Bayern 2 - Die Welt am Morgen


2

Ende der Welt - Die tägliche Glosse Zu wenig!

Alle reden vom Überfluss, doch auch auf einmal kommen wir zu kurz. An allen Ecken und Enden ist zu wenig da. Eine zu kurzgekommene Glosse von Severin Groebner.

Von: Severin Groebner

Stand: 12.11.2024

Seit Jahren heißt es, wir würden in einer Überflussgesellschaft leben. Das scheint sich gründlich gewandelt zu haben. Innerhalb von Tagen. Wie es aussieht, gibt’s auf einmal von allem zu wenig. Nicht nur grundsätzlich „zu wenig Zeit“, wie alle ständig jammern. Nein, angefangen hat es mit der US-Präsidentenwahl, bei der die Demokratische Präsidentschaftskandidatin zu wenig Stimmen bekommen hatte. Keine vierundzwanzig Stunden später hatte der Bundeskanzler plötzlich zu wenig Geduld mit seinem Finanzminister, worauf der mit seiner Partei die Koalition verlies, weswegen die Regierung wiederum auf einmal mit zu wenig Parlamentssitzen da stand.

Deswegen stehen jetzt Bundestagswahlen ins Haus. Und was sagt die Bundeswahlleiterin dazu? Die meint: Es gäbe womöglich zu wenig Papier für eine baldige Neuwahl. Wer einen Beweis gesucht hat, dass Deutschland zu wenig in die Digitalisierung investiert hat, hier ist er: Zu wenig Papier. Was kommt als nächstes? Klagt die Verwaltung, dass sie zu wenig Lochkarten bekommen hat?

Mittlerweile mangelt es aber der FDP nicht nur an Schildern, sondern auch an Verkehrsministern

Es erinnert einen an das Argument des FDP-Verkehrsminister Wissing von vor ein paar Jahren. Der meinte ja 2022, es gäbe für die Umsetzung eines Tempolimits auf Autobahnen… nein, nicht zu wenig Autos, das ist wirklich nicht das Problem in diesem Land… nein, es gäbe zu wenig Verkehrsschilder. Und dass in dem Land, wo man sich die schönen Geschichten über die Schildbürger erzählt.

Mittlerweile mangelt es aber der FDP nicht nur an Schildern, sondern auch an Verkehrsministern. Denn genau der hat ja die Partei verlassen. Und ist in der Ampel gegblieben. Gut, dass ein Verkehrsminister gern in einer Ampel bleibt, ist auch irgendwie logisch.

Wann nun aber neu gewählt werden wird, wissen wir immer noch nicht. Denn zwischen den Parlamentsparteien gibt es zu wenig Übereinstimmung in dieser Frage. Der Kanzler selbst weiß noch nicht, wann er das Parlament um sein Vertrauen bitten soll, um dann von diesem zu wenig davon zu bekommen. Denn erst danach kann gewählt werden. In der Wahlkabine oder per Briefwahl. Wobei letzteres schwierig werden könnte. Denn die Post erhöht ab 1. Januar die Tarife und verlängert gleichzeitig die Zustellfristen. Grund dafür: Zu wenig Briefe. Der Transport weniger Briefe braucht also länger als der von vielen. Da hat man doch den Eindruck, dass es hier an etwas ganz anderem mangelt. Und ich würde es Ihnen auch sagen, was das ist. Aber leider bleibt mir jetzt zu wenig Zeit dafür.


2