schinden. Das Resümee unserer Glossenautorin Katharina Hübel nach 3000 Jahren Wagenfahrer-Elite.

Von: Katharina Hübel

Stand: 25.07.2024

Was haben Albert Einstein und der Terminator, aka Arnold Schwarzenegger, gemeinsam? Sie fahren gerne Rad. Mr. Mind und Mr. Body sind sich einig. Eine bessere Imagekampagne gibt es gar nicht. Arni wurde mal öffentlichkeitswirksam in der Halle des Münchner Hauptbahnhofs von der Polizei beim Radfahren gestoppt, weil er Reisende umkurvte. Und Einstein hatte stets einen Postkartenspruch parat: „Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muss sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.“ Eine schwarz-weiß-Fotografie zeigt den Physiker bei der praktischen Anwendung dieses Theorems breit grinsend und glücklich, die weiße Mähne vom Fahrtwind: zerzaust.

Das Rad als solches war schon eine Mega-Innovation in der Menschheitsgeschichte, und auch das Radeln selbst führt immer wieder zu wissenschaftlichen Durchbrüchen. Die Idee zur Relativitätstheorie kam Einstein: beim Radfahren. Doch am Ende sind es – allen guten Argumenten zum Trotz – immer die fetten Karren, die den Eindruck schinden. Das zeigt die Geschichte.

Seit der Erfindung des Rads gilt für den homo sapiens: ein Gefährt mit vier Rädern ist das bessere Statussymbol. Ein schicker Wagen bedeutet Macht, Ansehen und Prestige. Schon in der Bronzezeit existierten Herrscher, die von Archäologinnen und Archäologen als die „Wagenfahrer-Elite“ bezeichnet werden. Sie hatten Prunkwagen von metallenem Glanz, mit ordentlich PS und aufgehübschten Felgen. Diese fetten Karren waren so wichtig für sie, dass sie sich sogar damit haben beerdigen lassen. Die Überreste einer solchen letzten Fahrt sind jetzt – 3.000 Jahre später – im Germanischen Nationalmuseum Nürnberg zu sehen, dort ist ab heute das „Wagengrab von Essenbach“ ausgestellt. Eine unübertroffene Grabbeigabe.

Vielleicht ist es ja bald wieder im Kommen?

Andi Warhol beispielsweise hat gerade mal eine Flasche Estee-Lauder-Parfüm mit im Sarg, Bob Marley immerhin seine rote Gitarre und etwas Marihuana, Roald Dahl – weshalb auch immer – eine Motorsäge, Toni Curtis sein iPhone – und aber auch: Fahrhandschuhe, stilvolle Lederhandschuhe fürs Lenken seines Autos.

Vielleicht ist es ja bald wieder im Kommen? Das Wagengrab im bronzezeitlichen Stil? George Clooney beispielsweise hat in seiner Fahrzeugsammlung ein 99-Zentimeter-Auto, das wäre doch was Zeitgemäßes für einen beengten Stadtfriedhof. Ob allerdings Clint Eastwood mit der Elektroausgabe seines niedlichen Fiat500 bei zukünftigen Generationen Eindruck schinden könnte? Dann doch eher der schnittige weiße Lamborghini mit den goldenen Streifen, der im Partnerlook für Papst Franziskus designed ist.

Aber vielleicht setzt sich das Fahrrad mit zunehmendem Umweltbewusstsein dann doch eines Tages durch: wenn schon nicht mit Arni und Albert, dann vielleicht mit königlichem Geblüt: Mit Willem Alexander, König der Niederlande, bekennender Radfahrer wie seine Vorfahren. Das wäre doch schick: Ein königliches Lastenrad als Grabbeigabe. Zu sehen in 3.000 Jahren. Im niederländischen Nationalmuseum.


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