Der Birnbaum von Theodor Fontane Erfolgreiche Spurensuche
1889 schrieb Theodor Fontane ein Gedicht über einen Birnbaum in Ribbeck im Havelland und den spendierfreudigen Gutsbesitzer. Der Birnbaum wurde zwar berühmt, doch welche Birnensorte er trug, fand erst ein niederbayerischer Pomologe heraus.
Es gilt als das wohl bekannteste Gedicht aus der Feder Theodor Fontanes: "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland". Die Ballade erzählt von einem Toten unter einem Birnbaum - vom guten alten Ribbeck, der darum gebeten hatte, ihm eine Birne ins Grab zu legen, damit die Kinder der Gegend auch dann noch Früchte von ihm bekommen könnten, wenn sein geiziger Sohn seinen Garten übernommen hätte. "So spendet Segen noch immer die Hand / Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland", so lauten die letzten Zeilen des Gedichts.
Birnen sind in Ribbeck überall
Dieser bekannteste Birnbaum der Literaturgeschichte hat Ribbeck in der Mark Brandenburg, 30 Kilometer westlich von Berlin, berühmt gemacht. In dem kleinen Ort dreht sich heute alles um die Birne. Doch die Birnensorte aus der Ballade über Gutsherrn Hans Georg von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, der von 1689 bis 1759 lebte, suchte man dort bis vor wenigen Jahren vergebens: Der vermutlich originale Ribbecksche Birnbaum war 1911 bei einem Sturm umgefallen und von der Familie durch einen anderen Baum ersetzt worden.
Akribische Spurensuche nach dem Ribbeckschen Birnbaum
Den Niederbayern Dr. Arthur Steinhauser ließ das keine Ruhe. In geradezu kriminalistischer Kleinarbeit hat der promovierte Forstwissenschaftler und Pomologe herausgefunden, welchen Birnbaum Theodor Fontane beschreibt - denn die Williams Christ Birne, die bis vor wenigen Jahren vor dem Schloss der von Ribbecks auf Ribbeck im Havelland stand, konnte es nicht sein: Die Früchte des Birnbaums mussten klein genug sein, dass man mehrere davon in die Hosentasche stecken konnte. So beschreibt Fontane sie in seinem Gedicht.
Theodor Fontanes Ballade, gelesen von Herrn von Ribbeck
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Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland
Birnen in der Zeit des Hochbarock im Havelland
Diese Beschreibung war einer von vielen Hinweisen, denen Steinhauser folgte - bis der heute 80jährige die richtige Sorte identifizieren konnte: die römische Schmalzbirne, auch Melanchthon-Birne genannt. Die Früchte schmecken süß, haben eine leuchtend gelb-rote Farbe und es ist sehr wahrscheinlich, dass es diese Sorte auch in der Zeit des Hochbarocks im Havelland gab. Steinhauser gelang es, die inzwischen selten gewordene Sorte wieder zu kultivieren, indem er von sehr alten sortenechten Spenderbäumen Reiser entnahm und einen robusten Birnbaum damit veredelte.
Das Gedicht zur Erinnerung
Als Dankeschön überließ Friedrich Carl von Ribbeck seinem niederbayerischen Freund die Kopie eines Stückes Weltliteratur: Die Ballade von Theodor Fontane in dessen original Handschrift "Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland"
Seitdem stehen im niederbayerischen Mitterskirchen und in Ribbeck Melanchthon-Birnbäume. Denn selbstverständlich hat Dr. Arthur Steinhauser auch Friedrich Carl von Ribbeck, dem Nachkommen des legendären Gutsherren von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, ein Exemplar des berühmten Baumes überlassen. Dort wächst und gedeiht der Birnbaum wieder vor Schloss Ribbeck - und zeugt damit auch von der dicken Freundschaft, die nun zwischen dem Birnbaumgelehrten aus Niederbayern und dem von Ribbeck-Nachfahren besteht.
Rezepttipp
Haben auch Sie jetzt Lust bekommen auf den Geschmack von feinen, süßen Birnen? Dann probieren Sie doch einmal das Rezept für den Niederbayerischen Birnenstrudel nach Elfi Steinhauser aus!